Buchrezi: "Kindheiten" von Michaela Schonhöft

Wie Ihr wisst, bin ich mit meinen Rezensionen weit hintendrin, mangels Zeit, extrem mangels… nun, heute schaffe ich mal wieder eine (clap your hands, say yay! 😀
Das Buch musste ich, sh. oben, mangels… in mehreren Etappen lesen, weshalb Ihr mich entschuldigen müsst wenn ich Euch eine unzusammenhängende Rezi schreibe heute. Ich gelobe Besserung und arbeite seitdem mit Post-Its damit ich die wichtigen Stellen bei der Rezi nochmals verinnerlichen kann. Vlt wären Notizen auch eine Idee *grübel*. Egal…
Bitte entschuldigt, die Verwirrung mit den Aufzählungszeichen, hat irgendwie nicht so ganz geklappt, Punkte, Quadrate und leere Punkte sind gleichwertig anzusehen, es gibt keine Unterpunkte 😉 Danke!

Mein Fazit

Ich fand dieses Buch durchaus inspirierend und sehr spannend (das Dranbleiben scheiterte wirklich nur an Müdigkeit und wenig Zeit vor dem Schlafengehen). Es bestärkte mich zudem sehr in meiner Einstellung darin, was Babys/Kinder brauchen. Wer einmal seinen Blick in verschiedene Kulturen schweifen will, dem sei die Lektüre genau so ans Herz gelegt wie jedem der sich gerne mit dem Aufwachsen von Kindern und ihren Bedürfnissen beschäftigt. Der letzte Teil des Buches beschäftigt sich auch mit Schulkindern… Befragt wurden Eltern aus Amerika, Indien, Asien, Europa und Afrika, also aus allen möglichen Ländern der Welt 😉
Hier könnt Ihr das Buch kaufen: Kindheiten: Wie kleine Menschen in anderen Ländern groß werden

Auszüge, Bemerkungen und so…

  • Warum afrikanische Babys weniger schreien

    Kleinkinder verbringen einen Grossteil des Tages in einem Tuch auf der Hüfte der Mutter, gestillt werden sie nach Bedarf. Die Menschen reagieren innerhalb von Sekunden auf das Geschrei ihrer Säuglinge und beruhigen sie.

Nichts Neues, nichts, das ich hier nicht schon lange predige… 😉 Aber so läuft’s halt jenseits von Afrika (hierzulande) meistens (noch):

Deutsche Mütter nehmen sich in den ersten Jahren viel Zeit für ihre Kinder, sehr innig werden sie (…) aber nicht. Das Kind steht zwar im Mittelpunkt. Aber es liegt die meiste Zeit in seinem Bett, im Kinderwagen oder auf der Krabbeldecke.

  • Mama schafft es nicht allein

    Die Familien von heute sind klein. Sie schaffen es nicht, all die Anforderungen, die sich an die Erziehung eines Kindes und an die gesundheitliche Entwicklung stellen, von allein zu bewältigen. Das Erziehen der Kinder ist eine öffentliche Verantwortung, an der sich die ganze Gesellschaft beteiligen muss.

Es braucht ein Dorf…“ Ihr wisst, was jetzt kommt. Oder eine Krippe, eine Tagesmutter, eine Nanny, die Grosseltern, die Nachbarn… In den einen Ländern setzt man auf Kitas (Frankreich), in anderen auf die Verwandtschaft. Wichtig ist die Qualität der Betreuung
Erwähnt wird übrigens auch eine Studie, die herausfand, dass bei einem staatlichen Zuschuss von mehr als 6€ pro h geleistete Hausarbeit der Gewinn für den Staat 6x so hoch ist! 1,4 Millionen nehmen in Frankreich Bonuschecks für Haushalthilfen in Anspruch um mehr Zeit für die Familie zu haben. Worauf warten die anderen Länder noch!?

  • Die Entdeckung der Langsamkeit
    Natürlich findet auch Jean Liedloff Erwähnung… Die Yequana-Indianer verbringen viel Zeit mit ihren Kindern, kommen aber trotzdem anderen Aufgaben nach. Man sollte nicht zuviel aus eh schon begrenzter Zeit herausholen – ein Affront an die sogenannte „Quality Time„. Also: reduziert eure To-Do-Listen, streicht so viele Termine aus Eurer Agenda wie nur möglich. Kinder wollen vor allem Spass haben und nicht von A nach B hetzen…

  • Traumatisierte Eltern: von der Schwierigkeit zu lieben
    Ist Schonhöft mutig wenn sie das Wort Faschismus im selben Atemzug mit der Erziehung in den Mund nimmt? Mitnichten! Das sollte auch mal gesagt sein, ade Prügelstrafe, Züchtigung und autoritäres Regime, „Schwarze Pädagogik“ und Bestrafung:

    Es wuchsen Menschen heran, unterdrückt und gedehmütigt, die später als Täter und Mitläufer den Faschismus möglich machten und die dann als Eltern begeistert die Erziehungsideologie der Abhärtung (…) verinnerlichten.

    „Wer heute nach mehr Disziplin und Gehorsam ruft, wer ständig von Grenzen setzen spricht, wer gar einen Elternführerschein fordert, damit die Normen der Experten besser in den Familien wirken (…), der sollte sich zumindest bewusst machen, in welche Tradition er sich stellt.“

Wollen wir kleine Nazis heranzüchten? Wollen wir nicht! Und damit wären wir dann bei Liebe und Eigenständigkeit“ von Alfie Kohn.

  • Viele Eltern haben damals den Fehler gemacht, schon sehr früh sehr viel Verständnis von den Kleinen zu erwarten, ein Abstraktionsvermögen vorauszusetzen, das Kinder in jungen Jahren noch gar nicht haben können. Und genau da unterscheiden sich die westlichen Erziehungskonzepte, ob konservativ oder antiautoritär, von vielen Kindheitsphilosophien im Pazifik, in Asien und Teilen Afrikas. Die besagen, schlicht ausgedrückt: Kinder können vieles noch gar nicht begreifen. (…) Ein demokratischer Charakter ist nichts, was sich aus einem Naturgesetz entwickelt, es ist eine kulturelle Höchstleistung.

  • Wissenschaftler haben in tausenden Studien weltweit untersucht, wie sich strenges od weniger strenges Verhlten von Eltern auf das Glück und Gedeihen der Kinder auswirkt. Das vorläufige Fazit lautet: Kinder profitieren keineswegs davon, wenn sie mit harter Hand erzogen werden – sondern v.a. dann, wenn sie ständig ermuntert werden, wenn man ihnen Fehler zugesteht und ihren v.a. oft und immer wieder erklärt, warum die Dinge im Leben so laufen.

    Demokratie im Kinderzimmer ist ein erstrebenswertes Ziel! Sowohl die schulische Integration als auch die Selbstachtung steigt wenn die Eltern Kinder bei Entscheidungen miteinbeziehen.

    Und wieder: Alfie Kohn…!

    • Das Prinzip der harten Hand in Verbindung mit emotionaler Distanz ist ein Konzept, das keine glücklichen Kindheiten schafft. Es hat sich entwickelt, als in Europa und Nordamerika ein Krieg dem nächsten folgte, als die Gesellschaft fest davon überzeugt war, nur mit emotionaler Härte schlimme Zeiten überstehen zu können. Inzwischen sollte bekannt sein: Genau das Gegenteil ist der Fall.

    • Auch von Belehrungen, Beschimpfungen, Beleidigungen hält der Psychologe nichts. Die seien Ausdruck von Hilflosigkeit. Eltern erlägen nach verletzenden oder provozierenden Handlungen ihrer Kinder häufig dem „Vergeltungsdrang„, dem „Drang zur Antwort“ und verblieben damit in der „Eskalation„.

    • Grössenwahn, Multioptionsgesellschaft, grenzenloser Narzissmus in einer Welt voller Casting- und Realityshows. Eltern vergleichen bereits im Säuglingsalter: Wer schläft schon durch? Wer bringt mehr auf die Waage? Aufhören! Sofort! Lasst Eure Kinder Kinder sein und versucht nicht, kleine Superstars heranzuzüchten!
      Die Rede ist bald auch von China und seinen Einzelkindern und natürlich von Tiger Moms… Amy Chua sollte mittlerweile auch jedem ein Begriff sein. G-r-u-s-e-l-i-g!
    • Kinder brauchen Kinder. Auch das nichts Neues. Aber in unseren isolierten Kleinfamilien leider immer schwieriger, wo man für den Kontakt zu anderen Kindern oft gezielt auf die Suche muss…
    • Grüne Beruhigungspillen
      Natürlich ist auch Ritalin ein Thema. Die Natur. Hüther kommt zu Wort (auch dieses Buch liegt hier noch fast ungelesen rum: „Wie Kinder heute wachsen„.

      Der Neurobiologe Gerald Hüther ist überzeugt, dass hyperaktiven Kindern nicht nur Platz zum Herumtoben fehlt, sondern v.a. ein gemeinsames Ziel, ein starker Familienzusammenhalt. Die Lebenswelt moderner Familien habe sich grundlegend verändert, sagt er. Es sei nichtmehr nötig, sich gemeinsam um die Sicherung des familiären Zusammenlebens zu kümmern, (…) So ist in diesen Familien vieles verschwunden, was sie noch vor einigen Generationen zusammengehalten hat (…) Familien, meint er, müssen wieder mehr Wert auf gemeinschaftliche Unternehmungen legen…

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