CrossFit Schweiz Swiss Throwdown

Talentfrei, aber stur

Wer hat denn hier die ganzen, tollen Athletinnen interviewt. Und wieso? Und überhaupt? Ich fand, ich könnte mich, im Rahmen von CrossFit, hier ja auch mal kurz vorstellen. Nicht in Interview-Form, führe nicht so gerne Selbstgespräche, aber einfach frisch von der Leber… Hätte, hätte, Fahrradkette. „CrossFit“ lief mir zwar schon eher über den Weg, aber dieser „Basic-Kurs“ um 20 Uhr abends war einfach eine zu grosse Hürde für mich, die um diese Zeit meist vollends damit beschäftigt war, Kinder ins Bett zu bringen. Aber es ging mir nie ganz aus dem Kopf und irgendwann konnte ich mir diese Zeit endlich mal frei schaufeln.

Damals trainierte ich im Kampfsport – meine grosse Liebe seit dem 16. Lebensjahr, meine erste Sport-Ambition überhaupt. Eine späte. Also das Karate, das ich damals begann, und erst recht das CrossFit. Kein Leistungssport seit Kindesbeinen an, kein Supertalent – das unterscheidet mich von meinen Interview-Partnerinnen.

Asthma und Babyspeck

Eher das Gegenteil: in meinen Patienten-Akten beim Kinderarzt stand schon sehr früh ein „übergewichtig“ drin (wenn auch vermutlich nicht mit diesem Begriff). Meine Mutter hatte damals nach dem Abstillen das Milchpulver falsch dosiert, zumindest habe ich das so in Erinnerung. Vermutlich spielen die Gene auch eine Rolle, denn meine Mädels haben wie ich seit Anfang an zu viel „Babyspeck“.

Wie auch immer: die meisten Athletinnen haben Mühe damit, ihre Kalorien rein zu bekommen, bei mir ist es das Gegenteil. Zudem hatte ich als Kind Asthma, war deswegen im Kindergarten mal kurz im Spital nach einem starken Anfall und ein Inhalator war lange mein Begleiter bis es sich irgendwann, gottlob, auswuchs.

Ich erinnere mich aber noch gut daran, als Jugendliche wochenlang an Keuchhusten gelitten zu haben. Ich konnte kaum eine Treppe laufen und litt an Atemnot. Damals war ich bereits im Karate und weil ich so lange pausieren musste, schob ich eine Riesen-Krise. Mein Papa half mir damals, indem er mir Bücher über Zen besorgte. Ist ja auch sowas wie mentale Arbeit, nicht wahr?

Keine Basis, nur reiner Willen

Als Kind probierte ich trotzdem die eine oder andere Sportart aus, war aber während der Primarschule auch im „Haltungsturnen“. Man sieht: ich hatte einfach KEINE der guten Voraussetzungen meiner Interview-Partnerinnen. Ich weiss nicht, wie ich trotzdem im CrossFit halbwegs gut durch kam und auch einige Wettkämpfe bestreiten konnte (wenn auch, natürlich, nicht in den höchsten Kategorien).

Es ist halt so: ob vom Kampfsport oder von Natur aus: ich habe einen Kampfgeist, einen „sturen Grind“. Ich will manchmal, oft, zu viel zu sehr. Es ist Fluch und Segen zugleich. Denn es bringt mich voran, bremst mich aber auch, denn ich übernehme mich zu gerne, mache zu viel (gleichzeitig), gönne meinem Körper zu wenig Erholung weil es halt noch so unendlich viel aufzuholen gibt in den 16 verpassten Lebensjahren.

Dazu kommt, dass ich mit 19 Jahren an die Uni ging (und nicht Sport studierte, haha), einen eher gemütlichen Freund hatte und mich entsprechend körperlich leider nicht mehr viel betätigte. Der Wandel kam erst mit dem Wechsel zu meinem Mann, da ich aber schnell schwanger wurde und drei Kinder bekam, kann man sich vorstellen, dass sportlich in all den Jahren auch nicht viel lief.

Harte Arbeit, Tag für Tag

Immerhin aber war es ab da ein wenig präsenter und sobald die Kinder aus dem gröbsten raus waren, versuchte ich auch wieder mehr zu machen: eine Stunde Spinning hier, eine Stunde Outdoor-Sport da. Als ich endlich im CrossFit landete und den Rest dafür aufgab, merkte ich, dass ich immerhin kraftmässig eine gute Basis hatte.

Aber der Mankos sind viele, sehr viele. CrossFit ist ja auch unglaublich vielseitig. Und so ist mein Ziel nicht, es irgendwann an die Semis oder Games zu schaffen, sondern einfach besser zu werden, jeden Tag ein bitzibitzeli mehr. Vielleicht mal den einen oder anderen Skill zu schaffen und ein paar Wettkämpfe mitzunehmen.

Heuer hat es dank der neuen CrossFit-Strategie immerhin für die Quarterfinals gereicht. Ob ich mitmache, weiss ich noch nicht, denn vermutlich kommen zu viele Skills, die ich nicht beherrsche. Summa summarum bin ich stolz, mich trotz aller Widrigkeiten durchzuschlagen. Ich bewundere alle, die weit gekommen sind und noch weiter kommen werden. Ich gehöre nicht dazu, aber auch ich arbeite trotzdem jeden Tag hart dafür.

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