Berufswiedereinstieg Illustration

Zurück in den Beruf – was Mütter dafür brauchen


Im Mai des letzten Jahres führte die Universität Zürich eine Online-Studie zum beruflichen Wiedereinstieg von Müttern durch. Ich habe den Link auch auf meiner FB-Seite geteilt, so dass es durchaus möglich ist, dass ein paar Leser teilgenommen haben. Die Ergebnisse wurden kürzlich präsentiert und ich fand das Thema spannend. So habe ich dem Projekt-Team ein paar Fragen gestellt… Viel Spass beim Lesen!

Warum haben Sie die Studie gemacht?
Studienteam „Zurück im Beruf“:
Der berufliche Wiedereinstieg nach einer Mutterschaftspause stellt für Mütter eine herausfordernde Lebensphase dar. Dennoch gibt es erst wenig psychologische Forschung dazu: Während z.B. der Einfluss der Dauer der Mutterschaftspause auf den Lohn umfassend untersucht wurde, sind viele Faktoren, welche Frauen den Wiedereinstieg erleichtern bzw. erschweren könnten, noch nicht untersucht. Aus bisherigen Studien weiss man, dass u.a. soziale Unterstützung, das Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten, das Setzen von Zielen und das Ausmass des Arbeitspensums eine zentrale Rolle spielen. Wir haben an diesen Studien angesetzt mit dem Ziel, weitere relevante Faktoren zu identifizieren.

Was haben Sie sich erhofft, herauszufinden und traf dies zu?
Ziel der Studie war es, Erkenntnisse darüber zu gewinnen, welche Faktoren eine erfolgreiche Rückkehr an den Arbeitsplatz beeinflussen. Mittels geschlossenen als auch offenen Fragen konnten wir sowohl Aspekte des Arbeitslebens (z.B. familienfreundliche Organisationskultur) als auch Aspekte des Familienlebens (z.B. Krankheiten der Kinder) identifizieren, die mit dem Erfolg des Wiedereinstiegs einhergehen.

Ca. 65% der Mütter kehren zu ihrem vorherigen Arbeitgeber zurück

Sie haben nur Mütter befragt, die zu ihrem vorherigen Arbeitgeber zurückgekehrt sind. Wie viel Prozent sind das im Gesamten bzw. wie viele haben den Arbeitgeber gewechselt und warum waren diese für die Studie nicht relevant?
Da uns u.a. der Einfluss von Aspekten des Arbeitslebens (wie Zeitdruck und Handlungsspielraum) interessierten, entschieden wir uns, für diese erste Studie nur Mütter zu befragen, die zu ihrem vorherigen Arbeitgeber zurückgekehrt sind. Dies taten wir, um die Prozesse des Einarbeitens und Einlebens bei einem neuen Arbeitgeber (die nicht spezifisch für Mütter sind) von den spezifischen Herausforderungen des Wiedereinstiegs nach der Mutterschaftspause zu trennen. Selbstverständlich ist es aber nötig, in zukünftigen Studien auch Mütter mit einzubeziehen, die den Arbeitgeber gewechselt haben.

Da wir für unsere Studie direkt Mütter angesprochen haben, die zu ihrem vorherigen Arbeitgeber zurückgekehrt sind, können wir auf Grundlage unserer Daten nicht sagen, wie viel Prozent der Mütter insgesamt den Arbeitgeber wechseln. Andere Studien zum beruflichen Wiedereinstieg im deutschsprachigen Raum weisen aber darauf hin, dass ca. 65% der Mütter zum gleichen Arbeitgeber zurückkehren.[1]

Kinderbetreuung und Unternehmenskultur

Was sind zusammengefasst die grössten Hürden bzgl. eines erfolgreichen Berufswiedereinstiegs?
Eine entscheidende Rolle für einen erfolgreichen Wiedereinstieg scheint die Betreuungssituation der Kinder zu spielen. Sind die Mütter mit der Betreuungssituation unzufrieden, fällt ihnen der Wiedereinstieg schwerer, wie der quantitative Teil (geschlossene Fragen) unserer Studie zeigte. Gleichzeitig nannten die befragten Mütter auf die offene Frage, was ihnen den Wiedereinstieg erschwerte, am häufigsten den organisatorischen Aufwand in Zusammenhang mit der Kinderbetreuung (z.B. Gebundensein an Abholzeiten). Weitere Hürden sind Unternehmenskulturen und Vorgesetzte ohne Verständnis für die Herausforderungen des Wiedereinstiegs, Krankheiten der Kinder, Sorgen bezüglich Stillen und Abpumpen, aber auch Zeitdruck und wenig Handlungsspielraum bei der Arbeit.

Unternehmen können konkret darauf achten, familienfreundliche Arbeitsbedingungen zu schaffen

Mutter mit Kinderwagen Was sollten der Staat, aber auch die Wirtschaft verändern, damit es Frauen in Zukunft einfacher haben, wieder zu arbeiten (z.B. mind. 6 Monate Karenz, damit die Vollstillzeit abgedeckt ist, bestenfalls (optional?) länger)?
Die oben genannten Hürden können sowohl von Staat als auch Wirtschaft angegangen werden. Unternehmen können konkret darauf achten, familienfreundliche Arbeitsbedingungen zu schaffen und ihren Mitarbeiterinnen zu vermitteln, dass ihnen die Vereinbarkeit von Beruf und Familie wichtig ist. Falls möglich, sollten sie ihren Mitarbeiterinnen die Möglichkeit geben, ihr Arbeitstempo und die Art und Weise, wie sie ihre Arbeit erledigen, selbst zu bestimmen. Auch die Möglichkeit, sich im Team austauschen zu können, Verständnis bei kranken Kindern und Klarheit über einen Ort und die Zeit zum Abpumpen/Stillen erleichtert den Mitarbeiterinnen die Rückkehr zur Arbeit.

Durchschnittlich haben die Befragten rund 8,5 Monate Mutterschaftsurlaub genommen, davon, so ist es anzunehmen, mehr als die Hälfte unbezahlt. Wurde die Dauer begründet?
Im Rahmen unserer Studie wurden Gründe für die Dauer der Mutterschaftspause nicht erfragt.

Wie wichtig ist es, dass der Arbeitgeber familienfreundliche Rahmenbedingungen schafft?
Unsere Befragung weist darauf hin, dass familienfreundliche Rahmenbedingungen bei der Arbeit sehr wichtig für den beruflichen Wiedereinstieg von Müttern sind. Eine familienfreundliche Unternehmenskultur war einer der stärksten Einflussfaktoren auf den Erfolg des Wiedereinstiegs. Ausserdem waren Vorgesetzte ohne Verständnis für die Herausforderungen der Vereinbarkeit von Familie und Beruf der am dritthäufigsten genannte erschwerende Faktor.

Die Unterstützung in der Familie spielt eine zentrale Rolle

Kaum mehr als 50% der Befragten haben ihr Pensum nach der Geburt reduziert. Wie erklären Sie sich das?
Das liegt mit grosser Wahrscheinlichkeit daran, dass es für 46% der Befragten nicht der erste Wiedereinstieg war (zum Zeitpunkt der Befragung hatten sie bereits mehr als 1 Kind). Die meisten Frauen reduzieren ihr Pensum nach dem ersten Kind (nach dem Bundesamt für Statistik, 2017, reduzieren 76% der Frauen ihr Pensum nach der Geburt des ersten Kindes auf weniger als 70%).

Wie sieht es mit dem Rückhalt und der Unterstützung in der Familie/beim Kindsvater aus? Besteht hier noch Potential?
Diese Unterstützung spielt eine zentrale Rolle. Viele Frauen nannten die Unterstützung durch den Partner als zentralen Faktor, der ihnen den Wiedereinstieg erleichtert hat. Auch die Unterstützung durch die Grosseltern spielt eine wichtige Rolle (wurde allerdings weniger häufig genannt). Potential besteht sicherlich bezüglich der Arbeitssituation der Väter. Wenn Väter ihr Pensum nicht reduzieren können und ihnen keine flexiblen Arbeitszeiten und -bedingungen gewährt werden, können sie die Mütter auch nur bedingt unterstützen, was diesen wiederum den Wiedereinstieg erschwert.

Womit der Ball wieder bei den Unternehmen wäre, denn familienfreundliche Arbeitsbedingungen und -zeiten betrifft eben auch die Väter… vielen Dank für das Interview! 

Hier geht es zum kompletten →Studienbericht.
Ich freue mich auch über Eure ganz persönlichen Erfahrungen mit dem Berufs-Wiedereinstieg. Was war für Euch dabei wichtig? Wo seid Ihr auf Hindernisse gestossen? Habt Ihr vielleicht sogar den Job vorerst an den Nagel gehängt weil die Bedingungen einfach nicht gestimmt haben. Kommentiert gerne! 🙂

[1] Z.B. Seiger, C. P., & Wiese, B. S. (2011). Social support, unfulfilled expectations, and affective well-being on return to employment. Journal of Marriage and Family, 73, 446-458. https://doi.org/10.1111/j.1741-3737.2010.00817.x

Bildquelle: iStock.com/stefanamer / zVg

Weiterlesen:

Berufswiedereinstieg Pinterest-Grafik

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert