Mama mit Stillkind

Abstillen – ein emotionaler Abschied

Ich hatte lange grossen Respekt davor. Vor dem Moment, in dem sich mein jüngstes und aller Wahrscheinlichkeit nach letztes Kind abstillen würde. Ich glaube, dieser Moment ist jetzt gekommen…

Bevor wir in die Ferien fuhren, wurde mir schon 2-3x bewusst, dass ihre Abstände grösser wurden. Es kam vor, dass ich mich enttäuscht sagen hörte: „sie hat jetzt schon 24h lang nicht gestillt…“ Und im Urlaub vergingen die Tage und nach 3 Tagen sorgte ich mich langsam. Dann wollte sie endlich wieder ihre „Milchi„, aber nur kurz, schon war es wieder nicht mehr interessant.

Nur noch ganz kurze Still-Momente

Weitere Tage vergingen ohne jegliches Stillen. Seit wir zurück sind, waren es vielleicht 2-3 kurze Momente. Zuletzt gestern, aber sie nuckelte keine 10 Sekunden und meinte „tuat ned“ (funktioniert nicht). Tage davor hiess es noch „mmh, fein!“ Ich sagte zu ihr, dass sie schon länger dran bleiben müsse damit Milch kommt, aber es war schon kein Thema mehr…

Dadurch, dass sich der Abschied langsam und fliessend gestaltete, war es auch für mich sehr gut anzunehmen. Ich dachte, ich würde viele Tränen vergiessen, aber es änderte sich ja nicht wirklich viel… Wir schlafen immer noch gemeinsam und ich darf ihre Nähe auch sonst geniessen.
Obwohl ich fürchte, dass sie mit ihrer grossen Schwester auch schon prima (ein)schlafen könnte… Vielleicht… 😉

Stillkind schläft an der Brust ein

Trotzdem bin ich überrascht, wie schnell das ging, dauerte ja die Stillbeziehung mit der Maus 4,5 Jahre. Aber so ist eben jedes Kind anders und das ist auch gut so.

Einschlafstillen gab es nie

Übrigens konnte ich das Mäuschen auch nicht in den Schlaf stillen (vielleicht gelang das 2-3x wenn sie wirklich seeehr müde war). Während das bei der Maus sehr lange der Garant für friedliches und rasches Einschlafen war. Nein, das Mäuschen trank relativ kurz und schnell und blieb wach.

Die Einschlafbegleitung dauerte also manchmal etwas länger, aber es klappte natürlich auch so gut bzw. tut es noch. Ich liege einfach neben ihr und manchmal will sie sich an mich kuscheln und manchmal dreht sie sich weg und schläft dann ein.

Mittlerweile schläft sie mehr oder weniger durch. Sie erwacht nachts vielleicht 1-2x kurz und will dann Wasser trinken oder hat vermutlich schlecht geträumt und braucht dann nur meine Nähe oder Nuggi/Decke und schläft weiter. Da sie recht spät ins Bett geht (meistens ca. 21.30 Uhr), gibt es also auch Nächte, in denen sie nie erwacht.

Das Stillen in der Nacht schlich sich aus

Das Stillen brauchte sie nachts schon länger nur noch selten. Sie bevorzugte meist Wasser weil sie wohl einfach durstig war. Ich kann also nicht genau sagen, wann sie damit aufgehört hat, die Milch zu brauchen. Vermutlich ist das ein paar Wochen her, aber eben, es reduzierte sich wirklich sehr fliessend.

Sie stillte lange, also sicher länger als 12 Monate, noch relativ oft, also rund 8x in 24h. Während der Monate darauf fiel eine Still-Mahlzeit nach der anderen weg. Gleichzeitig dauerte auch das Stillen selber immer weniger lang.

Mama stillt ihr Kind | Abstillen

Wie bereits ihre grosse Schwester wollte sie immer seltener aus der linken Brust trinken bis sie diese komplett verweigerte. Damit hatte ich ja schon gerechnet, denn die linke Seite kam nie richtig „in Fahrt“. Was mir bis heute ein Rätsel ist, denn bei meinem Grossen fiel mir diese Diskrepanz nicht auf. Zudem tat ich beim Mäuschen alles dafür, dass die Milch zum Laufen kommt und habe sie ab Geburt praktisch immer auf dieser Seite zuerst angesetzt… Tja.

Loslassen, es fassen…

Nun, so ganz fassen kann ich es noch nicht, auch deshalb, weil das Mäuschen nach ein paar Tagen ohne dem Bedürfnis nach Milch plötzlich wieder nach ihrer „Milchi“ fragen konnte. Aber eben dann immer nur für ein paar Sekunden dran war. Ich konnte es auch nicht sein lassen und habe es ihr 2-3x angeboten, einfach um sicher zu gehen, dass sie es nicht einfach „vergessen“ hat. So ganz loslassen fällt mir vermutlich doch noch schwer. Aber irgendwie auch nicht.

Dennoch: es ist kaum zu glauben, dass ich insgesamt fast 8 Jahre, wenn auch nicht am Stück, gestillt habe. Dass ich drei katastrophale bis holprige Stillstarts gemeistert habe. Dass ich fast 8 Jahre lang in Still-BHs und stilltauglicher Kleidung herum lief. Ich habe gerade eine Tasche Stillkleidung weggegeben.

Kürzlich hatte ich ein Oberteil an, bei dem sich der Ausschnitt nicht herunterziehen lässt. Das war ein seltsames, beklemmendes Gefühl. Ich werde aber meiner Brust noch etwas Zeit geben bevor ich mir wieder Bügel-BHs zulege. (Die alten von 2016 dürften sowieso „durch“ sein wegen dem Gummi in den Trägern…).

Milchstau nach dem Abstillen?

Weil ich habe letztens zweimal von Frauen gelesen, die mehrere Monate nach dem Abstillen eine Art „Milchstau“ bekamen. Das will ich mit Bügel-BH nicht noch herausfordern, auch wenn ich bis jetzt nach dem Abstillen nie Probleme hatte.

Es ist aber tatsächlich so, dass die Muttermilch noch eine Weile „da“ ist und nicht so schnell abgebaut wird. Deshalb ist es auch in einigen Fällen möglich, erfolgreich zu „relaktieren“. Das hat schon Kindern sehr geholfen, die nach dem Abstillen krank wurden (Magen-Darm) und dann jegliche Nahrung und auch Wasser verweigerten, aber an die Brust gingen.

Stillendes Kleinkind

Aber fragt mich jetzt nicht, wie oder wie lange nach dem Abstillen, das müsste man zusammen mit einer Stillberaterin ansehen.

Was nun?

Das Leben geht weiter, das Mäuschen wird unaufhaltsam gross. Ich geniesse dennoch weiterhin ihre Nähe solange sie noch bei mir schlafen möchte (ich hoffe noch laaang!). Einen Ersatz wird sie von mir nicht bekommen. Ich hatte nie das Gefühl, dass ich die Menge, die sie an Muttermilch nicht mehr trank, mit irgendetwas ersetzen müsste.

Sie bekommt ja ein gutes Nahrungsangebot am Tisch. Ich habe deshalb vor einer Weile auch in der Kita gesagt, dass ich nicht möchte, dass sie Kuhmilch erhält. Wir trinken alle Kuhmilch (ich momentan aber nur noch selten und dann im Kaffee), aber man hört auch sehr viel negatives. Ich habe aber keine Musse, mich damit auseinander zu setzen.

Mein Grosser trinkt täglich 2 Tassen Kakao, die Maus seltener ein Müesli mit Milch oder einen halben Becher voll Kakao. Das Mäuschen isst Joghurt, Käse etc. Milchprodukte sind also genügend vorhanden und werden auch gerne von ihr verzehrt. Deshalb mache ich mir da keine Sorgen, dass es ihr an irgendwas mangelt. Sonst hätte/würde sie bestimmt instinktiv noch (mehr) stillen.

Muttermilch wird nicht ersetzt

Es widerstrebt mir einfach, ihr ein Glas Kuhmilch vor die Nase zu stellen, ohne, dass sie danach verlangt hätte. Die grosse Maus trank auch lange nach dem Abstillen keine Kuhmilch. Aber mit dem Müesli kam es irgendwann und seit vielleicht einem knappen Jahr verlangt sie wie der Grosse abends einen halben Becher Kakao, einfach kalt und weniger in der Menge. Mittlerweile aber auch nicht mehr täglich. Im Urlaub gab es das nämlich auch nicht.

Nun lassen wir also dieses vorletzte „Relikt“ aus der Baby- und Kleinkindzeit bereits zurück. Was mir noch bleibt, ist das seltene Tragen und dann ist es wohl endgültig vorbei. In 2 Jahren kommt das Mäuschen in den Kindergarten. Seufz… Andere Mütter verstehen bestimmt, wie schwer es ist, dass die Kinder so schnell gross werden.

Eine Erinnerung an die Stillzeit

Ich bin unendlich dankbar für die Fotos, die mich daran erinnern, meine Kinder zu stillen, lange zu stillen. Ich hätte das vor der Geburt sicher nicht gedacht, aber es fühlte sich natürlich und gut an. Und ich bin dankbar dafür, dass ich miterleben durfte, wie sich zumindest die Mädchen selbstbestimmt abgestillt haben indem es einfach immer weniger wurde und sich so sanft ausschlich. Kein abrupter Abschied. Angenehmer kann es gar nicht sein.

Ich wollte das Stillen aus einem inneren Antrieb heraus so sehr und habe meine ganze Kraft dafür aufgewendet. Vermutlich verstehen nur mein Mann und meine damalige Hebamme, wie sehr ich gekämpft habe und wie viel mit das Stillen bedeutet hat. (Und wie schwer mir das Abstillen des Grossen fiel…)

Für mich hat es sich doppelt und dreifach, im wahrsten Sinne des Wortes, gelohnt, die ersten 6-8 harten Wochen zu überstehen. Denn was ich davon hatte, waren viele schöne Stilljahre. Schön wegen der innigen Bindung und weil Stillen auch für das Kind so viel mehr ist als Nahrung und natürlich total unkompliziert und einfach.

Damit will ich jetzt niemanden vor den Kopf stossen, der nicht stillen konnte oder wollte, sondern es war einfach mein Weg und mein Glück. Und dafür bin ich für immer und ewig unermesslich dankbar.

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Die Fotos stammen übrigens aus dem wunderschönen Fotoshooting mit Svetlana Keller im Sommer 2018.

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