Farbstifte in Box

„Ein prägender Teil ihres Lebens“

Unsere Kita feiert Geburtstag. Die Kita und der Schülerhort im Gadretsch bei uns in Sevelen SG nahmen vor 5 Jahren ihren Betrieb auf – gerade rechtzeitig, denn wir zogen zu dieser Zeit in die Schweiz und ich brauchte einen Betreuungsplatz für meine Kinder. Seit über einem Jahr besucht auch das Mäuschen diese Kita. 

Zu diesem Anlass habe ich Martina Schwendener, Leitung der Kinderbetreuung, interviewt – über den Kita-Alltag, ihre Ziele, den Kontakt mit den Eltern etc. Viel Spass beim Lesen! 🙂

Martina Schwendener, Kita Sevelen Mama mal 3: Martina, die Kinderbetreuung und Kita Gadretsch feiert heuer ihr 5-jähriges Bestehen. Ein Grund zum Feiern. Wie hast Du diese 5 Jahre erlebt?
Martina Schwendener: Sehr intensiv mit dem Aufbau der Kinderbetreuung, sehr spannend mit der Vielfältigkeit der Arbeit, sehr lehrreich mit meinen neuen Tätigkeiten, welche als Leitung dazu gekommen sind. Ich erlebe ein tolles Teamwork, welches seit fünf Jahren besteht und wir haben keine Fluktuationen bei den ausgebildeten Mitarbeiterinnen. Es herrscht eine sehr gute und wohlwollende Zusammenarbeit mit den verschiedenen Schnittstellen. Wir profitieren zudem von einem starken Rückhalt vom Schulrat und der Gemeinde.

Wie war es für Dich, von Grund auf mit einem neuen Team eine Kita und einen Schülerhort mit Mittagstisch aufzubauen und zu leiten?
Für mich war es wahrhaftig wie ein Kind gross zu ziehen, obwohl ich dies bis vor kurzem nicht 1:1 wusste (Martina wurde vor über einem Jahr selber zum ersten mal Mutter). Es bedeutet mir sehr viel und ist mir sehr wichtig. Genauso ist es eine grosse Herausforderung mit viel Verantwortung, welche ich mit bestem Wissen und Gewissen täglich wahrnehme.

Ich möchte, dass die Eltern direkt zu mir kommen.

Was waren Deine Ziele und Wünsche in Bezug auf die Kinderbetreuung? Gibt es ein besonderes Leitbild, an dem Du Dich orientierst?
Dass wir eine professionelle, familienergänzende Betreuung anbieten, in der sich die Kinder wie aber auch die Eltern sehr wohl fühlen. Dass die Aussprache, Rücksprache miteinander funktioniert und die Eltern direkt zu mir kommen, wenn sie etwas beschäftigt oder sie ein Anliegen haben. Das ist mir sehr wichtig, somit habe ich die Chance, direkt reagieren zu können, um die Qualität, soweit es in meiner Kompetenz liegt, stets zu optimieren. Ein weiteres Ziel ist es, die Kita ausgelastet zu haben, um mit einer weiteren Gruppe aufstocken zu können, da dies wirklich ein Bedürfnis unseres Dorfes ist. Unser sozialpädagogisches Leitbild welches mir persönlich sehr wichtig ist und ich einbringen konnte:

  • Kita Entwicklung Kind An oberster Stelle steht eine gute Lebensqualität des Kindes. Lebensqualität ist etwas Individuelles. Es gilt, achtsam hinzuschauen und hinzuhören, um das Kind in seiner ganz eigenen Art wahrzunehmen.
  • Das Kind bekommt in der Kindertagesstätte Raum und Zeit zum Sein, Erleben, Erfahren und Lernen unter Einbezug aller Sinne. Es wird unterstützt, Fach-, Selbst- und Sozialkompetenz seinem Entwicklungsstand und seinen Fähigkeiten entsprechend zu entwickeln.
  • Kinder sind wissbegierig und haben eine hohe Bereitschaft zum Lernen. Wir sind uns deshalb bewusst, dass Betreuung, Erziehung und Bildung untrennbar sind. Der Kita-Alltag wird dementsprechend gestaltet.
    Dies sind drei Leitsätze aus unserem Betriebskonzept, es gibt noch eine Menge mehr, an welchen ich mich orientiere.

Es ist wunderschön, die Kinder heranwachsen zu sehen.

Wie viele Kinder habt Ihr in den letzten 5 Jahren betreut?
95 Kinder. Diejenigen Kinder, die im Dezember 2013 als Baby zu uns kamen, kommen diesen Sommer in den Kindergarten und besuchen weiterhin den Schülerhort. Es ist wunderschön, die Kinder heranwachsen zu sehen.

Kita-Einblicke Gibt es eine Warteliste für die Kita?
Ja, die hat im Moment wieder sehr zugenommen.

Wie oft sind im Schnitt die Kinder unter der Woche bei Euch und gibt es auch solche, die Ihr täglich ganztägig betreut oder ist das eher die Ausnahme?
Im Schnitt ca. zwei volle Tage. Es gibt auch Kinder, die wir täglich betreuen, was aber eher seltener ist.

Von aussen nehme ich Euch als eingespieltes und gut organisiertes Team wahr, aber sicher gibt es immer wieder Herausforderungen und Ausnahmesituationen. Kannst Du aufzählen, welches die grössten Herausforderungen sind im Alltag von Kita und Schülerhort in Bezug auf die Betreuung, aber auch die Zusammenarbeit im Team und wie Ihr damit umgeht?
Da wir gruppenübergreifend arbeiten, müssen alle Frauen über alle Bereiche informiert sein. Klare und verständliche Kommunikation für alle ist daher immer wieder eine der grössten Herausforderungen, damit nichts verloren oder vergessen wird bzw. unter geht. Dies merken dann vor allem die Eltern. Man kann sich das so vorstellen: jede einzelne Frau (wir sind nur Frauen, würden aber selbstverständlich auch Männer einstellen) hat eine Landkarte im Kopf. Jede weiss, was eine Landkarte ist, aber müsste sie die Landkarte zu Papier bringen, käme sie bestimmt bei jeder Frau differenziert heraus. Das heisst: man denkt, man spricht vom selben, hat aber nicht dieselbe Landkarte im Kopf wie die andere Person. Dies kann zu Missverständnissen führen. Gerne mache ich dazu dementsprechende Teamentwicklungs-Abende.

Das Kind steht im Mittelpunkt.

Kita Tisch Wie erlebt Ihr die Eltern, die Euch ihre Kinder anvertrauen? Liest man gerade im deutschen Raum oft von komplizierten Eltern, die für Ärger sorgen, habe ich hier das Gefühl, dass alles sehr harmonisch verläuft. Kannst Du das bestätigen oder gibt es tatsächlich ab und zu schwierige Situationen?
Wirklich schwierige Situationen kann ich in diesen fünf Jahren an einer Hand abzählen. Ich schätze sehr die Ehrlichkeit der Eltern, dass sie zu mir kommen, wenn sie etwas stört oder sie ein Anliegen haben. Dann kann ich dies reflektieren und in die Team-Sitzungen einbauen. So können wir uns stetig weiterentwickeln. Einmal ist es vorgekommen, dass es Eltern nicht gut hiessen, wenn ihre Kinder im Hort ein Ämtli für ca. 5-15min. alle drei Wochen übernehmen. In meinen Augen gehört dies zu einem „Miteinander“ in einer Gesellschaft. Die Eltern empfanden es so, dass die Kinder für uns die Arbeit erledigen.

Kita-Protokoll Ich habe mittlerweile das 3. Kind in Eurer Obhut und bin immer wieder positiv überrascht, wie offen Ihr stets für die Bedürfnisse von mir und meinen Kindern wart und wie immer versucht wurde, eine Lösung zu finden, die für beide Seiten passt. Ich bin dafür unendlich dankbar, da es nie einfach ist, sein Kind jemand anderem anzuvertrauen. Gerade wenn man dann wieder von verzweifelten Eltern liest, wie kategorisch gewisse Dinge woanders einfach abgelehnt werden. Ich habe das Gefühl, dass diese Offenheit leider keine Selbstverständlichkeit ist. Was sind Eure Erfahrungen mit anderen Kitas und hattest Du ein „Vorbild“ als Du die Kinderbetreuung Gadretsch aufgebaut hast?
Für mich und mein Team ist klar: das Kind steht im Mittelpunkt. Top Arbeit kann in meinen Augen in unserem Beruf nur geleistet werden, wenn jede einzelne Person mit vollem Herzblut dabei ist. Mein super starkes Team zeichnet genau diese Eigenschaft aus. Ich bekam viel Vertrauen und Entscheidungsfreiheiten von der damaligen Kommission (dem heutigen Schulrat), was der pädagogische Teil anbelangt, um meine Erfahrungen und Werte einzubringen, was für mich das A und O in meiner Arbeit ist. Ich habe schon einiges in meiner 15-jährigen Berufserfahrung erlebt und möchte bei uns in der Kinderbetreuung , dass die Kinder gerne hier sind. Denn dieser Teil ihres Lebens ist sehr prägend. Wir sind dazu verpflichtet, wohlbesorgt damit umzugehen. Wenn es machbar ist und wir es mit unserem pädagogischen Konzept vereinbaren können, versuchen wir, die Wünsche der Eltern zu berücksichtigen und zu integrieren. Wenn sich die Kinder wohl bei uns fühlen, gerne kommen, die Eltern sich voll und ganz bei der Arbeit konzentrieren können, da sie ein gutes Gefühl haben und ich ein zufriedenes Team habe, welches sehr gerne zur Arbeit kommt, ist meiner Meinung nach schon eine gute Basis geschaffen.

Ich kann verstehen, was es heisst, wirklich in Sorge zu sein als Eltern.

Du bist im letzten Jahr selber Mama geworden. Hat das Deine Sicht auf die Kinderbetreuung/Kita verändert? Fällt es Dir nun z.B. leichter, Dich in die Sorgen der Eltern oder Kinder einzufühlen?
Ich glaube, ich konnte dies vorher schon sehr gut. Jetzt kann ich es einfach noch besser nachfühlen und nicht nur verstehen, was es heisst, wirklich in Sorge zu sein als Eltern. Oder sich Sorgen über etwas zu machen, was für jemand anderen vielleicht einen „Pipifatz“ ist.

Babyecke in der Kita Du darfst Dein eigenes Kind auch an manchen (nicht allen) Tagen mitnehmen. Ich finde es toll, dass das möglich ist. Es ist glaube ich nicht überall so. Hast Du dafür eine Genehmigung einholen müssen oder war es kein Thema?
Die Voraussetzung dafür ist, dass es genau gleich läuft wie bei den Kunden (Eltern) auch. Ich kam ebenfalls auf die Warteliste. Ich bezahle für den Kita-Platz genau gleich viel wie alle anderen auch. Es geht bei mir auch nach steuerbarem Einkommen und ich darf nicht auf der Gruppe arbeiten, in der mein Kind betreut wird. Im Konzept ist festgehalten, dass jeder einzelne Fall individuell angeschaut wird, ob es funktioniert oder nicht, wenn man das eigene Kind mitnimmt.

Hat es sich bisher als gut erwiesen und wirst Du Deine Tochter weiterhin mitnehmen (können)?
Da ich nun voll im Büro tätig bin als Leitung und nicht mehr auf der Gruppe, funktioniert es wirklich gut. Ansonsten würde es ehrlich gesagt glaube ich nicht funktionieren. Mein Team kann super damit umgehen und behandelt meine Tochter genau gleich wie alle anderen Kinder. Da ich voll hinter dieser Kita stehe, finde ich es sehr bereichernd für meine Tochter, dass sie einen halben Tag mitkommen darf.

Gibt es besondere Pläne für die Zukunft der Kinderbetreuung Gadretsch?
Am 10. Juni fand die Abstimmung zur Schulraumerweiterung statt. Der Baukredit für die Erweiterungsbauten Gadretsch und Galstramm wurde angenommen. Im Sommer 2020 können wir dann den Neubau mit zwei Gruppen beziehen. Die Detailplanung ist bereits in vollem Gange. Meine spannende, sehr vielfältige Arbeit macht mir grosse Freude, da so viele verschieden Bereiche ineinander einfliessen.

Vielen Dank, liebe Martina, für Deine Offenheit und Deinen wunderbaren, stets sehr geschätzten Umgang! Vielen Dank, liebes Kita-Team, für die wertvolle, achtsame und liebevolle Betreuungsarbeit und Geduld! Ich bin gespannt auf den Umzug ins Provisorium im Februar und noch gespannter auf die neuen Räumlichkeiten im 2020 und den geplanten Ausbau der Betreuungsplätze und des Personals! Ich hoffe sehr, dass die Kita, auch wenn sie verdoppelt wird, so familiär, zuverlässig und herzlich bleibt, wie sie es jetzt ist. Aber ich habe grosses Vertrauen darin, dass Martina und ihr Team dafür sorgen werden… 🙂 

Kita und Schülerhort Sevelen

Pinterest-Grafik Kita

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