Trennung mit Kindern

Eltern bleiben, trotz Trennung – unser Weg

Es ist nicht einfach, darüber zu sprechen, oder zu schreiben. Eine Trennung ist mit Schmerz verbunden, mit negativen Gefühlen. Man hat versagt, ist gescheitert. Und überhaupt, was tun wir den Kindern an? Und doch ist die Konsequenz einer bedürfnisorientierten Elternschaft eben auch, dass die Bedürfnisse der Eltern nicht zu kurz kommen.

Leider haben wir das lange ignoriert, uns im Alltag verloren. Es blieb kaum Raum… Die Schuldfrage haben wir uns immer wieder gestellt. Und schlussendlich gefällt mir hier, für Euch Leser, das Wort „multifaktoriell“ gerade recht gut. Es gibt nicht den einen Grund, es gibt viele. Und sie müssen hier nicht offen dargelegt werden.

Trennung mit Kindern als Tabu

Vermutlich haben wir schon lange bemerkt, worauf es hinaus laufen wird. Aber wie alle Eltern-Paare mit Kindern haben wir diese Zweifel erst mal unter den Teppich gekehrt. „Nein, man trennt sich nicht mit Kindern.“ Es ist eins der Tabus in dieser Gesellschaft, egal, wie oft es mittlerweile ja leider vorkommt. Nie wollten wir selber auf diese Seite wechseln, niemals. Und doch traf es auch uns… 

Wir sind selber mit schuldig an diesem Stigma: „Ui, hast Du gehört, die sind nicht mehr zusammen!“, „die armen Kinder!“, „der/die hat angeblich schon eine(n) Neue(n)!“ Wenn sich Eltern-Paare trennen, wird erst mal gehörig getratscht und verurteilt, man kann es nicht schön reden. Kaum einer, ausser gute Freunde & Familienmitglieder, geht hin, umarmt und fragt, ob er helfen kann.

Dabei schrieb ich schon Jahre zuvor, dass das Modell der Ehe nicht mehr zeitgemäss sei, eine Partnerschaft auf’s Leben in unserer Zeit utopisch. Trotzdem habe natürlich auch ich daran geglaubt, dass wir es schaffen.

Auf Eltern lastet heute viel Druck

Ich will aber hier einfach auch einmal eine Lanze brechen für alle, die scheitern: es ist OK. Es ist verständlich. Es ist nicht mehr wie früher, als Paare kaum eine Wahl hatten, geschweige denn vermutlich genügend Musse um sich Gedanken darüber zu machen.

Wer heute Kinder bekommt, ist sehr oft auf sich allein gestellt. Das Dorf fehlt den allermeisten. Familien bekommen heute wenig Kinder, also haben wir auch kaum Möglichkeiten, zu „lernen“ wie man mit Kindern umgeht, während mein Vater z.B., bei acht Geschwistern, noch wusste, was es bedeutet, Kinder grosszuziehen.

Das soll keine General-Entschuldigung sein, aber der Druck, der heute auf Eltern lastet, ist ein anderer und oft ist er auch ungleich verteilt und ich meine damit keineswegs ein einzelnes Geschlecht. Es ist nicht einfach, alles unter einen Hut zu bringen – Erwerb, Familie, Beziehung und dann auch noch Zeit für sich selber haben, die viel gepredigte Selbstfürsorge – sie ist fast schon Luxus.

Nestmodell oder auch Co-Elternschaft

Als es bei uns immer konkreter und unausweichlicher wurde, war unser grösstes Ziel, es für die Kinder so „einfach“ wie möglich zu gestalten. Für sie sollte sich möglichst wenig ändern. Also beschlossen wir, dass vorläufig keiner ausziehen wird. Win-win für alle.

Beide sehen die Kinder weiterhin so oft wie möglich und wenn jemand ausserhalb Zeit für sich braucht, ist der andere bei den Kindern. Ohne Betreuung, auch aus der Familie oder von Freunden, Babysitter, geht es natürlich trotzdem nicht.

Dieses „Nestmodell“ wie es im offiziellen Jargon genannt wird (ich nenne es gerne Co-Parenting, also Co-Elternschaft obwohl das etwas anders definiert ist) hat auch den Vorteil, dass die Organisation viel einfacher ist. Wir können uns regelmässig absprechen und updaten.

Unser neuer Alltag ist ein Prozess…

Auch wenn das gerade wie eine recht perfekte Lösung klingt, ist es ein Prozess und ein Finden. Wir sind zwar glücklicherweise, wie man so schön sagt, „im Guten“ auseinander gegangen, doch um Konflikte kamen auch wir nicht herum. Ich schiebe diese aber vor allem mir zu. In Sachen privater Kommunikation bin ich etwas, äh, schwierig.

Und ich habe so meine Struggles mit mir und dem Leben, weshalb ich mir nach einer Weile auch einen Therapeuten nahm. Wir haben uns zudem beide bei einem Sozialarbeiter Unterstützung geholt für den Umgang mit den Kindern etc. Diese Sitzungen waren sehr wertvoll und werden uns weiterhin sporadisch begleiten.

Ich kann nur empfehlen, sich für eine Krise wie diese Unterstützung in aller nur möglichen Form zu nehmen. Gespräche und Beratung bei Fachpersonen helfen enorm dabei, einen Rahmen zu finden und sich nicht in Emotionen zu verzetteln. Und natürlich sind auch Gespräche mit Freunden und engen Vertrauten ein Anker.

Beratung und Unterstützung – das A & O

Auch von der Gemeinde nutzen wir ein Beratungs-Angebot, in dem es um das Organisatorische geht. Hier sind wir gerade dabei, die Finanzen zu regeln – Haus, Unterhalt etc. Natürlich gibt es auch entsprechende Literatur, aber am Ende muss jede Familie selber ihren Weg finden.

Ich bin auf jeden Fall froh, suchen wir uns wenigstens jetzt genügend Unterstützung von aussen. Die Kinder leiden nämlich am meisten unter Streitereien und diese wollen wir tunlichst vermeiden.

Die eine oder andere Diskussion muten wir ihnen natürlich trotzdem zu, aber die gibt es schliesslich auch in intakten Eltern-Beziehungen. Nicht alles lässt sich immer aufschieben oder per WhatsApp im Stillen klären. Auch wenn letzteres tatsächlich oft mein bevorzugter Kommunikationsweg ist. 

Weiterhin gemeinsame Aktivitäten

Und auch wenn wir noch zusammen wohnen, sind wir beide vermehrt auch ausser Haus. Aktivitäten als Familie halten wir aber in einem für uns beide möglichen Rahmen aufrecht. Gemeinsame Mahlzeiten, Spaziergänge am Sonntag, ein Ausflug in den Zoo in den Schulferien… Auch den Sommerurlaub verbringen wir gemeinsam als Familie.

Unabhängig davon, ob jemand von uns oder beide irgendwann einen neuen Partner haben, werden wir das vermutlich auch weiterhin so halten. Aber es ist und bleibt ein Prozess und sollte unser Modell irgendwann nicht mehr stimmen für jemanden von uns, dann werden wir eben nochmal über die Bücher gehen. In Stein gemeisselt ist nichts…

Aktuell hoffe ich aber, dass es noch eine ganze Weile so bleibt wie es ist und auch wenn jemand von uns einen neuen Partner finden sollte, heisst das für mich nicht, dass dieser Elternteil dann gleich auszieht oder nur noch auswärts übernachtet. Ich denke hier werden wir uns nach wie vor mindestens abwechseln.

Lebensmittelpunkt bleibt bei den Kindern

Ich selber sehe sowieso meinen Lebensmittelpunkt weiterhin im Haus solange die Kids mich noch brauchen. Schliesslich bin ich diejenige, die nur sehr wenig arbeitet und zuhause ist, wenn die Kinder aus Kindergarten/Schule kommen, wenn sie krank sind oder Schulferien haben. Diejenige, die sie zu ihren Hobbies, Terminen fährt etc., während der Papa voll berufstätig ist.

Ich bin auch verantwortlich für das Mittagessen, das Einkaufen unter der Woche, den Haushalt, die Wäsche, das Rasenmähen etc. Auch wenn ich selber in den letzten Monaten natürlich kaum den Kopf dafür hatte und mir die Konzentration fast vollends entglitt. Bisweilen und bis heute ist es mehr ein Funktionieren.

Dem Papa ging es nicht besser und natürlich haben die Kinder auch gespürt, dass die Trennung nicht nur den ein oder anderen Konflikt mit sich bringt, sondern Mama oder Papa auch weniger bei der Sache sind, traurig drein schauen, öfter weg sind etc.

Es wird ein langer Weg…

Wir können sie nicht vor allem bewahren, aber schlussendlich wollten wir ihnen auch nicht mehr länger eine nicht funktionierende Beziehung vorspielen. Der Weg, uns selber wieder zurecht zu finden, wird lang und steinig und ich stelle mich auf sehr viele Rückschläge ein, aber wir haben es beide verdient, wenigstens die Chance zu erhalten, eine neue, erfüllende Beziehung zu finden.

Meine Angst ist gross, das niemals zu erreichen. Nach der ersten gescheiterten und langen Beziehung bin ich fast nahtlos in die zweite gerutscht. Das ist jetzt nicht passiert und ich muss zum ersten Mal seit vielen Jahren alleine klar kommen. Entsprechend froh bin ich, nicht ganz alleine zu sein, da der Papa noch hier lebt und die Kinder mich ein Stück weit noch brauchen.

Aber die Angst vor einer ungewissen und einsamen Zukunft ist immens… Ich sehe viele Jahre allein vor mich und ich weiss nicht, wie ich damit klar kommen kann, denn ich bin wirklich ein Beziehungs-Mensch. Aber das ist wohl eine Sorge, die ich mit sehr vielen Menschen teile…

Für die Kinder da sein…

Im Moment möchte ich mich deswegen natürlich so gut wie möglich darauf konzentrieren, dass es den Kindern gut geht. Sie reagieren alle (unterschiedlich) auf die neue Situation, es geht nicht spurlos an ihnen vorbei, wie könnte es das auch. Entsprechend sollte ich so gut es geht für sie da sein. Momentan gelingt mir das kaum, aber ich will und werde natürlich daran arbeiten.

Ich merke aber auch, wie sehr ich auch meine Freiräume brauche um Energie zu tanken für die Zeit mit ihnen. Es sind längere Auszeiten aktuell. Vor allem sportlicher Natur, und natürlich auch ein wenig Socialising mit meinen Leuten im Sport.

Den Sport brauche ich wie die Luft zum Atmen, es lässt mich für einen Moment vergessen, dass ich „nur“ Mutter bin, sondern auch ein Mensch, den es jetzt wiederzufinden gilt… Es lenkt mich auch ab, ich brauche das sehr. 

Einschlafbegleitung verkürzen…

Und abends bin ich meist pünktlich wieder zuhause um die Kleine ins Bett zu bringen. Aktuell „übe“ ich das alleine einschlafen mit ihr. Nicht nach Plan, nein, gar nicht. Aber da die Einschlafbegleitung manchmal 60-90 Minuten dauerte und mir die Konzentration dafür fehlte, so lange Podcasts zu hören, begann ich damit, das Ganze etwas aufzulockern.

So gehe ich je nach Situation mit ihr hoch, erledige dann aber noch Wäsche, dusche oder esse etwas während sie schon im Bett ihre Hörspiele hört. Manchmal schläft sie dann tatsächlich schon alleine ein, manchmal ruft sie aber nach einer Weile nach mir oder ich lege mich von mir aus zu ihr rein und höre meine Podcasts.

Aktuell ist es wohl so 50/50, dass sie alleine einschläft oder dass ich mich noch kurz dazu lege, worauf sie meist schnell einschläft. Aber ich bin sehr froh, dass sie es schon gut toleriert, dass ich erst noch gewisse Dinge erledige bevor ich mich zu ihr lege. Die Nacht verbringe ich weiterhin bei ihr und das passt für mich so auch noch, da ich noch nicht alleine schlafen mag…

Unterstützung erwünscht, Vorwürfe nicht

Nun, ich dachte natürlich nicht, dass ich nach einer so langen Blog-Pause gleich mit so einem Thema einfahre, aber das Leben hat eben manchmal andere Pläne als wir… Gerne nehme ich Euch auch ein wenig mit auf unserem Weg, aber allzu regelmässig wird es wohl nicht sein. Wenn Ihr Fragen habt, dürft Ihr Euch natürlich gerne melden. Ich werde beantworten, was geht.

Aber versteht auch, dass es eine Gratwanderung ist, weiterhin offen und ehrlich zu sein und gleichzeitig mich und meine Familie zu schützen, weshalb ich selbstverständlich nicht allzu konkrete Details hier berichten will… Auch bitte ich alle, die uns persönlich kennen, uns nicht gleich mit Fragen, geschweige denn Vorwürfen zu bombardieren sondern bestenfalls einfach Unterstützung anzubieten…

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9 comments
  1. Hey liebe Mama x3

    Es hat mir grad soooooo gut getan deine ehrlichen Worte zum Thema Trennung mit Kinder zu lesen. Vielen Dank dafür!!!
    Ich wünsche euch allen viel Energie, Achtsamkeit und gegenseitige Toleranz in der kommenden Zeit.

    Liebste Grüsse C.

    1. Ich danke Dir vielmals! 🙂 Das können wir sehr gut gebrauchen… Ganz liebe Grüsse

    2. Danke für Deine Offenheit und Ehrlichkeit! Es ist ein Zeichen von Grösse auch die eigenen Schwächen ansehen und benennen zu können.

      Waren denn die unüberwindbaren Differenzen zwischen deinem Ex-Partner und dir schon vor dem 3. Kind richtig präsent?
      Ich bin gerade in der Situation, zu überlegen, ob wir noch ein 3. Kind wünschen. Mein Mann ist auch dafür.
      Ich frage mich, wie sehr der zusätzliche „Stress“ durch ein 3. Kind die Beziehung belastet.

      1. Danke Dir! 🙂 Ja, die waren schon lange präsent, leider. Es hätte sich da einfach noch keiner eine Trennung vorstellen können. Der Alltag nahm uns ein, wir schoben es eigentlich viel zu lange einfach von uns weg. Das 3. Kind lief bei uns recht gut mit. Den grössten Stress hatten wir beim 1. und das besserte sich erst als er ein wenig grösser wurde… Aber das ist bei jedem anders, ich bin sicher Ihr findet für Euch einen Weg, wie auch immer der sein mag… 🙂

  2. Ich habe ein offenes Ohr für dich

    1. Danke Dir! 🙂

  3. […] Unser ganz persönlicher Weg als Eltern nach der Trennung […]

  4. […] 2022 wohl tatsächlich das Jahr der grossen Veränderungen in meinem Leben zu sein: erst die Trennung und die Zeit der Umstellung – ein Prozess, der noch immer voll im Gange ist – nun den grossen […]

  5. […] sehr die Zeit doch ins Land zieht, habe ich gemerkt, als ich dieses Update verfassen wollte. Kaum zu glauben, dass wir nun schon seit 2 Jahren so leben. Anfangs hatte ich […]

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