Windelfrei? Abhalten? Ausscheidungskommunikation? Was ist das und wieso ist das wichtigste Accessoire beim Thema windelfrei ab Geburt eigentlich eine Windel? Klingt nicht ganz logisch, macht aber Sinn. In den ersten Wochen pieseln Babys nämlich ständig. Kleine Mengen, dafür immer mal wieder. Und wer hat im Wochenbett schon die Gnade, ständig das Baby abhalten zu wollen?
Ich habe letztens von einer Windelfrei-Mama gelesen, die bei ihrem Neugeborenen mit Abhalten „30 von 40 Pipis am Tag aufgefangen“ hat. Aber ganz ehrlich, dafür muss man schon die entsprechende Musse haben. Neben zwei Kindern, Still-Problemen, Besuchen, Haushalt und mir selber, hätte ich dafür nicht den Nerv gehabt.
Auch jetzt halte ich nicht bei jedem Unwohlsein der Maus ab, denn dann könnte ich sie nach jedem Einpacken gleich wieder auspacken.
Das Baby abhalten in Standardsituationen
Die Baby-Maus trägt also meist eine Windel als „Back-up“. Eine Stoffwindel tagsüber und nachts meist noch Wegwerfwindeln weil sie auch mal länger schläft und die Windel dann ziemlich voll/nass ist. Meine teils neuen Stoffwindel-Einlagen haben nämlich noch nicht ihre volle Saugkraft erreicht. Trotzdem habe ich eigentlich von Anfang an häufig abgehalten und zwar in den sogenannten „Standardsituationen“…
Das bedeutet: nach jedem Schlafen, zwischen und nach dem Stillen. Auch wenn sie im Tragetuch unruhig wurde und manchmal auch zwischendurch mal, wenn ich das Gefühl hatte, irgendwas plagt sie gerade, hielt ich sie ab.
Meist war das dann der Stuhlgang und ich muss sagen, der landet bei uns tatsächlich meist im Töpfchen. Das freut mich schon sehr. Erstens, weil ich ihre Signale offenbar korrekt deute, zweitens weil es so weniger „Sauerei“ am Po gibt und die Windeln nicht schmutzig werden.
Ja, so funktioniert das Abhalten derzeit bei uns. Es wäre wohl einfacher, statt Windel ein Backup zu benutzen, das schneller aus- und wieder angezogen ist. Aber da ich gerade eh noch Stoffwindeln für Nestwärme teste, passt das so. Es wäre aber schon das Ziel, mich dann mal an die Back- ups ranzutrauen, sobald ich merke, dass die Windeln auch mal trocken bleiben.
Windelfrei soll Spass machen
Aber nicht immer merke ich, dass sie pieseln muss. Gerade während dem Stillen oder auch danach, wenn ich das Gefühl habe, sie hat nur Hunger und setze nochmals an, anstatt sie x mal abzuhalten, geht auch mal was in die Windel. Auch wenn sie länger schläft, ist die Windel danach meist voll. Natürlich ist sie nicht immer im Tiefschlaf und im Halbschlaf pieseln Babys auch.
Es gibt auch hier Mamas, die dann problemlos und vorsichtig abhalten, aber mir ist es da lieber, sie nicht vor lauter noch aufzuwecken und ich lasse sie in Ruhe schlafen. 😉 Denn „windelfrei“ soll Spass machen und kein Wettrennen sein. Das Ziel der Sache soll auch nicht sein, unbedingt immer komplett ohne Windeln auszukommen (schön, wenn das irgendwann klappt!), sondern die „(Ausscheidungs)-Kommunikation“ mit dem Baby.
Darum heisst es auf englisch auch „elimination communication„, also tatsächlich „Ausscheidungskommunikation“. Das Baby äussert sein Bedürfnis und ich reagiere darauf, indem ich es abhalte…
Windelfrei ab Geburt lohnt sich…
Aber das Ganze ist total spannend und lohnt sich. Es ist einfach toll, zu sehen, wie sich mein Baby beim Abhalten gleich entspannt und seine „Geschäfte“, gross wie klein, auf mein Zeichen hin ins Töpfchen lässt. Abhalten kann man sein Baby natürlich auch über dem Waschbecken o.ä.
Mehr zum Thema Abhalten bzw. Ausscheidungskommunikation lest Ihr auf Nestwärme oder auch in meinem Gastbeitrag bei Babytalk.world. Lesenswert ist auch mein Interview mit Rita Messmer zum Thema. Und links oben ein Buch-Tipp zum Thema windelfrei von Ingrid Bauer.
Ich werde auch sicher mal wieder berichten, wie es bei uns damit läuft… Bei der Maus habe ich das ganze nur partiell praktiziert.
Update zum trocken werden:
wer gerne lesen mag, wie wir kurz vor 18 Monaten die letzte Windel benutzt haben und seitdem nun wirklich windelfrei unterwegs sind, der schaue auf diesem aktuellen Beitrag vorbei. 🙂
Pin it: Windelfrei ab Geburt
Windelfrei FAQ – Fragen zu windelfrei
Was ist windelfrei ab Geburt?
Windelfrei ab Geburt bedeutet, das Ausscheidungs-Bedürfnis seines Babys wahrzunehmen und zu erfüllen indem man es unten frei macht und über einem geeigneten Gefäss (Töpfchen, Lavabo) abhält damit es sich entleeren kann. Dabei gilt es, feinfühlig die Signale des Babys zu „lesen“ und darauf zu reagieren.
Gleichzeitig gibt auch die Bezugsperson dem Baby, meistens mit einem akustischen Signal, zu verstehen, dass es sich jetzt entspannen kann. Windelfrei ab Geburt bedeutet aber nicht, ohne Windeln auszukommen. Meist werden Stoffwindeln als Back-up genutzt.
Wie halte ich mein Baby ab?
Es ist wichtig, dass Kopf und Oberkörper des Babys an Deinem Bauch abgestützt sind. Mit den Händen hältst Du dann die Oberschenkel des Babys. So kannst Du es über einem Töpfchen, dem Lavabo o.ä. abhalten. Beliebt ist auch die Position, in der Du Dich mit gespreizten Beinen auf die Toilette sitzt mit dem Baby vor Dir.
Windelfrei wie anfangen?
Am besten lässt Du Dein Baby erst mal für eine gewisse Zeit des Tages nackt und beobachtest es gut. Welche Signale gehen seinen Ausscheidungen voraus? Wie verändern sich Mimik, Gestik oder Geräusche? Manche Babys werden plötzlich ganz ruhig, andere beginnen zu strampeln und wieder andere quengeln, wenn sie mal müssen… Lerne seine Signale kennen und reagiere darauf, indem Du es abhältst. Nutze zudem Standardsituationen (nach dem Stillen, Schlafen etc.) für sichere „Treffer“.
Wie funktioniert windelfrei nachts?
Nachts ist windelfrei oft einfacher als tagsüber. Sobald Dein Baby unruhig wird, ist das ein Zeichen, dass es mal muss. Platziere also am besten ein Töpfchen neben Deinem Bett. Nehme das Baby vorsichtig hoch, mache es unten frei und halte es über das Töpfchen. Signalisiere mit einem Laut, dass es sich nun erleichtern kann. Danach kannst Du es wieder zum Schlafen hinlegen, gegebenenfalls möchte es noch gestillt werden.
Windelfrei was anziehen?
Bodys sind gänzlich unpraktisch für Eltern, die mit ihrem Baby windelfrei praktizieren. Aus China kennt man die sogenannten Splitpants (kaidangku), welche im Schritt geteilt werden können. Sie eignen sich prima in Kombination mit einer Back-up-Windel oder auch mit freiem Po. Statt Bodys eignen sich lange Unterhemden. Zudem gibt es Hosen mit offenem Schritt, die in Kombination mit einer Back-up-Windel genutzt werden können.
Wie funktioniert windelfrei unterwegs oder im Winter?
Meist überraschend einfach, da viele Babys unterwegs deutlicher signalisieren und nur ungerne im Auto oder im Tragetuch ausscheiden. Sie machen sich dann meist mit Unruhe, Quengeln oder Weinen bemerkbar. Wir hatten unterwegs meistens eine Stoffwindel oder ein Back-Up an, aber auch das Töpfchen war unser ständiger Begleiter. Eltern von Windelfrei-Jungs nutzen gerne einen Becher, den sie bei Pipi-Bedürfnis sehr dezent hin halten können. Gerade in Innenräumen (in der Bahn etc.) ist das sehr praktisch.
Draussen kann man Babys auch prima und ebenfalls dezent vor einem Gebüsch abhalten, wenn man mit ihnen in die Hocke geht. Auch wenn dabei der Po kurz an er frischen Luft ist, macht das nichts. Danach einfach gleich wieder warm einpacken…
Auch interessant: Windelfrei auf Wikipedia
Darf i Froga wiso es so machsch? Wär es ned afacher wenn s Baby normal id Windla maha täte??
Nur im ersta Moment wobei i jo wied glesa häsch ned so ambitioniert bi jeds Bisi ufzfanga. Evtl spöter mol wenns weniger bisla muan… Babys wo abghalta wören, sin i der Regel sehr schnell trocka. Mini Gross mit 20 Mönet und sie hani nur a korzi Zit nur immer am Morga abghalta… es isch denn halt scho ringer und o günstiger als johrelang no Windla wechsla… 😉
Und Windla gits zB bi da Naturvölker o ned, do wörd nur abghalta… ma goht eba davo us dass mir met da Windla da Kind sGspür abtrainieren und denn noher müahsam weder alerna muan… aber es söll jeder so maha wie’s för ihn passt 😉
Ahso:) hät mi nu gwundert:)??
Liebe Lorelai,
vielen Dank für den sehr informativen Artikel. Das ist ein mir bisher völlig unbekannter Ansatz. Wirklich sehr spannend mal auszuprobieren.
Grüße aus Hamburg
Niels
Danke, gern! 🙂 Bei Fragen einfach melden… aber es gibt auch sehr viele Infos darüber im Netz.
[…] dem „windelfrei“ klappt’s grad auch nicht mehr so. Ich hab‘ nicht immer Lust darauf und wenn, […]
[…] eben, mit dem sich Finden und Annähern im Wochenbett bis alles gut lief, drei total spannenden Windelfrei-Monaten und dem Miterleben so vieler kleiner Entwicklungsschritte. Dem Wachsen als Familie, nicht […]
[…] Arbeitskolleginnen. Wir sprachen über meine ehemalige Firma und natürlich ganz viel über Windelfrei weil die zwei Mütter dies praktizieren. Sehr spannend ? Dann wünsche ich mal ein schönes […]
[…] Start mit windelfreiem Baby lest Ihr hier. Und wie es mit einem 19 Monate alten Kind funktionieren kann, zumindest zuhause, steht […]
Danke für den schönen Artikel. Darf ich mal fragen, auf welches Zeichen dein Baby reagiert? Du schreibst, dass es auf dein Zeichen hin seine Geschäfte ins Töpfchen lässt.
LG
Gerne! 🙂 Und ja klar: ich habe so ein bschbsshsch… gemacht, also quasi das Pipi-Geräusch. Meist habe ich auch noch gesagt „jetzt kannst Du Pipi (oder Kacki) machen…“
Hallo,
Mein Baby ist 5 Wochen alt und wir machen auch Teilzeit windelfrei. Was am Anfang super klappte ist nun vorbei, sie schreit wie am Spieß sobald ich sie abhalten möchte/Ich sie in die Position bringe. Sobald das Pipi kommt streckt sie sich kreischt.
Habt ihr eine Idee warum?
Lg
Huhu, Ich tippe mal darauf dass es das Entspannungsweinen ist. Das machen manche Babys. Wenn sie danach wieder ruhig ist, würde ich mir keine Gedanken machen. Es vergeht wieder.
Aber zur Sicherheit würde ich mich noch nach einem guten Baby-Osteopathen in Deiner Umgebung umhören und einen Termin ausmachen denn vlt sind noch Spannungen im Körper, die behandelt werden können. Osteopathie empfiehlt sich generell als Pflichttermin nach der Geburt… melde dich gerne wieder wenn du mehr weisst! Glg