Denn sie wissen nicht, was sie verpassen…

Kennt Ihr die drei Frauen auf dem Bild? Zumindest die linke hat wohl jeder mal gesehen. Das ist Marissa Mayer (Yahoo), gefolgt von der Liechtensteiner Regierungsrätin Aurelia Frick und letztere ist Magdalena Martullo-Blocher (Ems-Chemie).


Allen drei ist gemeinsam, dass sie sozusagen fast vom Kreissaal weg wieder ins Büro eilten, um ihre wichtigen Jobs weiterzuführen und dies zu mindestens 100% oder mehr. Der Kindsvater meines Wissens übrigens auch, also stellt Euch dessen Fotos daneben vor (war mir zu blöd, diese zu suchen). Kind oder Karriere? Diese Eltern wollten beides.

Nanny, Nursery und Oma betreuen das Kind

Während Mayer auf der Chefetage eine „Nursery“ für ihr Baby einrichten liess (was gut machbar ist wenn man eben Chefin ist und nicht nur Sekretärin…), wird das Kind von Frick, soweit ich weiss, mehrheitlich von deren Mutter betreut. Und bei Martullo-Blocher sorgen Nanny und Haushaltshilfe für Kind & Co. (was auch nur dank der finanziellen Situation möglich ist, klar, denn eine gute Nanny/Haushaltshilfe kostet viel Geld).

Anyway… Gestern erreichte mich also die Meldung, dass Frick im Frühjahr ihr zweites Kind erwartet. Vor wenigen Wochen habe ich ihren Gatten mit Sohn auf dem Spielplatz in Vaduz gesehen. Der kleine Leonhard wird im März gerade mal 2 Jahre alt. Nach dessen Geburt nahm sich Frick eine Auszeit von 3 Monaten, bevor sie Vollzeit wieder in ihren Job zurückkehrte. Ein Job, notabene, der auch zahlreiche Auslandsreisen und Veranstaltungen am Abend beinhaltet. Wann genau sie ihr Kind sieht, weiss ich nicht, aber ich schätze es ist nicht allzu oft.

Schwangere Mama mit Sohn
Das Kind sollte zum Hauptteil von mindestens einem Elternteil betreut werden.

Sind diese Eltern wirklich Vorbilder?

Die freudige Nachricht also, wird von den meisten Frauen positiv angenommen. „Du bist ein Vorbild, zeigst, dass auch eine Mutter einen verantwortungsvollen Job machen kann…“ etc.
Alles gut und recht. Aber, und ich laufe nun Gefahr, die Feministinnen unter uns zu verärgern, es tut mir leid für die Mutter, für alle drei. Ich zweifle nicht daran, dass die Kinder dieser Frauen während deren Abwesenheit gut betreut sind (und mitunter ein sehr enges Band zu dieser Person/diesen Personen knüpfen). Aber, liebe Karrierefrauen: Ihr verpasst etwas, das ihr nie mehr nachholen könnt.

Und um es nochmals klar zu stellen: Ich habe nichts, aber überhaupt gar nichts gegen Frauen, die nach ein paar Monaten wieder in ihren Job zurück kehren. Erst recht nicht, wenn dafür der Vater kürzer tritt oder sogar ganz zuhause bleibt, um sein Kind zu betreuen. Ich habe auch nichts gegen die Kita, abgesehen davon. Ich finde nur, kein Baby/Kleinkind sollte an 5 Tagen die Woche Vollzeit eine Kita besuchen. Mit etwas Einschränkung und teilweiser Betreuung zumindest eines Elternteils an 2-3 Tagen zuhause, sollte es auch ohne Vollzeit in der Kita möglich sein.

Ich kenne übrigens mehrere Väter, die Teilzeit arbeiten oder ihr Kind ganz zuhause betreuen weil die Mutter Vollzeit arbeitet. In allen Fällen klappt dies prima.

Die ersten Jahre sind prägend

Denn: Ich denke, dass die ersten 3-4 Jahre für das Kind enorm prägend sind, besonders die ersten Monate. Und zwar nicht nur für das Kind, sondern auch für die Eltern. Und wer von Euch Mamas würde im Nachhinein sagen, dass sie kein Problem damit gehabt hätte, diese intensive, wenn auch anstrengende Zeit zu missen? Diese Nähe zum Kind, sie kehrt nie mehr wieder. Mit jedem Tag braucht es weniger davon, wird selbständiger und eines Tages flügge.

Wer von Euch würde nicht sagen, dass diese erste Zeit der Bindung nicht den Grundstein für Eure Beziehung gelegt hätte? Und ich lasse jetzt mal die Väter aussen vor, da diejenigen, die ihr Kind selber betreuen, immer noch die Ausnahme sind. Und, Feminismus zum Trotz: sind nicht wir Mütter, mal ganz biologisch-natürlich nicht eher dafür gemacht, sich den Grossteil unserer Zeit um die Kinder zu kümmern?

Es sind immer noch die Frauen (und daran wird sich wohl auch nie etwas ändern), die die Kinder 40 Wochen lang „ausbrüten„, sie gebären und bestenfalls auch nähren (stillen). Ich wäre umgekommen, wenn ich mein Baby nicht mindestens 7 Monate lang die meiste Zeit bei mir gehabt hätte. Mein Mann kam prima damit zurecht, die Kinder nur abends und am Wochenende zu sehen, merkt aber jetzt, da sie älter sind, wie sehr sie auch ihn brauchen.

Ein Baby so schnell abgeben – warum?

Was also geht in diesen Eltern vor, die nach der Abnabelung gemeinsam zurück ins Büro preschen und das Baby anderen in die Arme drücken? Ich kann es mir ehrlich gesagt nicht vorstellen… Nein, ich will sie nicht Rabeneltern nennen, denn sie sorgen ja dafür, dass sich jemand um ihr Kind sorgt. Nein, aber sie wissen ganz offensichtlich nicht, was sie tun. Sie wissen nicht, was sie verpassen. Das ist sehr schade und ich kann nur hoffen, dass sie nie darauf kommen, was sie verpasst haben und ihre Entscheidung bereuen.

Natürlich bleibt ihnen in 5, 10 Jahren, wenn sie vielleicht beschliessen, im Job kürzer zu treten, um den Kindern bei den Schulaufgaben zu helfen, noch Zeit für die Kinder. Aber die magische erste Zeit, die werden sie nie mehr nachholen können…

Haushalt outsourcen, bitte

Und nochmals: Eltern sollen, ja müssen arbeiten. Aber nicht beide in Vollzeit. Ich empfehle dann auch, so oder so, dass sie das verdiente Geld nicht nur in die Kinderbetreuung stecken, sondern in das Outsourcen des Haushalts. Nicht nur, damit sie die vielleicht knappe Zeit mit Kind nicht noch mit Staubsaugen verbringen müssen, sondern auch noch etwas Zeit für die eigenen Bedürfnisse bleibt. Haushalten kann nämlich jeder, das soll also bitte sehr nicht an den Eltern hängen bleiben, die haben wichtigeres: Sich selber und die Kinder.

Also lieber die Kinder etwas früher in der Kita holen und mit ihnen Eis essen gehen als noch schnell nach Hause hetzen und Bügelwäsche erledigen oder den Feierabend mit dem Partner geniessen anstatt Wäsche zu falten… 😉

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4 comments
  1. Eben bin ich auf diesen tollen Artikel gestossen. Ich bin dabei einen Beitrag zu einem ähnlichen Thema zu verfassen für meinen Blog (mama-traegts.wordpress.com) und würde deinen Artikel gerne darin erwähnen und verlinken. Wäre das okay für dich?

    Liebe Grüsse
    Nina

  2. Eben bin ich auf diesen tollen Artikel gestossen. Ich bin dabei einen Beitrag zu einem ähnlichen Thema zu verfassen für meinen Blog (mama-traegts.wordpress.com) und würde deinen Artikel gerne darin erwähnen und verlinken. Wäre das okay für dich?

    Liebe Grüsse
    Nina

  3. Auch wenn das jetzt schon eine eher olle Kamelle ist, will ich das nicht so unkommentiert stehen lassen. Die Anregung in Bezug auf die Prioritätensetzung bei Kind und Haushalt finde ich ziemlich gut – muss man sich halt leisten können. Ansonsten: warum ist es okay, wenn sich der Vater der Kinder, der in deinen Augen ja offenbar kein schlechter Vater war, nicht für diese Momente interessiert, während es offenbar ein Problem ist, wenn beide Elternteile auf dieselbe Art gute Eltern sind, wie dein Ex-Mann? Zumal der natürliche Milcheinschuss (den man beim Mann angeblich durch Hormongabe sogar auch hervorrufen können soll^^) die einzige biologische Zusatzqualifikation für das Aufziehen von Kindern ist, die ein weiblicher Körper mit sich bringt. Ich sehe also keinen Grund, die Paare aus dem Artikel, insbesondere die Frauen, anders zu beurteilen, als deinen Ex. Bleibt die Frage: würdest du die Vorhaltungen oben auch ihm machen?

    1. Liebe Christina, ich habe bewusst den Ausdruck „Eltern“ verwendet weil Mütter wie Väter gleichermassen gemeint sind. Und nein, ich halte es ihm nicht vor. Ich hätte mir zwar gewünscht, dass er seinen Job etwas reduziert, aber schlussendlich war es meine, vielleicht auch egoistische, Entscheidung, dafür ganz bei den Kindern sein zu dürfen – ein Privileg, wie ich finde, wenn auch ein strenges und leider keins, das finanziell entschädigt wird. Abgesehen davon glaube ich, dass der Milcheinschuss nicht die einzige „Zusatzqualifikation“ ist, sondern auch das Gehirn einiges ausmacht. Frauen sind keine „kleinen Männer“ und das ist gut so. Wir sind nicht identisch. Selbstverständlich kann auch ein Vater die Care-Rolle übernehmen, das zweifelt heutzutage hoffentlich keiner mehr an. Es wäre trotzdem wünschenswert, dass BEIDE ELternteile eine Elternzeit geniessen dürfen, die über die viel zu kurze Karenz-Zeit hinausgeht, bevor sie, zu welcher Aufteilung auch immer, ins Berufsleben zurückkehren.

      Ich bin erst seit einem Monat wieder zu 50% tätig und merke, wie schnell das Konstrukt zweier arbeitender Elternteile fragil werden kann, wenn Kinder nur schon krank werden oder Termine zu Arbeitszeiten anstehen etc…

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