Grafik mit Gummischuhen

Mom-Style #not – Mama ohne Stil

Immer wenn ich eine offensichtlich frischgebackene Mama sehe, die perfekt geschminkt und adrett gekleidet ist, falle ich fast um – vor lauter Respekt, Verwunderung und blankem Neid (letzteres ist jetzt ein wenig übertrieben… :D). Ich schaue dann pikiert auf den Boden oder besser auf meine ausgelatschten Plastik-Ungeheuer, die meine Füsse umhüllen und raune meinem Mann irgendwas im Sinne von „wie macht die das nur!?“ zu. Wissend, dass mein Mann einiges mehr Wert auf ein gesellschaftlich konventionelles Äusseres legt, als ich, habe ich die Antwort bereits antizipiert: „Tja, andere Prioritäten…“ Ich höre einen Unterton mit, der in die Richtung von „ja, so eine Frau hätte ich auch lieber“ geht oder auch in „Du setzt Deine Prioritäten generell komplett falsch„. Aber ich glaube, er hat sich so langsam damit arrangiert…

Seit ich Mutter bin und nicht mehr in einem Büro arbeite, vertrocknet mein Make-up im Schrank. Die schickeren Kleidungsstücke aus längst vergangenen, schlankeren(!) Tagen sind nettes Motten-Futter. Schuhe mit Absätzen müffeln seit Jahren vor sich hin. Die (wenigen!) Designer-Handtaschen verstauben immerhin nicht (weil sie im Staubbeutel liegen :D)…

Willkommen in der Welt des pragmatischen Mom-Style, der keiner ist…

Nach der Geburt des Grossen habe ich wochenlang die Kleidung 24h lang durch getragen. Tag und Nacht waren vermischt. Ich schlief, wann ich konnte und ich wollte das möglichst effizient machen, mir also die Zeit zum Umziehen sparen (ja, lacht nur!)… Selbstverständlich bin ich dann auch in Gammel-Klamotten (nein, nicht im Schlafrock, das nun doch nicht) raus. Geduscht habe ich seltener, nämlich dann, wenn ich mich selber nicht mehr riechen konnte (heute bemühe ich mich darum, ein wenig öfter Wasser zu sehen…). Beginnen wir aber zuoberst…

Mom-Bun (oder: Mama-Dutt) – La Frisur!

Frau mit Dutt im Mom-Style Ich erwäge es jedes Mal, gewagt habe ich es nur nach der Geburt des 2. Kindes: Weg mit den Haaren! Bekäme ich noch ein Kind (tue ich wohl eher nicht), würde ich mir wohl in den letzten Schwangerschaftswochen die Haare abrasieren, komplett. Aber jetzt getraue ich mich das natürlich nicht. Erstens sehe ich super-männlich aus mit kurzen Haaren, also superdoof (dieses letzte Stück Weiblichkeit will ich mir noch erhalten). Zweitens muss man kurze Haare stylen damit man nicht verwahrlost aussieht.

Mein Kompromiss ist deshalb der Mom-Bun: man nehme die ganzen, dicken weil un-gebürsteten Haare und binde sie mit einem Haargummi hoch – voilà! Frisur in 5 Sekunden! Und keiner sieht, wie sich darunter schon langsam Rastas bilden, Läuse einnisten, abgestorbene Haare zu Tausenden vor sich hin modern. Einmal in der Woche wasche man das Gestrüpp (dann duftet es wenigstens gut) und binde es mangels Fön-Zeit noch nass wieder hoch, wo es dann bis zur nächsten Haarwäsche wieder verharrt. Einen Terminkalender braucht es nicht, ein langsam sich steigernder Juckreiz verrät, dass es wieder an der Zeit wäre… #messyhairdontcare

Mom-Face: die grelle Realität

(Ohne Foto – so mutig bin ich nicht! :D)
Wie es sich für einen richtigen Mombie gehört, hängen die Augenringe tief, tragen die Falten auf und streuseln die verstopften Poren über’s ganze Gesicht. Es ist wirklich. Nicht. Lustig! Dass mich meine Brow-Designerin (leichte Übertreibung :D) seit Weihnachten nicht mehr zu Gesicht (haha) bekam, muss ich wohl nicht extra erwähnen? Joa, die spriessen auch in alle Richtungen gerade… Nur eine mindestens dreistündige Session bei der Kosmetikerin und Botox könnten jetzt noch irgendetwas verbessern. Um ein gelungenes Selfie zu machen braucht es ungefähr gleich viel Zeit plus einen dicken, fetten Filter, der die Make-up-Schicht ersetzt. #fürmehrRealitätindensozialenMedien #wirsinddabei

Mom-Outfit – praktisch und bequem

Ja, bequem muss es sein. Schliesslich gammelt man oft zuhause rum. Oder rennt den Kindern irgendwo nach. Oder verrenkt sich beim Wegsaugen von Decken-Spinnweben. Schön? Is‘ nich‘. Wer will schon Tomaten- und Schweissflecken auf dem Designer-Oberteil? Oder sich ständig umziehen müssen weil das Baby einem in den Rücken gespuckt hat oder die Stilleinlage verrutscht ist? Schmutzige Patschehändchen sind auch so ein Thema… Mein Outfit muss mindestens 4 Dinge erfüllen: schnell an- und ausziehbar, stilltauglich, nicht heikel, bequem und, optional: schwarz (macht schlank, Ihr wisst Bescheid! 😉 Und wenn man vor die Tür muss? Die Umstands-Jeans leistet da gute Dienste. Ja, auch Monate nach der Geburt noch *räusper*. Ja, auch die Figur ist nicht Prio A… Tja… Das einzige, was an meinen Ausgeh-Outfits schick ist, sind die Tragetücher 😛 #mompantsgotitall 

Mom-Feet. Von Plastikungeheuern…

Gummischuhe Babys lassen sich bekanntlich nicht gerne ablegen. Zumindest nicht lange… Ich nutze also die Zeit, in der sich die Kleine kurz auf der Spieldecke zufrieden gibt, um auf’s Klo zu rennen. Oder mir einen Kaffee rauszulassen. Eine Tafel Schokolade zu inhalieren. Eine Mail zu beantworten. So lebensnotwendige Sachen halt. Ihr kennt das. Nicht aber, um mir Schuhe zu schnüren, einen Reissverschluss zu schliessen oder so. Ne!

Bevor ich das Haus verlasse, lege ich das Baby nicht mehr ab. Da ist auch kein Platz für in der Garderobe. Es bleibt auf dem Arm. Oder im Tuch. Die logische Konsequenz: die Schuhe müssen ohne Einsatz meiner Hände an- und ausgezogen werden können. Und es gibt nur sehr wenige Modelle, welche dieses Attribut mit sich bringen: Gummifüsse (sh. Foto), Regenstiefel und weite Boots. Wenn es nicht regnet, schneit oder eiskalt ist, müssen also die Gummi-Dinger herhalten. In kinderlosen Zeiten rümpfte man darüber noch die Nase. Jetzt sind sie nicht mehr wegzudenken… #nonamebutfame #justdontlookdown

Mom terrible – es ist egal, was die anderen denken

Ihr merkt… #zeitersparnisistalles #stylegibtsdannwieder2021 #sowhat? #whocares #esgehtmirgut 
Yup, ich setze meine Prioritäten anderswo. Ich muss keinen Schönheitswettbewerb gewinnen. Meinen Kindern ist es (noch) piepegal, wie ich aussehe. Aber sowas von! 
Umgekehrt gehöre ich auch zur Fraktion Rabenmutter (denken wohl manche), weil ich meine Kinder auch mal mit zerschlissenen Jeans (ey, das war mal in – remember?) oder einem Fleck (kreisch!) auf dem Pulli losschicke.

Nennt mich enfant, äh, mom terrible… ABER, im Ernst: man muss sich mal losreissen können von der Angst, was andere denken könnten: die sind arm! die haben keine Waschmaschine! Na, und!? Sollen sie das denken (tun sowieso nicht alle, ich mein‘ Kinder machen sich ständig schmutzig und die zerschlissene Jeans, dieses Problem kennt wohl auch jede Familie…).
By the way, falls es jemanden interessiert… Wenn ich adrett geschniegelte Kinder im Ralph-Lauren-Polo-Shirt sehe, denke ich mir auch was und zwar: Oh Gott, Katalog-Kinder! Instagram-Marionetten! Die Armen! Dürfen nicht mal in die Nähe eines Sandkastens! Diese Eltern, was für Spiesser! Müssen ihr Geld so offen zur Schau stellen wie ihren Bentley, tsss…

Mom normal – geht auch

Klar gibt es einen Mittelweg, nämlich ein normal und trotzdem sauber und intakt angezogenes Kind bzw. Mutter. Normal halt. Ist ja auch gut, nichts zu beanstanden. Gibt es hier auch mal für fünf Minuten. Aber: Ich bin da einfach sehr pragmatisch: man mag ja mich bzw. mein Kind und nicht meinen Style. Ich habe ja wiederum auch Kolleginnen, deren Stil ich schräg finde, die Person aber nett. Natürlich bin ich nicht so unangepasst, dass ich Abendveranstaltungen in Jogginghose besuchen würde. Aber im Alltag muss der Mom-(Un)Style einfach genügen, Punkt!

Also: befreit Euch davon, Eure Zeit dafür aufzuwenden, was andere dafür denken; die schenken Euch keinen müden Rappen für korrektes angezogen sein! 😉 Und es gilt der Slogan: entweder sieht die Wohnung gut aus oder die Kinder oder ich. Aber nicht alles zusammen  – #peace 😉

Weiterlesen

12 comments
  1. […] mir selbst, und das will ich irgendwann wieder. Dann werde ich vielleicht auch irgendwann den „Mom-Un-Style“ wieder los, denn den perfektioniere ich ja auch v.a. dank meiner Figur. Weniger Pfunde heisst […]

  2. […] ? ? Nun ja, eine positive Nebenerscheinung wäre, dass ich meinen geliebten und gepflegten Schmuddellook vielleicht auch wieder loswerde… ? Mein Mann wäre mir wohl dankbar! […]

  3. […] bestellen da ich fürchtete, dass der Schuh dann nicht passt (Hoher Rist, mir passt nichts ausser Quadratlatschen! :P). Und natürlich kann man sich so nur auf das Urteil anderer verlassen, die von den Wildlingen […]

  4. […] In welcher Kleidung fühlst du dich am wohlsten? Bequemer Gammel-Look… […]

  5. Bin gerade bei Pinterest über diesen Artikel gestolpert und fühle mich ertappt. 🙂 Früher hatte ich eine schicke Kurzhaarfrisur, mittlerweile gehöre ich auch zur Fraktion Mum-Bun die der Welt die ungeschminkte Wahrheit ihrer stresshormongebeutelten Gesichtshaut zeigt…
    Danke, dass du mich zum Lachen bringst 😀

    1. Danke für Deinen lieben Kommentar, das freut mich sehr! 😀 Der Mom-Bun ist halt einfach super praktisch 😉 Und wir wissen ja: es kommen auch wieder andere Zeiten (und Frisuren 😉 … hab‘ einen feinen Tag! <3

  6. Sitze auch gerade mit dem zweiten Kind zuhause und manchmal muss es auch schnell gehen. Sitzt dann halt nicht alles perfekt, wenn wir das Haus verlassen…. dennoch, ich möchte mich nicht selbst aufgeben (so klingt es ein wenig im Beitrag), nur weil ich zuhause bin und Kinder habe. Mein Mann ist schließlich auch für die Kinder verantwortlich und so nehme ich mir auch gewisse Auszeiten (ja, man kann manchmal auch richtig lange Duschen…;) ). Was andere über mein Erscheinungsbild denken, war mir allerdings schon immer eher wurscht! 🙂 und was spricht dagegen, dein altes “Bürooutfit“ nicht auch mal so zu tragen, wenn du Lust drauf hast? Selbst wenn es vollgespuckt wird – Wäsche waschen wirst du ja vermutlich sowieso ständig. Und ob es der Gammelpullover ist oder die Officebluse, ist ja auch egal, oder? Bitte genieße die Zeit mit deinen Kids und lass dich nicht runterziehen! Deine Kinder finden dich sicher fantastisch so wie du bist! 🙂

    1. Nein, nein, nicht aufgeben 😀 Irgendwo stand glaub’s auch dass der Beitrag extra etwas übertrieben wurde 😉 Ich glaube, ich würde tatsächlich auch eher mal zu was Schönem greifen, wenn es mir denn noch passen würde. Und wenn ich öfter unter die Leute käme. Aber da ich von zuhause aus arbeite und auch nachmittags oft zuhause bin oder eben irgendwo draussen, muss es wirklich in erster Linie bequem sein. Die Zeit wird sicher kommen da meine Figur wieder ein schöneres Shirt verträgt, weil bequem muss ja nicht unschön heissen. Aber noch kneifen die schönen Shirts unschön am immer noch zu schwabbligen Bauch und ich würde mich damit nicht wohl fühlen… aber, ja, Du hast vollkommen recht: wir geniessen die Zeit und alles andere ist Nebensache und kommt schnell genug wieder 🙂 Und, ui, je älter, desto kritischer werden die! Mein Grosser sagt schon mal, dass er mich geschminkt nicht schön findet. Oder frisch vom Friseur. Aber sie sagen natürlich auch wenn sie mal was Hübsches an mir finden 😀

  7. Dein Artikel ist meeeega :))))
    Habe mich köstlich amüsiert!

    Mom-Bun- kannte ich garnicht die Bezeichnung- herrscht hier auch vor!

    Ich seh das genauso wie du – weiter so 💕

    1. Dankeschön 😍🙏🏻

  8. Sehr ehrlich und witzig-spaßig geschrieben.
    So setzt man richtige Prioritäten, in der amstrengensten Zeit unseres Lebens, in der wir meistens die Regie angeben müssen.

    1. Dankeschön ☺️💖🙏🏻

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert