Viele Frauen sehen sich mit einem unerfüllten Kinderwunsch konfrontiert. Oft sind ganz verschiedene Gründe dafür verantwortlich, dass es nicht klappt. Katrin hatte nach ihrer Krebserkrankung Hoffnung, dass sie nochmals Mutter werden kann. Bis ihr diese jäh genommen wurde. Doch wie damit umgehen? Ein Gastbeitrag…
Als ich letzte Woche auf Instagram die Themenwoche „3. Kind – ja oder nein?“ ins Leben rief, bekam ich sehr viele Rückmeldungen, auch generell zum Thema (unerfüllter) Kinderwunsch. Ich selber habe bereits vor einer Weile zu diesem Thema hier auf dem Blog berichtet: Der ewige(?) Kinderwunsch.
Diagnose Krebs
Manche Mütter waren sich nach 1, 2 oder 3 Kindern sicher, dass die Familienplanung abgeschlossen ist. Andere wiederum nicht. Und bei vielen waren sich die Elternteile nicht einig… Katrin aber hatte gar keine Wahl. Sie wurde vor vollendete Tatsachen gestellt:
„Wenn man als Frau die Diagnose Krebs erhält, geht es plötzlich um Leben. Das Eigene und das Leben von zukünftigen Kindern. Man muss von Pontius zu Pilatus, wird aufgeklärt und untersucht.
Am Ende dieser Odyssee steht in der Regel eine Therapieempfehlung der Onkologen und eine Empfehlung des Fertilitätsspezialisten. Hier möchte ich meine persönliche Geschichte erzählen…
Mein Name ist Katrin, 35, und Mama einer 4-jährigen Tochter. Im Mai 2018 bekam ich die Diagnose Non-Hodgkin-Lymphom, da war meine Tochter knapp 2 Jahre alt.
Auf zur Kinderwunschberatung
Mit der Verdachtsdiagnose begann für mich ein Martyrium. Nicht alleine dass ich damit klar kommen musste, dass ich eine lebensverkürzende Erkrankung hatte, ich musste mich Untersuchungen und Beratungen stellen die mich emotional massiv (über-)forderten: Der Kinderwunschberatung.
Mir wurden 3 Optionen genannt, die mir im besten Falle einen weiteren Kinderwunsch erfüllen könnten:
- Eizellentnahme und Kryokonservierung selbiger mit der Option einer künstlichen Befruchtung nach erfolgter Therapie.
- Entnahme von Eierstockgewebe und Kryokonservierung. Dieses Gewebe wird nach erfolgter Therapie an der Bauchdecke wieder eingesetzt. Auch hier muss eine künstliche Befruchtung erfolgen.
- Eine Spritze die mich in die Wechseljahre versetzt. Diese sollte ich auf jeden Fall bekommen, um Blutungen während der Chemotherapie zu vermeiden.
Ich musste sämtliche Untersuchungen über mich ergehen lassen obwohl für mich von vornherein fest stand, dass ich keine hormonelle Stimulation von Eizellen machen möchte. Die Entnahme von Eierstockgewebe wurde von meinem Mann und mir diskutiert.
Ein massiver Rückschlag
Nur um dann vom Onkologen zu erfahren, dass eine Kryokonservierung von Eizellen oder Eierstockgewebe nicht zur Debatte steht. Bei Blutkrebs ist die Gefahr, dass Krebszellen mit konserviert werden, einfach zu hoch.
Warum man mir diese Belastung zumutete? Ich habe bis heute keine Ahnung und auch für mich keine Antwort gefunden.
Die Therapie lief an, schlug an und wir konnten akzeptieren, dass wir wahrscheinlich kein weiteres Kind mehr bekommen würden. Dabei hatten wir immer das Thema Pflegekind im Hinterkopf.
Und dann kam der massive Rückschlag. Ein Progress unter laufender Chemotherapie. Weitere Therapien und im Anschluss eine Stammzelltransplantation. Damit war dann auch die letzte Hoffnung dahin, dass wir je wieder ein Kind bekommen.
Der Krebs ist weg, die Trauer noch da
Wie geht es mir heute? Der Krebs ist weg, die Trauer um den geplatzten Kinderwunsch ist weiterhin da. Ich habe psychoonkologische Hilfe in Anspruch genommen um all das aufzuarbeiten. Das half ein wenig.
Entscheidend war für mich aber vor allem der Austausch in den sozialen Medien. Die sog. „Krebscommunity“ ist, vor allem auf Instagram, sehr hilfreich. Man fühlt sich nicht alleine sondern weiss genau, dass man verstanden wird.
Ausserdem halfen mir Gespräche mit einer sehr guten Freundin, die auch kinderlos mit Kind ist. Mittlerweile komme ich ganz gut damit klar wenn im Freundeskreis Babys zur Welt kommen oder Schwangerschaften verkündet werden. Ich freue mich für jeden, der seinen Kinderwunsch erfüllen kann.
Trotzdem gibt es Situationen, die mich belasten. Bei Sprüchen wie „Sei doch froh, dass du wenigstens ein gesundes Kind hast.“ oder auch „Wenn du ja jetzt gesund bist, könnt ihr ein Geschwisterchen planen“ kann man mir auch gleich einen Dolch ins Herz stossen.
Die Familienplanung ist ein sensibles Thema…
Besonders schlimm war aber folgender: „Bei DEM Kind wollt ihr doch bestimmt kein weiteres.“ Das war verletzend auf mehreren Ebenen. Was ich euch mit all dem sagen möchte?
Es gibt so viele unterschiedliche Gründe, warum Frauen einen unerfüllten Kinderwunsch haben. Und egal warum, und egal ob man schon ein Kind hat oder nicht, es ist immer verletzend wenn Aussenstehende ein so privates Thema anschneiden. Wenn wir darüber sprechen möchten, dann vertrauen wir uns Euch an.“
Liebe Katrin, das sehe ich ganz genau so. Keiner sollte sich anhören, wann er wie viele Kinder bekommen sollte. Niemand sollte mit Fragen dazu gelöchert werden. Es ist nicht nur eine hoch individuelle Entscheidung, sie geht auch keinen etwas an. Denn niemand von uns weiss, welche Gründe andere Menschen haben, ob, wann und wie sie Kinder bekommen…
Unerfüllter Kinderwunsch nach Krebs – mehr von Katrin:
Katrin findet Ihr auf Instagram unter dem Profil @das_leben_danach. Ich danke Dir von Herzen, dass Du Deine Geschichte mit uns geteilt hast!
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