Kinderwunschbehandlung

Den Kinderwunsch früh genug angehen…

Man könnte Thomas Sander auch als „Kindermacher“ bezeichnen. Der Facharzt für Gynäkologie und Geburtshilfe hat sich auf Kinderwunschbehandlungen spezialisiert und führt seit 2011 in Bendern das 1. Zentrum für Kinderwunsch, Endokrinologie und Fertilitätstherapie in Liechtenstein.

Jedes 10. Paar bleibt ungewollt kinderlos. Die Gründe dafür sind vielseitig, einer davon ist mit Sicherheit, dass viele Paare die Familienplanung erst spät angehen. Ab dem 35. Lebensjahr sinkt die Möglichkeit einer Schwangerschaft drastisch während die Wahrscheinlichkeit für Fehlgeburten steigt.

Bereits nach einem halben Jahr ungeschütztem Geschlechtsverkehr wird Frauen in diesem Alter eine fachärztliche Beratung empfohlen. Ein Tabu sollte dies heutzutage eigentlich nicht mehr sein. 

6000 Paaren den Kinderwunsch erfüllt

Kinderwunschzentrum
Kinderwunsch erfüllt: Dankes-Karten zahlreicher glücklicher Eltern…

Rund 6000 Paaren konnte Thomas Sander bereits den lang ersehnten Kinderwunsch erfüllen. Er bietet folgende Verfahren an: 

  • Hormonbehandlung
  • Spermiogramm
  • Insemination
  • IVF-ICSI, TESE, TESA
  • IMSI
  • Assisted Hatching 

Und immer mehr nehmen die Kryokonservierung (auch Social Freezing genannt – Einfrieren von Eizellen, Samen und Embryonen) in Anspruch, zu der Sander auch unabhängig von einem schon existierenden Kinderwunsch rät… Es könnte eine Kinderwunschbehandlung ersparen. Aber mehr dazu im Interview:

Mama mal 3: Herr Dr. Sander, Sie bieten das Social Freezing bzw. Kryokonservierung von befruchteten und unbefruchteten Eizellen, Samen und Embryonen an. Ab welchem Alter empfehlen Sie Paaren die Konservierung und warum?
Thomas Sander
: Je jünger die Paare, desto höher die Schwangerschaftsaussichten. Sowohl der Samen, als auch die Eizellen reduzieren mit dem Älterwerden ihr Potential, eine Schwangerschaft zu erreichen. Empfehlenswert ist die Kryokonservierung speziell für Eizellen vor dem 36. Lebensjahr.

Welchen Unterschied macht es, ob eine Frau eine befruchtete oder unbefruchtete Eizelle oder gar einen Embryo einfrieren lässt und wozu raten Sie, wenn eine Frau die Wahl hat?
Die höchsten Schwangerschaftsraten erreicht man mit befruchteten Eizellen, aber da muss natürlich auch der passende Partner vorhanden sein.

Wichtig ist das genetische Alter der Eizelle.

Wie lange kann konserviert werden?
In der Regel für 5 Jahre, diese Frist kann aber durch ein weiteres Ansuchen, oder durch medizinische Gründe verlängert werden.

Eizellen einfrieren, KryokonservierungSie dürfen konservierte Eizellen bis zum 50. Lebensjahr wieder einsetzen. Garantiert das Einsetzen auch in diesem hohen Alter eine gesunde Entwicklung des Embryos, weil die Eizelle faktisch jünger ist?Richtig. Wichtig ist hier immer das genetische Alter der Eizelle. Aber es werden natürlich die körperlichen Komplikationen bezüglich einer Schwangerschaft mit zunehmenden Alter mehr.

Wie viele Patienten nehmen die Kryokonservierung in Anspruch?
Das sind bei mir 3-4 pro Jahr zunehmend.

Nikotin, Umweltgifte und Plastik senken die Samenqualität 

Ist die Unfruchtbarkeit in den letzten Jahren gestiegen?
Ja, hauptsächlich, weil mit dem Kinderwunsch zu lange gewartet wird.

Das spricht auf jeden Fall für eine vorsorgliche Kryokonservierung. Was sind weitere Gründe für eine Unfruchtbarkeit?
Beim Mann wird zunehmend die Samenqualität schlechter, z. B. durch Nikotin und Umweltgifte. Auch das Plastik, das zunehmend in die Nahrungskette kommt, macht Probleme, weil hier Substanzen enthalten sind, die den weiblichen Hormonen sehr ähnlich sind.

Gibt es auch Paare, die ohne ersichtlichen Grund und trotz diverser Behandlungen unfruchtbar bleiben? Wenn ja, woran kann das liegen? Sind diese Paare genetisch inkompatibel?
Dieser Gedanke ist kaum nachvollziehbar, theoretisch möglich, aber viele Paare, speziell die Frauen, zerbrechen sich zu viel den Kopf darüber und verkrampfen dadurch innerlich.

Tatsächlich hört man immer wieder von Paaren, die schwanger wurden als sie sich vom Kinderwunsch und den Behandlungen endgültig verabschiedet haben…

Kinderwunschbehandlung: Erfolgsquote von 40-50%

Dr. Thomas Sander, BendernKönnen Sie sich erklären, warum manche Frauen trotz Stillens (manchmal sogar recht schnell) wieder schwanger werden während andere offenbar erst komplett abstillen müssen um schwanger werden zu können?
Weil das Milchhormon oft den Eisprung unterdrückt und das von Frau zu Frau verschieden ist.

Können Sie eine Aussage darüber machen, bei wie viel Prozent Ihrer Patienten die Behandlung(en) erfolgreich sind?
Das ist natürlich immer von der Ausgangslage und vom Alter abhängig, bei guten Bedingungen 40-50 % pro Behandlungszyklus.

Welche Faktoren sind ausschlaggebend für den Erfolg einer Behandlung?
Eine gute persönliche Betreuung durch den behandelnden, natürlich auch erfahrenen Arzt, und ein hochwertiges Labor.

Immer wieder besteht eine leichte Skepsis oder Angst, die Umgebung könnte davon erfahren.

Sie bieten diverse Verfahren an. Können Sie grob darlegen, wann welches Verfahren eingesetzt wird oder ist es meist eine Kombination?
Diese Frage ist nicht so einfach zu beantworten. Es gibt natürlich bewährte Behandlungen, die durch Fortschritte in der Medizin adaptiert werden. Auch mache ich oft eine individuelle Abstimmung für das Paar.

Ist die Beliebtheit von Kinderwunschzentren Ihrer Meinung nach gestiegen oder besteht nach wie vor bei manchen eine Hemmschwelle, in die Natur „einzugreifen“?
Für viele Paare ist der Kinderwunsch nur mit speziellen Hilfsmetoden zu erreichen, aber immer wieder besteht doch eine leichte Skepsis oder Angst, die Umgebung könnte davon erfahren.

Der Eingriff in die Natur wird nur von sehr wenigen, sehr konservativen Menschen beanstandet, für die meisten ist natürlich der Kinderwunsch im Vordergrund, als gemeinsamer Ausdruck der Liebe und dabei bin ich ja nur behilflich, dieses Ziel zu erreichen.

Geburt nach Gebärmuttertransplantation

Wagen wir einen Blick in die Zukunft: Was halten Sie von „Designerbabys“? Würden Sie die genetische Optimierung befürworten?
Von den Designerbabys sind wir noch sehr weit entfernt, aber hier müssen natürlich ethische Richtlinien von Gesellschaft und Politik vorgegeben werden. Aus meiner Sicht lässt sich die Natur nicht so leicht ins Handwerk «pfuschen» und sie schlägt zurück, wie man es momentan leider mit der Covid-Pandemie sieht.

Und wie sieht es mit der Forschung bzgl. der Entwicklung einer künstlichen Gebärmutter aus – Horrorvorstellung oder Chance?
Der Eintritt und Verlauf einer Schwangerschaft ist so ein unentdecktes Wunder, da wird es so schnell nicht möglich sein, eine künstliche Gebärmutter zu erzeugen. Einige Fortschritte wurden aber bei Gebärmuttertransplantationen gemacht, hier konnten schon Geburten erreicht werden.

Vielen Dank für das Interview & weiterhin viel Erfolg! 

Bilder: zVg

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4 comments
  1. […] Interview mit Dr. Sander | Kinderwunschzentrum Bendern […]

  2. […] der Behandlung entschieden werden, ob und welche fertilitätserhaltenden Massnahmen (z.B. die Entnahme von Eizellen) in Frage […]

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