Jetzt oder nie… Ein Kampf im Ring?

Gestern war ich mal wieder im Training… Haha, nichts Neues, ich weiss… MMA war angesagt und es war wie immer wahnsinnig spannend, schweisstreibend, anstrengend, lehrreich und fordernd. Aber ich kann sagen: fast nichts macht mich glücklicher als das! Dass Sport glücklich macht, ist ja auch nichts Neues. Endorphin-Ausschüttung oder so… Und ich denke, dass wir Menschen, die wir uns ja „dank“ Evolution und technischen Fortschritts in der Regel nicht mehr gross bewegen (müssen), ein natürliches Bedürfnis nach körperlicher Verausgabung haben.

Sich mit anderen messen…

Diejenigen, die regelmässig Sport machen, wissen, was ich damit meine, wenn ich sage, dass man unangenehm unruhig und „niatig“ (zickig, schlecht gelaunt) wird, wenn man diesem Bedürfnis mal nicht nachkommt. Betreibt man zudem noch einen Sport, in dem man die Möglichkeit hat, sich mit anderen zu messen, die in etwa das selbe Level haben, macht es die Sache gleich noch attraktiver, wie ich finde.

Wobei es natürlich zahlreiche Breitensportler gibt, die es bevorzugen, allein um die Häuser zu joggen oder im Studio Gewichte zu heben. Ist dann ja auch OK…

Wir Kampfsportler sind ja noch ’ne Runde verrückter – zumindest in den Augen Aussenstehender. Messen wir uns doch nicht nur über ein Netz (im Tennis z.B.) oder auf einer Tartan- oder Schwimmbahn, nein, wir stehen in direktestem Körperkontakt und tun uns gegenseitig (ein bisschen?) weh. Immer fair natürlich und nicht ohne Regeln. Dennoch: nicht jeder kann das: einstecken, austeilen.

Und einem anderen so nah sein wie man es im Bodenkampf ist (Frauen gibt es nur wenige). Ich hatte nach dem gestrigen Sparring an ziemlich vielen Körperstellen blaue Flecken und eine Schürfung am Knie. Mein Kopf schmerzte und ich war so richtig fertig. Am Tag danach spüre ich auch langsam die Muskeln. Aber es ist geil, ein geiles Gefühl. Und es macht ein bisschen süchtig…

Kämpfen vor Publikum oder nicht?

Jetzt wurde mir gestern auch noch überraschend mitgeteilt, dass es evtl. eine Gegnerin für mich gäbe an der Fight Night im April. So ein Nebenkampf als Amateur… Eine Seite in mir bekam schleichend Panik (die Seite, die nicht gern verliert, die Angst hat, im Mittelpunkt zu stehen und v.a., zu versagen und zu enttäuschen… Die Seite, die nicht glaubt, dass sie sowas kann, weder körperlich noch mental und v.a. nicht in punkto ihrer Fähigkeiten…).

Die andere Seite war sichtlich angetan von dieser Chance und rechnete sich auch Chancen aus… Ich habe, voller Adrenalin(?) und voll der Rangelei der beiden Seiten in meinem Kopf, in dieser Nacht kaum geschlafen. Soll ich? Soll ich nicht? Einfach ins kalte Wasser schmeissen? Würde ich in knapp einem Monat noch genug dazu lernen können? Ich, die das Gefühl hat, nichts zu können und viel zu unüberlegt zu kämpfen, zu viele Schläge/Tritte gar nicht richtig durchzuziehen…

Zu wenig Kombinationen zu machen, zu wenig Hüfteinsatz, die Deckung immer vergessen und und und… (Anmerkung: es wäre kein MMA-Kampf, nur stehend schlagen und treten. Mit Schienbeinschonern und „Helm„)
Würde ich, vor lauter Nervosität, vor den ganzen Zuschauern im Ring zu stehen, nicht mehr wissen, was zu tun ist?

Was wäre wenn…

Würde ich es schaffen, die Zuschauer „auszuschalten“ und mich auf meine Gegnerin zu konzentrieren? Würde ich mitbekommen, wenn mir jemand zuruft, was ich besser machen soll… Würde es mich ablenken? Würde ich, unwissend, wann der Kampf stattfindet, an diesem Tag vielleicht zu müde sein? Würden die Linsen schlecht sitzen?

Wenn ich verlieren würde, wäre ich nachher bei den anderen im Club unten durch und würde belächelt werden, so sehr, dass ich mich nicht mehr ins Training trauen würde? Kann ich diese Gedanken einfach mal beiseite schieben weil das alles gar nicht relevant ist? Weil man einfach hin geht und macht und weil man nicht verlieren kann, nur lernen?

Ich schätze, Ihr könnt Euch nun vorstellen, warum ich kaum ein Auge zugetan habe… nur 2×2 min wären es. Es wäre schnell vorbei… aber ich kenne die Gegnerin nicht und natürlich malt sich die pessimistische Seite in mir gerade aus, wie sie sich Rocky-mässig gerade in 15 Trainingseinheiten pro Woche und mit einem mega Coach auf die Fight Night vorbereitet. Wie sie immer schneller und stärker wird und… Wie Rocky halt? 😀

Ich hasse solche Entscheidungen

Ich bin unmöglich, oder? Ich mache das! Mache ich das!? Now or never? Ich bin eine bald 35-jährige Muddi. Es gibt wahrscheinlich nicht mehr viele Chancen, mal im Ring zu stehen. Warum es nicht einfach als just for fun ansehen? So viel wie jetzt werde ich wahrscheinlich auch nicht ewig mehr trainieren können… Ach Mist, diese Entscheidungen immer…

Wenn ich jetzt vollen Mutes annehme, werde ich es mit Sicherheit bereuen und mir vor Angst in die Hosen machen an diesem Tag/Abend im April… Ach du Sch…

Edit: Mein Trainer hat mir die Entscheidung abgenommen. Er hielt mich noch nicht für bereit. Und das war auch OK so, zumal ich nur wenig später mit meinem 3. Kind schwanger war… 🙂 Der schönste Trost der Welt!

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