Ratgeber Wackelzahnpubertät

„Nicht mehr klein und noch nicht gross“ – Ratgeber Wackelzahnpubertät

Mit „Nicht mehr klein und noch nicht gross – Der liebevolle Ratgeber für die Wackelzahnpubertät“ schrieb Andrea Zschocher aka „runzelfuesschen“ (so heisst ihr Blog) über die wundersame Phase und sensible Umbruchszeit des Zahnwechsels bei Kindern…

Ich durfte die liebe Andrea bereits vor vielen Jahren, als ich erst zwei Kinder hatte, auf der Swiss Blog Family in Basel kennen lernen. Umso mehr freute es mich, ihr Buch lesen und sie auch gleich interviewen zu dürfen… Gerne lasse ich Andrea hier „sprechen“ bevor ich selber ein paar Worte über ihr Buch verliere… 🙂 

Mama mal 3: Liebe Andrea, wann hast Du zum ersten Mal vom Begriff „Wackelzahnpubertät“ gehört?
Andrea Zschocher: Ehrlich gesagt kann ich mich daran nicht erinnern, ich glaube fast von der Wackelzahnpubertät habe ich erst im Laufe der Recherche zu meinem Buch gelesen. Aber natürlich wusste ich vorher schon, dass die Zeit der Wackelzähne bei vielen Kindern ein Thema ist. 

Als meine Tochter ihren ersten Zahn verlor, war sie in grosser Aufregung. Sie war ganz ausser sich über diesen Verlust. Gleichzeitig wurde sie auch bei vielen Sachen ganz furchtbar wütend, die vorher gar kein Problem waren. Ich konnte das alles nicht so recht verstehen, weil doch eigentlich alles gut war.

Das Thema Wackelzahnpubertät konkret behandeln

Andrea Zschocher Autorin
Autorin Andrea Zschocher. Bild zVg.

Und so ein ausgefallener Zahn ja eigentlich ein Grund zur Freude ist, weil sich zeigt, dass Kinder wieder ein Stück wachsen. Ich suchte also nach Literatur und stiess auf „Wackeln die Zähne, wackelt die Seele“. Vieles an diesem Buch fand ich total spannend, manches etwas esoterisch. Und in dem Buch wird das Wort Wackelzahnpubertät auch nicht wirklich benutzt.

Dann las ich das Buch von Katja Seide und Danielle Graf, „Das gewünschteste Wunschkind aller Zeiten treibt mich in den Wahnsinn Teil 2 (Link zu meiner Rezension)“, in dem von Wackelzahnrebellen die Rede ist. Auch das Buch gab mir einige Einblicke, ich schätze die Autorinnen sehr. Aber ich dachte mir auch: Da ist noch Platz für ein Buch, dass das Thema Wackelzahnpubertät tatsächlich wirklich ganz konkret in den Blick nimmt.

Was für Assoziationen hattest Du dabei?
Da ich den Begriff ja erst im Laufe meiner Recherche intensiv kennengelernt habe, hatte ich wenige Assoziationen. Aber ich wusste: Die Wackelzähne sind für viele Kinder extrem wichtig. Viele Eltern wundern sich, dass ihre Kinder sich plötzlich wieder so ganz anders verhalten, als sie es gewohnt sind.

Ich wollte unbedingt Aufklärung in Sachen Zahnpflege betreiben.

Und dem wollte ich auf den Grund gehen, um Eltern Informationen an die Hand zu geben und gleichzeitig für viel Verständnis für unsere grossen-kleinen Kinder zu werben.

Und wie kam es dazu, dass Du ein Buch darüber schreibst?
Ich habe ja schon von meinen Ratgebererfahrungen berichtet und dachte mir, dass mir da auch der kinderzahnärztliche Hintergrund fehlt. Ich erlebe im Privaten immer wieder, dass Kinder spätestens mit den Wackelzähnen plötzlich für die Zahnpflege allein verantwortlich sind, da wollte ich unbedingt Aufklärung betreiben.

Vorschüler und Erstklässler im Fokus

Meine Kinder fanden übrigens in all den Gesprächen mit der Kinderzahnärztin Inke Supantia am spannendsten, wie schnell Karies sich durch einen Milchzahn gefressen hat, im Vergleich zu den bleibenden Zähnen.

Für mich war aber auch wichtig, dass die Wackelzahnpubertät gerade auch in Bezug auf die Vorschüler*innen und Erstklässler*innen in den Fokus rückt.

Für wen ist Dein Buch gedacht?
Für alle Eltern, die ihre Kinder in dieser sehr sensiblen Umbruchszeit unterstützen möchten. Und für die, die manchmal ein bisschen verzweifeln, weil sich ihre Kinder plötzlich so ganz anders verhalten, als sie es von ihnen bisher gewohnt sind. Und für die, die mehr über Milch- und bleibende Zähne erfahren möchten. 

Halt bieten in der Unsicherheit

Der Ratgeber ist für Eltern, die in dieser herausfordernden Zeit ihre Kinder ein bisschen besser verstehen möchten. Auch wenn „Nicht mehr klein und noch nicht gross“ kein Buch über Kinder in der Corona-Zeit ist, das, was darin steht können viele Eltern gerade im Moment auch an ihren Kindern beobachten. Das liegt an der Unsicherheit, die unsere kleinen Grossen spüren. Wer da Halt bieten möchte, der sollte mal in mein Buch schauen.

Was sind Deine wichtigsten Tipps für die Wackelzahnpubertät, kurz zusammengefasst?
Verliert nicht den Kontakt zu eurem Kind. Ja, diese Phase kann sehr stressen und euch herausfordern, gerade dann, wenn der Nachwuchs mal wieder laut kreischend alles (und auch euch) richtig blöd findet. Aber unsere Wackelzahnkinder brauchen uns in dieser Zeit auch so sehr. Sie müssen wissen, dass wir da sind, komme was wolle.

Lasst sie klein sein, wenn sie sich das wünschen. Es ist total normal, dass sie in der Wackelzahnpubertät auch immer wieder Verhaltensweisen an den Tag legen, die euch an die Kleinkindzeit erinnern. Gönnt ihnen und euch diese Auszeit.

Lasst ihnen ihren Freiraum aber macht klar, dass ihr da seid und immer unterstützend eine Hand reicht.

Unsere Wackelzahnkinder können am besten gross werden, wenn sie wissen, dass wir sie unterstützen.

Auch wichtig ist, eure Kinder herauszufordern, ihnen immer mehr zuzutrauen. Unser Nachwuchs strebt nach Autonomie, an manchen Tagen fühlen sie sich so gross und stark und wissen alles besser.  Seid da und überfordert sie nicht.

Wackelzahnpubertät ist nicht mit Pubertät zu vergleichen

Und an anderen Tagen fühlen sie sich hilflos und klein und brauchen ganz viel Zuwendung. Sie sind eben „Nicht mehr klein und noch nicht gross“ und das ist nicht immer ganz einfach.

Wer die Wackelzahnpuberät übersteht, braucht die richtige nicht mehr zu fürchten? 😉
Das wäre super, oder? Aber es gibt ja schon einen Unterschied zwischen der Wackelzahnpubertät und der echten Pubertät. Denn da sind Hormone die treibende Kraft für all die Veränderungen in unseren Kindern, das ist bei der Wackelzahnpubertät nicht der Fall.

Die Herausforderungen in der echten Pubertät sind andere, auch, weil unsere Kinder dann ja etwas älter sind und sich selbst und uns ein bisschen besser verstehen.

Möchtest Du noch weitere Bücher schreiben oder ist sogar schon etwas in Planung?
Tatsächlich ist das nächste Buch schon fertig. Es wird Mitte Januar 2021 erscheinen und hat ein ganz anderes, aber nicht weniger wichtiges Thema. Es geht um viel weinende Babys. In „Wie du dein Schreibaby beruhigst“ finden Eltern für diese herausfordernde Zeit ganz viel Unterstützung, Erfahrungen von anderen betroffenen Eltern und Rat von Expertinnen.

(Anmerkung von Mama mal 3: das Buch ist bereits erschienen, ich habe es verlinkt. Das Interview fand schon vorher statt…)

Da alle meine Kinder untröstlich weinende Babys waren, kann ich da wirklich aus dem Vollen schöpfen und freue mich, wenn ich nicht nur Eltern durch die Wackelzahnpubertät, sondern auch durch die Babyzeit begleiten kann. Und was weitere Pläne angeht… Also so schnell gehen mir die Ideen nicht aus.

Das klingt wundervoll, vielen lieben Dank, Andrea & weiterhin viel Erfolg mit Deinen tollen Projekten! 

Ich finde, Andrea hat die Inhalte aus ihrem Buch in diesem Interview schon super auf den Nenner gebracht. Ich fand es auf jeden Fall sehr informativ und lernte gerade auch im fachlichen Teil über den Zahnwechsel auch einiges, das ich selber noch gar nicht wusste, z.B. wie wichtig eine Zahnrettungsbox ist. 

Kleine Veränderungen – grosse Krise 

Kurze Statements von anderen Eltern zeigen, wie es anderen mit ihren Wackelzahn-Kindern ergeht. Mit vielen Bildern illustriert insgesamt also eine kurzweilige Lektüre mit tollen, konkreten Tipps. 

Dass in der Wackelzahnphase „schon kleine Veränderungen reichen, um das innere Haus zum Einstürzen zu bringen“ habe ich bei der Maus schon oft hautnah mitbekommen und es scheint, dass sie, jetzt mit 9 Jahren, diese Phase noch immer durchlebt. 

Da reichte es vor einer Woche tatsächlich aus, dass ihr Freund eine halbe Stunde später als erwartet kommen sollte, und das Fass lief komplett über… Und ich kam nicht auf die Idee, dass diese unmittelbaren Gefühlsausbrüche, die ich so gar nicht nachvollziehen konnte, mit dieser Phase zusammen hängen könnten. 

In Kontakt und im Austausch bleiben

Mir ging also tatsächlich bei der Lektüre ein grosses Licht auf, obwohl ich nicht das erste mal von der Wackelzahnpubertät gehört hatte, schliesslich gibt es ja noch ein älteres Kind in diesem Haushalt, das sie auch durchlebt hat

Ich nehme mir also den Tipp von Andrea besonders zu Herzen, dem Kind regelmässig Gelegenheit zum Erzählen zu bieten, damit sich gar nicht erst zu viel anstaut.

Und ich bin ein bisschen beruhigt, wenn sie schreibt: „Die allermeisten Kinder, die gesund und glücklich gross werden, die ihre Gefühle, Gedanken, Sorgen und Wünsche äussern dürfen, explodieren von Zeit zu Zeit…

Kuscheleinheiten für die wackelnde Seele

Kinder, die sich geliebt fühlen und uns vertrauen, reiben und üben sich an uns, grenzen sich ab und stehen für ihre Wünsche ein. Das gehört zur Entwicklung und spricht dafür, dass wir als Eltern doch einiges richtig gemacht haben.

Andrea Zschocher empfiehlt nach solchen Streitereien Kuscheleinheiten und auch mal ein entschuldigendes Wort wenn nötig (ja, auch Eltern können mal explodieren) und so handhaben wir es auch. 

Lust, das Buch zu lesen? Hier kannst Du es kaufen (Affiliate-Link): 

2 comments
  1. […] „Nicht mehr klein und noch nicht gross“ […]

  2. […] klagte mein Leid irgendwann in einer Facebook-Gruppe und wurde auf den Begriff „Wackelzahnpubertät“ verwiesen – mit Erläuterung. Es fiel mir wie Schuppen von den Augen. Die Beschreibung […]

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