Langes Stillen Blog Titel

Buchtipp: „Langes Stillen“ – natürlich und gesund

Mit ihrem Buch „Langes Stillen“ hat Doula Kathrin Burri ein richtiges Herzprojekt „geboren„. 2018 startete sie eine gross angelegte Online-Erhebung zum Thema langes Stillen. Die Resultate verarbeitete sie zusammen mit Erfahrungsberichten, Interviews und Sach-Informationen zu diesem wunderbaren Buch. Seit ich meine Liebe zum Stillen entdeckte und mir (leider erst beim 2. Kind) klar wurde, dass meine Kinder so lange stillen dürfen, wie sie möchten, setze ich mich für das oft als „Langzeitstillen“ bezeichnete, längere Stillen ein.

„Langes Stillen“ – ein bestärkendes Buch

Doula Kathrin Burri, Autorin von Langes Stillen
Autorin und Doula Kathrin Burri. Bild zVg.

Immer wieder erzählte ich meine Stillgeschichten, interviewte selber stillende Mütter, teilte Still-Bilder etc. Als Kathrin Burri ihre Umfrage startete, machte ich natürlich mit und freute mich sehr, dass jemand, nach dem eher nur „Insidern“ bekannten Buch „Wir stillen noch“ (sh. unten), das von der La Leche League herausgegeben wurde, das längere Stillen einer breiteren Öffentlichkeit nahe legen möchte.

Das Buch kam am Freitag hier an und ich habe es fast in einem Zug gelesen, sass jede freie Minute dran weil es so spannend war für mich. Die verschiedenen, kurzen Interviews und Erfahrungsberichte lockern das Buch wunderbar auf, die fachlichen Ergänzungen dazu sind informativ. Und alles in allem wirkt es einfach sehr bestärkend.

Klar, ich bin bereits ein Profi und kenne viele Sätze im Buch in- und auswendig, aber ich hoffe jetzt mal sehr, dass dieses Buch auch in viele skeptische oder kritische Hände wandert und diese zum Nachdenken anregt. Damit, wie Burri schreibt, „die Vorurteile gegenüber Familien, in welchen die Kinder eine ausgedehnte Stillzeit geniessen dürfen, schwinden.

Stillen nach dem 6. Monat

Und nicht nur das wünsche ich mir, sondern, dass viel mehr Menschen und vor allem auch Eltern erfahren, dass nach dem 6. Monat nicht zwingend abgestillt werden muss. Sondern, dass es in den allermeisten Fällen Mittel und Wege gibt, weiter zu stillen, auch wenn die Mutter ihre Berufstätigkeit wieder aufnimmt.

Mutter stillt Kleinkind.
Bild zVg.

Denn (Mutter)milch bleibt im 1. Lebensjahr Hauptnahrungsmittel. Die Argumente, die für ein längeres Stillen – Normalzeitstillen, eigentlich, nicht Langzeitstillen – sprechen, sprechen für sich. Darauf darf man sich nach der Lektüre von Burri’s Buch definitiv stützen. Und mit Vorurteilen räumt sie auf. Das dürfte all denjenigen helfen, die beim Stillen ihres (Klein)kindes, das längst nicht mehr Baby ist, immer wieder auf Gegenwind stossen.

Ich weiss nicht mehr, wieso ich nach Beikost-Beginn schon mein erstes Kind munter weiter gestillt habe, obwohl das bei sehr vielen der Startschuss für’s Abstillen ist. Vermutlich weil er für Beikost einfach nicht sonderlich zu begeistern war.

Langes Stillen – einfach und komfortabel 

Nach einem wirklich schwierigen Stillstart (keine 24h nach der Geburt wunde Brustwarzen und noch wochenlang Schmerzen beim Ansaugen, sowie Still-Hütchen) war ich vielleicht auch einfach nur so froh, endlich ohne Hilfsmittel und Schmerzen stillen zu können, dass ich nicht schon wieder damit aufhören wollte.

Schliesslich war es so einfach nur super komfortabel. Manche Kolleginnen stillten zudem auch noch. Schliesslich empfahl mir meine Hebamme nach 9 Monaten, abzustillen weil sich seltsamerweise wieder ein blutiger Riss gebildet hatte. Und da diese Hebamme mich wochenlang intensiv physisch wie psychisch begleitete damit ich stillen konnte, vertraute ich ihr natürlich.

Heute bereue ich, dass ich nicht weiter gestillt habe weil gerade mein Grosser hätte es gebraucht… Ich schätze, da war mein Entschluss bereits gefasst, mein nächstes Kind länger zu stillen. Dass daraus 4,5 Jahre wurden hätte ich nie gedacht. Aber ich wuchs hinein und hatte dabei nicht einmal Vorbilder in meinem Kreis.

(Ab-)Stillen in der Schwangerschaft

Aber „Langzeitstillen“ war bereits ein Begriff, ich hatte mich schon mit dem Thema auseinandergesetzt. Zudem war auch der Stillstart beim 2. Kind nicht weniger schmerzhaft (besserte aber zum Glück schneller) und ich musste anfangs ebenfalls zufüttern. Und im Hinblick auf meinen Wunsch nach einem dritten Kind, erhoffte ich mir auch, dass ich, wenn ich bis zur Geburt oder kurz davor stille, diese Probleme nicht haben würde…

Tatsächlich musste ich eine Weile auf die 3. Schwangerschaft warten und das Abstillen erfolgte noch währenddessen. Meine Still-Maus wollte nur noch alle paar Abende an die Brust zum Einschlafen und es war nur ein kurzes Nuckeln, dauerte keine Minute und brachte vermutlich auch keine Milch mehr.

Aufgrund der Schwangerschaft schmerzte es zunehmend, was ich auch zeigte und äusserte und so war es dann irgendwann das letzte Mal. Nach der Geburt wurde immerhin nur eine Seite wund, aber diese Seite hatte auch kaum Milch, was sich rückblickend auch bei den ersten beiden Kindern mit der Zeit so entwickelte.

Langes Stillen in der Öffentlichkeit

Die Maus stillte nach 2 Jahren nur noch rechts. So ähnlich wurde es dann auch beim Mäuschen. Ich konnte sie nach anfänglichem Zufüttern voll stillen, aber es war auch hier nicht zu verhindern, dass die schwache Seite immer mehr ignoriert wurde. Für mich völlig überraschend stillte sich mein 3. Kind schon mit 2,5 Jahren ab

In all den, fast 8, Still-Jahren, musste ich zum Glück nur selten doofe Blicke oder Kommentare ertragen. Ich stillte auch in der Öffentlichkeit, was logischerweise mit zunehmendem Alter immer weniger wurde. Ich machte kein Geheimnis daraus, dass ich noch stille, posaunte es aber auch nicht überall heraus.

Wenn mich etwas verletzte, dann die teils wirklich bösen Kommentare, die andere online erhielten. Aber da dagegen zu reden ist meist vergebene Liebesmüh‘. Umso dankbarer bin ich, dass Kathrin Burri mit „Langes Stillen“ mit allen Vorurteilen aufräumt und die Vorteile ins Zentrum rückt. Diese spürte auch ich, sonst hätte ich wohl nicht so unglaublich gerne gestillt… 😉

Vorteile des Langzeitstillens

Für mich war es das praktischste und natürlichste der Welt und ein Mittel für alles – Nahrung, Einschlaf-Begleitung, Trost spenden, Kuscheln & Geborgenheit. Zudem für mich eine Oase der Ruhe und ein Moment um „abzuschalten“. Kein Wunder: Beim Stillen wird das Bindungs-Hormon Oxytocin gebildet – bei Mutter und Kind.

Mutter stillt Kleinkind.
Bild: zVg.

Bei stillenden Müttern fördert das Hormon die Gelassenheit und Stress-Resistenz sowie die „Kraft, besser mit Schlafmangel umzugehen“. Auch nächtliches Aufwachen war dank Familienbett kein Thema. Schnell andocken und weiterschlafen. Und besonders toll war das Stillen bei Krankheiten:

Meine Kinder wollten in diesen Fällen meist nichts essen und verweigerten oft sogar das Wasser. Stillen wurde zum Glück aber immer akzeptiert. Als meine Maus einmal eine Narkose benötigte, musste sie nüchtern bleiben aber ich durfte am Morgen wenigstens noch stillen, darum war ich auch sehr froh.

Muttermilch enthält um den zweiten Geburtstag herum wieder einzelne Abwehrstoffe in ähnlicher Höhe wie das Kolostrum.

Weshalb sollte die Natur so etwas Geniales vorsehen, wenn sie nicht auch das längere Stillen vorgesehen hätte, das dem Menschen überhaupt erst ermöglicht hat, sich so gut zu entwickeln?

Langes Stillen als Gesundheits-Vorsorge

Nicht zuletzt war es für mich aufgrund der familiären Krankengeschichte (Brustkrebs) auch deshalb relevant, so lange zu stillen, weil das Brustkrebsrisiko laut Studien „pro 12 Monate Stillen um ungefähr 4% sinkt“. Weitere Studien besagen auch eine deutliche Risiko-Minimierung für Eierstockkrebs.

Es gibt noch einige weitere Vorteile, die Burri auflistet. Schön ist zudem, dass sich an ihrer Umfrage auch viele Väter beteiligt haben, denn sie spielen ebenfalls einen wichtigen Part beim Stillen. Schliesslich sind sie es, die ihre Frauen auf dem Weg zum Stillen unterstützen und ebenso für das lange Stillen ihrer Frau einstehen können…

Liebe Kathrin, ich bedanke mich ganz herzlich bei Dir für dieses wunderbare Buch, in dem Du auch sehr viele Stimmen eingesammelt hast – von Eltern wie von Fachpersonal. Erwähnenswert ist auch Gina Grüter, die Fotografin, welche seit Jahren für schöne Still-Fotos in der ganzen Schweiz unterwegs ist und dem langen Stillen mit ihren Bildern ein „Gesicht“ verlieh.

Ich hoffe sehr, dass Dein Buch sein Ziel erreicht und viele Menschen vom langen Stillen überzeugen kann. Möge es in ganz viele Hände gereicht werden… 🙂

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Langes Stillen darf kein Tabu sein!

Ich bedanke mich herzlich für Kathrin Burri für das Rezensionsexemplar und bei meiner lieben Freundin für die wundervollen Still-Bilder, welche die Fotografin Melanie von Sweetsunshine von ihr gemacht hat.

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