Und dann ging sie einfach… in den Kindergarten

Es kommt echt selten vor, dass man nur einen knappen Monat später einen völlig revidierten Blog-Beitrag schreiben muss, aber so ist halt das Leben, nicht wahr? Meine Tochter ist nun doch ein Kindergarten-Kind geworden, zumindest macht es den Anschein. Und so kam es…

Nach unserer Rückkehr aus dem Urlaub (und nach dem Verfassen meines Beitrags über das Zurückstellen) hat das Mäuschen plötzlich enorme Fortschritte gemacht. Sie brauchte Nuggi und Nuscheli seltener. Konnten wir davor das Haus nie ohne verlassen, liess sie beides nun von sich aus zuhause.

Wir staunten. Tagsüber liess sie beides immer öfter liegen, brauchte den Nuggi seltener. Ich war erfreut, hatte ich doch immer gesagt, dass die beiden Grossen ihn ab 4,5 Jahren auch mehr oder weniger von sich aus nicht mehr brauchten. Also auch beim 3. Kind kein mühsames Abgewöhnen…

Sie öffnete sich richtig…

Dann war sie beim ersten Besuch ihrer Freundin nach dem Urlaub so erstaunlich offen – von Anfang an. Meistens brauchte sie eine Eingewöhnungs-Zeit und die Offenheit ihrer Freundin wurde ihr oft zu viel, so dass sie sich zurückzog – sehr natürlich zum Leidwesen der Freundin (und mir).

Dieses Mal war es anders, sie spielten prima miteinander und zum Abschied gab es gar ein Küsschen. Das Staunen war gross bei mir. Und es ging noch weiter. Darauf waren wir 2-3x auf dem Spielplatz und das Mäuschen scheute den Kontakt zu anderen (fremden) Kindern gar nicht mehr.

Sie liess es zu, ja schien sich sogar darüber zu freuen. Ich erkannte sie kaum wieder! Zusätzlich haben sich auch die Zubett- und Aufwachzeiten ein wenig normalisert, zu verdanken hatten wir das wohl der Sportwoche, welche die grosse Maus besuchte. Ich musste sie morgens täglich hin fahren und darum zeitig aufstehen.

Für mich waren all das Hinweise darauf, dass wir es doch mit dem Kindergarten-Start probieren, denn zu verlieren hatten wir ja nichts. Und warum ihr eine Chance verwehren?

Ein letzter „Test“ – erstes Kennenlernen

Zuvor wollte ich aber unbedingt noch einen letzten „Test“. Es war mir wichtig, dass sie, da wir den Bsüachli-Tag und eine weitere Chance, den Kindergarten zu besuchen, ja schon verpasst hatten, die Räumlichkeiten und ihre Kindergärtnerin vor dem Start kennen lernt damit es nicht komplett fremd ist.

Und so konnten wir just am Samstagabend(!) vor dem Start tatsächlich noch dieses Häkchen setzen. Obwohl wir die ganze Woche und Stunden zuvor noch auf sie einredeten und sie immer wieder bestätigte, dass sie mitkommt, wollte sie kurz davor noch kneifen.

Aber mit gutem Zureden schafften wir es dann hin und auch rein. Sogar der Papa und die grosse Schwester kamen mit. Drin klammerte sie sich dann auf meinem Schoss zwar eine Weile lang fest während wir sprachen, liess sich dann aber von der Maus alles zeigen und war sehr angetan.

Und dann bekam sie auch ihren Streifen und ihren Platz gezeigt. Ich war wirklich guter Dinge und sehr optimistisch, aber auch extrem angespannt. Die nächsten Tage würde ich schlecht schlafen, aber das war OK und legte sich bald.

Ich war gespalten…

Nach dem ersten nicht ganz so erfolgreichen (ich berichte gleich genaueres) Start, war ich aber erst mal entmutigt, merkte aber auch, wie sehr es MIR wichtig war, diese nicht mal drei Stunden am Morgen für mich zu haben. Ich benötigte ein längeres Gespräch mit einer Freundin um diesen grossen Zwiespalt in mir aufzulösen.

Dieses Gespräch, der Blick von aussen, war sehr wichtig für mich. Ich durfte lernen, dass meine Tochter bereit war und ich vielleicht ein Stück weit mitverantwortlich war, dass sie irgendwann in der Kita streikte. Ich gab ihr nämlich eine Wahl.

Ich durfte auch lernen, dass der Kindergarten-Start ein grosser Schritt ist, der schwierig sein darf. Für beide. Dass dieser Schritt aber meine sich gerade wirklich gut entwickelnde Tochter weiter bringen kann. Dass dieses wirklich gut gebundene Kind sehr wohl die Stärke hat, diesen Schritt zu gehen – und dadurch (über sich hinaus) wachsen kann.

Dass es mit 4,5 Jahren und ihren Fortschritten nicht mehr zu früh ist. Und tatsächlich zeigte sich dies im Laufe der Tage, denn es wurde jedes Mal ein wenig besser. Ich kann und möchte noch nicht sagen, dass wir es geschafft haben, aber wir sind auf einem sehr guten Weg.

Kindergarten-Start – ein Protokoll

  1. Tag
    Ich begleite meine Tochter bis zur Garderobe. Ein weiteres Mädchen hat Mühe. Die anderen Kinder fügen sich der Situation gut. Das Mädchen sitzt drin auf einem Stuhl neben dem Stuhlkreis, läuft noch 2-3x weinend zur Mama, kann sich aber beruhigen als diese irgendwann geht. Das Mäuschen schafft es irgendwann auch, rein zu gehen um ein Buch mit anzusehen. Doch kaum widmet sich die Kindergärtnerin anderen Kindern, kommt sie wieder raus zu mir. Irgendwann ist ihr „langweilig“ und da die Kinder sich gerade anziehen um raus zu gehen, es in Strömen giesst und wir keine Kleidung dabei haben, brechen wir für heute ab und gehen nach Hause, wo sie sich sehr wohl fühlt.
  2. Tag
    Ich glaube sie schlief sehr spät ein, ich kann es nicht mehr rekapitulieren, aber sie war am Morgen trotz allen Zuredens nicht bereit, mit zu kommen. Ich meldete sie also ab, sagte aber, dass ich es unbedingt am Mittwoch versuchen möchte. Ich glaube an diesem Tag hatte ich dann das oben erwähnte Gespräch mit einer Freundin.
  3. Tag
    Das Mäuschen kommt mit in die Küche, scheint zu kooperieren, weigert sich dann aber doch. Ich bleibe dieses Mal stark und trage sie gegen ihren Willen den ganzen Weg zum Kindergarten. Dort fasst sie dann ausgerechnet zur Aushilfe, die nur noch wenige Tage hier ist, Vertrauen und geht mit hinein. Als ich sie abholen will, kommt sie lange nicht raus. Sie wollte, dass ich sie drin abhole und wirkt traurig. Zuhause spielt sie am Nachmittag wunderbar und ist versunken in ihr Tun.
  4. Tag
    Ich glaube ich sollte sie wieder in den Armen hin tragen, dieses Mal aber ohne Protest. Sie nimmt zwei Bücher mit. Die Aushilfe sitzt schon vor dem Kindergarten. Sie geht direkt zu ihr und lässt sich eins der Bücher vorlesen. Die Kindergärtnerin redet auf mich ein, dass ich unbedingt unabhängig vom Kindergarten die Sache mit der adäquaten Kleidung angehe. Ich entgegne, dass mir bis jetzt eben wichtiger war, dass sie mit raus kommt als was sie dabei trägt.
  5. Tag
    Ich weiss nicht mehr, wie wir den Weg gingen, aber es klappt wieder gut mit dem Reingehen. Ich gehe aber noch immer bis zur Garderobe mit.
  6. Tag
    Nach dem Wochenende, so hiess es, würde es für einige Kinder nochmals schwer werden. Tatsächlich ist da ein Junge, der vorher nie auffiel, der jetzt stark weint. In der Garderobe löst sich die Mutter schnell. Das Mäuschen tut es ihm gleich, die Kindergärtnerin kann aber tatsächlich beide „abholen“ und mit hinein nehmen. Die Kleine winkt mir sogar zum Abschied. Mein Herz!
  7. Tag
    Wie gestern mag das Mäuschen in die Tragehilfe. Es ist für mich in Ordnung, auch wenn die anderen Mütter mir irritierte Blicke zuwerfen. Sie hat Zeichnungen dabei für die Kindergärtnerin und eine zweite Lehrperson. So klappt es wieder gut. Als ich sie abhole, strahlt sie und hat zum ersten Mal den Kindergarten-Streifen an, den sie vorher nie anziehen wollte. Ich freue mich sehr. Am Abend fragt sie, ob sie morgen wieder in den Kindergarten dürfe!
  8. Tag
    Heute zwei Schritte vorwärts und einer zurück. Zum ersten Mal möchte sie selber laufen, trägt Schuhe, Kindi-Streifen und Rucksack. Aber in der Garderobe beginnt sie zu weinen und klammert sich fest an mich. Ich löse mich. Beim Abholen ist sie traurig, erwähnt, dass sie wollte, dass ich bleibe (das hat sie mir am Morgen auch gesagt). Dieses Mal muss ich sie zum ersten Mal (in den Armen) nach Hause tragen. Davor lief sie jeweils problemlos…
  9. Tag
    Dieser Tag schlug alles. Sie hatte zwar offenbar einen Alptraum gehabt, war aber zeitig im Bett und wach. So ass sie zum ersten Mal sogar ein Frühstück. Danach lief sie mit mir mit. In der Garderobe fragte sie, ein wenig flehend, ob ich bitte bleiben könne? Als ich ihr erklärte, dass die anderen Kinder auch ohne Mama da seien, wir Mamas aber am Mittag alle draussen warten würden, gab‘ sie mir einen kleinen Stoss. Als ob sie sagen wollen würde: „Na dann geh‘ doch, ich schaff‘ das schon alleine.

Es bleibt spannend…

Nun bin ich gespannt auf die weiteren Tage und Wochen, die Zeit nach der langen, 3-wöchigen Pause in den Herbstferien und und und… Ich bin sicher, dass es spannend bleibt und sicher auch hier und da herausfordernd, denn mit Up’s & Down’s ist zu rechnen. Aber auch die werden wir packen, davon bin ich heute überzeugt. 

Ich möchte mich auch an dieser Stelle bei den vielen, lieben Followern bedanken, die mir Mut zusprachen, uns täglich via Instagram „begleitet“ und bestärkt haben, einfach dabei waren. Die mir halfen, zu reflektieren und das Gesamtbild zu sehen… DANKE! 

1 comment
  1. […] Ich war schon fast überzeugt, sie noch ein weiteres Jahr zuhause zu behalten, aber dann schafften wir den Einstieg doch… […]

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