Tragik des Lebens

Vor kurzem war ich wieder einmal im Müze. Etwa vier oder fünf Frauen waren mehr oder weniger hochschwanger und wurden wahrscheinlich mit den üblichen Fragen gelöchert (auch von mir): Wie geht es Dir? Wann ist denn der Termin? Was wird es? Die Vorfreude aufs Kind ist bei allen gross und wir anderen Mütter strahlen mit ihnen um die Wette. Nur: Während die meisten von ihnen gesunde Kinder zur Welt bringen und glückliche Mütter sein werden, hat es eine von ihnen nicht geschafft. Heute morgen habe ich mit Schrecken J’sTodesanzeige in der Zeitung gesehen. Der Schock sitzt mir noch jetzt in den Knochen. Ich habe im Müze noch mit ihr gesprochen, sie schon vorher einige Male dort getroffen. Ihre Jüngste ist im Alter unseres Sohnes. Wie einem Kind erklären, dass die Mama nicht mehr kommt? Furchtbar. Unvorstellbar. Und doch Realität für diese Familie.

Eine Schwangerschaft ist immer ein Risiko

Wie ich gehört habe, sind J. und ihr Baby während der Geburt an einer Fruchtwasserembolie verstorben. Die Chancen, so eine Komplikation zu überleben, sei gering. Es muss auch für den Arzt, die Hebamme sehr schwer gewesen sein. Mit welchen Gefühlen gingen sie wohl nach Hause und wieder zur Arbeit, zur nächsten Schwangeren, zur nächsten Geburt? Wie muss das auf andere Schwangere wirken, so etwas zu erfahren? Denken sie daran, wenn sie später selber in den Wehen liegen? Was für ein Glück ist es, eine gute Schwangerschaft zu erleben und ein gesundes Kind zu Welt bringen zu dürfen! Eine Schwangerschaft, man vergisst es oft, birgt immer Risiken. Die Geburt, egal ob natürlich oder per Kaiserschnitt, ist ein „Eingriff“ in den Körper, kein Spaziergang. Jede erfährt dies, wenn es auch nur die leichtesten Komplikationen gibt. Nicht wenige erfahren nach der Geburt, wie knapp es gewesen ist – für sie oder für das Baby. J. und ihr Baby – sie fliegen nun gemeinsam mit den Engeln und lassen Mann und Kinder hilflos und verzweifelt zurück. Wie schnell verblassen da unsere Problemchen wenn wir erkennen, wie viel Glück wir haben, dass es uns gut geht. Mit anderen Augen sehen wir angesichts solcher Schicksale auf unser Leben. Und vergessen doch Tag für Tag, wenn der Schock allmählich wieder aus den Knochen weicht, viel zu schnell, wie dankbar wir sein sollten. Und regen uns wieder über Kleinigkeiten auf. So geht es auch mir. Leider. Viel zu wenig schätzen wir unser Glück. Mir bleibt nur zu hoffen, dass ihre Familie genügend Unterstützung erfährt um zu verarbeiten, was geschehen ist, sich wieder zu finden. Noch immer kann ich nicht glauben, was passiert ist. Mir fehlen die Worte…

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  1. Sehr schön geschrieben.

    Tragisch, sehr tragisch…….arme Familie die zurück bleibt.

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