Digital Detox

Raus aus der Handy-Falle!

Das Thema beschäftigt mich schon lange. Ich bin zu oft am Handy. Und es belastet mich erst reicht weil mein Grosser mich da auch schon darauf aufmerksam gemacht hat. Zeit, mich zu besinnen… Und Dinge zu ändern. Einfacher gesagt als getan…

Da wir Mütter heute zunehmend isolierter leben, ist das Smartphone oft unser wichtiger Draht nach aussen. Wir konsultieren fast täglich unseren Online-Clan weil wir fast zu jeder Tages- und Nachtzeit rasch eine Antwort darauf haben, was für ein Ausschlag unser Kind haben könnte. Wir lassen uns davon inspirieren, welches Rezept wir heute Mittag kochen könnten. Ferienziele für den Sommer? Unser Mama-Clan weiss, wo es sich am besten urlaubt. Zudem haufenweise Tipps von A-Z rund um unser Leben mit Kindern.

Die Social-Media-Falle

Wir kaufen heute nicht mehr blind etwas ein, sondern fragen erst die Community. Wir folgen Influencern auf Instagram weil sie uns tollen Input für die bindungsorientierte Elternschaft liefern. Dieser Austausch ist für uns sehr wertvoll. Aber die sozialen Medien haben auch ein klares Ziel: uns so lange wie möglich auf ihrer Plattform zu halten (infinite scrolling). Deshalb ist es so gefährlich, in einer ruhigen Minute einfach so durch den Feed zu scrollen. Man bleibt zwangsläufig hier und da hängen, liket, kommentiert, erhält eine Antwort, schreibt eine Privatnachricht, klickt auf einen Link und liest dort weiter.

Frau hält Handy vor ihr Gesicht

So könnte das theoretisch den ganzen Tag gehen, denn der Input hört niemals auf. Wir könnten bis zum Sankt-Nimmerleinstag scrollen, lesen und klicken. Oder bis die Finger taub sind. Und das ist erst mal nur Social Media. Zack, schiebt sich eine WhatsApp-Mitteilung oder ein Snap der Freundin auf den Bildschirm. Also hopp rüber, lesen, antworten. Wo war ich denn? Ich habe es vergessen. Also scrolle ich wieder gedankenlos durch Facebook, nur um herauszufinden, wo ich war. Ach ja, hier, das wollte ich noch lesen. Aber halt, ich warte noch auf eine E-Mail. Kanal-Hopping wie früher das Zappen am Fernseher. E-Mail lesen, antworten. Und dann noch schnell ein Foto der Kleinen machen, weil sie gerade so süss spielt… 

Wie haben wir nur ohne gelebt?

Ihr seht schon, es hört nie auf. Wie haben wir das nur früher ohne Smartphone geschafft? Ich erinnere mich noch genau an mein erstes Handy. Es war das alte meines Vaters und das Tippen von SMS war schon mühsam. Der Bildschirm hatte genau eine einzige Zeile. Hat sich unsere Welt dermassen ins Virtuelle verlagert? Existieren wir mehr „online“ als offline? Und was ist mit der Doppelmoral, die wir führen, indem wir unsere Kinder möglichst vor den Bildschirmen fern halten wollen, es selber aber keine Stunde ohne schaffen? Insgeheim wissen wir nämlich sehr gut um das Suchtpotential…

US-Senator Josh Hawley hat vor kurzem einen Gesetzesentwurf eingereicht, der Autoplay bei Videos und Endlos-Feeds verbieten soll. Denn es ist klar, dass diese uns manipulieren. „Nur mal schnell was nachschlagen“ wie früher in einem Buch ist eigentlich gar nicht mehr möglich…

Frau sieht auf ihr Smartphone, man sieht nur ihre Augen

Mama, ich habe genug fern gesehen heute, ich schalte jetzt ab.“ Sagte kein Kind je zu seiner Mutter… 😀 Naja, vielleicht gibt es doch welche, aber es ist wohl eher die Minderheit. Wenn wir jetzt die Kinder vor den Bildschirm setzen um selber ungestört ans Smartphone zu können, dann müsste eigentlich ein Alarmglöckchen los gehen. Aber tarnen wir es nicht insgeheim mit „Mama braucht jetzt mal eine Pause“? Selbstfürsorge und so.

Entspannung oder eher mental load?

Wir halten es für entspannend, gedankenlos durch die Feeds zu hüpfen. Aber ist es das wirklich? Ist es nicht vielleicht ein totaler „mental overload“? Freiwillig setzen wir uns hier noch mehr Input aus, anstatt zur Ruhe zu kommen. Die Folge: wir werden noch zerstreuter. Das ständige Switchen macht uns vergesslich, nichts bleibt haften. Was ich gelesen habe, ist oft innert Sekunden wieder weg. Darüber hinaus vergessen wir die Zeit und aus den geplanten 30 Minuten Bildschirmzeit wird plötzlich eine Stunde…

Und isolieren wir uns damit nicht noch mehr als wir es eigentlich bereits sind? Klar, die Online-Community ist real, aber es ist nicht das echte Leben. Das findet ganz woanders statt. Die Devise sollte heissen: raus aus den vier Wänden, weg mit dem Handy. Richtige Mamas kennen lernen. Denn sonst isolieren wir nicht nur uns, sondern auch unsere Kinder. Und das wollen wir ja gerade nicht.

Letztlich geht es aber weniger um uns, anstatt, eben, unsere Kinder. Wir wollen ihnen ein Vorbild sein und nicht vorleben, dass es OK ist, ständig das Gerät in der Hand zu haben. Irgendwann wird es vermutlich implantiert, aber soweit wollen wir jetzt nicht denken… Wir wollen und müssen unsere Kinder mit unserer ganzen Aufmerksamkeit wahrnehmen damit sie sich wertvoll und geliebt fühlen. Früher war es höchstens die Zeitung, die unsere Eltern vielleicht mal absorbierte, heute ist es das Smartphone und das fesselt weit mehr und länger…

Aber wie werden wir es „los“?

Frau sieht auf's Smartphone Das Ganze ist für mich noch viel schwieriger da ich dummerweise einen Teil meiner Existenz auf die Online-Medien baue. Ich blogge seit über 9 Jahren. Anfangs war es mein Ventil, mittlerweile ist es auch Teil meines Jobs. Aber um gute Kooperationen und eine angemessene Bezahlung zu erhalten, muss ich präsent sein. Ich teile meine Beiträge in den sozialen Medien. Dort beantworte ich Kommentare und bin selber aktiv bei anderen damit ich überhaupt wahrgenommen werde.

Je aktiver, desto mehr Reichweite. Je mehr Reichweite, desto mehr Interaktionen. Je mehr Interaktionen, desto mehr Zeit muss man investieren um Kommentare, Nachrichten etc. zu beantworten. Es ist ein Teufelskreis. Und mit einer der Gründe, weshalb viele Bloggerinnen irgendwann aufhören. Auch für mich wäre das einer der Hauptgründe. Aber vielleicht gibt es auch einen Mittelweg, um erfolgreich zu bleiben bei möglichst wenig Zeitaufwand im Netz? Ich habe ihn aber noch nicht gefunden… 

Vollzeit-Blogger können gut reden…

Treffend dann auch der Kommentar eines Insta-Fans von babykindundmeer auf den Aufruf hin, doch bitte im Beisein der Kinder das Handy weniger zu nutzen: „Schreibt eine, die davon lebt, dass möglichst viele Menschen möglichst viele Medien (Blog, YouTube, Instagram, Facebook usw.) konsumieren)…“ Ich konnte mir ein Schmunzeln nicht verkneifen. 

Und die Bloggerin hat noch gut reden, schliesslich leben wirklich beide Elternteile vom Blog, können sich die Arbeit ergo aufteilen und grösstenteils dann erledigen wenn die Kinder aus dem Haus sind oder schlafen. Dieses Privileg haben nur die ganz Grossen, wozu ich nota bene nicht gehöre und es auch nie werde weil der Weg dahin zu viel Zeit beansprucht.

Nie richtig Zeit, nie ganz da

Aufgeklappter Laptop auf dem Tisch mit Kaffee und Schreibblock daneben Was macht denn der Reiz der sozialen Medien eigentlich aus? Warum sind wir lieber im Leben der anderen? Nun, das ist ja eigentlich nichts Neues. Aus diesem Grund waren und sind ja auch TV Soaps stets so erfolgreich. Das Dumme an diesen Soaps: sie sind begrenzt. Irgendwann ist die Episode, die Staffel vorbei. Aber Deine Instagrammer reichen ständig neue Stories nach. Bei vielen hat dieses Zappen durch die Stories das Fernsehen längst kannibalisiert.

Und trotzdem: Das Smartphone bindet kostbare Lebenszeit. Mehr als uns lieb wäre. Es zieht uns in seinen Bann mit allen möglichen, psychologischen Tricks. Klar, das klingt jetzt so, als wäre es gar nicht die Schuld des Nutzers. Klar, das ist Mumpitz. Wir entscheiden ja selber, ob und wie lange wir es in die Hand nehmen. Wenn wir die ganzen Tricks aber kennen, können wir sie auch überlisten. 

Also: weniger Zeit am Smartphone. Das ist schwierig, aber machbar, und zwar so…

Meine Tipps, um weniger online zu sein

  • Fixe Online- und Offline-Zeiten schaffen. Z.B. ist bei den Mahlzeiten das Handy nicht auf dem Tisch und auf lautlos gestellt. Ich plane Online-Zeiten dann, wenn die Kinder weg sind oder schlafen. Je nach Smartphone kann man sogar eine Sperre einrichten oder die Nutzungszeit einschränken. Eine Kontroll-Möglichkeit über die Nutzungsdauer geben verschiedene Apps und mit dem iPhone kann man sich z.B. auch die Bildschirmzeit inkl. Einteilung in Produktivität/Kreativität, Soziale Netzwerke und Unterhaltung sowie der meist genutzten Apps anzeigen lassen.
  • Am Wochenende ist mein Smartphone permanent auf lautlos gestellt. Zwar ertönen hier nur Anrufe, Snaps, Messenger- oder WhatsApp-Mitteilungen, aber dennoch hilft es!
  • Was ich schon lange gemacht habe: Benachrichtigungen sind so gut wie alle deaktiviert. So ploppt nicht ständig irgendwas auf dem Bildschirm auf. Und: ich lege mein Smartphone fast immer mit dem Bildschirm nach unten irgendwo hin. So kann es auch beim Vorbeilaufen weniger meine Aufmerksamkeit erlangen.
  • Das hat jetzt nichts mit Offline-Zeiten zu tun, aber ab 19 Uhr ist der Nachtmodus aktiv. Dann leuchtet es nicht mehr bläulich-kalt, sondern geblich-warm und dunkler, das soll anscheinend weniger „wach halten“. Auch viele Apps haben mittlerweile den schwarzen Dark Mode. Wenn ich schlafen gehe, stelle ich das Smartphone in den Flugmodus. Am besten macht man dies vor dem Zubettgehen schon, damit man nicht in Versuchung kommt, doch noch dieses und jenes zu checken. Ausschalten wäre natürlich noch besser.
  • Warum nicht das Smartphone mal zuhause lassen? Ich weiss, man fühlt sich total nackig und hilflos ohne das Gerät, aber mal ehrlich: wenn man nicht gerade allein auf eine Bergwanderung geht, sollte man im Notfall ja immer irgendwie zu Hilfe kommen…

Und wie bewusst bist Du Dir des Handy-„Problems“ und wie gehst Du es an? Wie reagieren Deine Kinder? Erzähl mal…! 🙂

Ich selber hadere immer noch mit mir und muss mich täglich an der Nase nehmen, dass ich nicht immer wieder in „Leerlauf-Phasen“ wie ein Roboter zum Handy greife. Auch dass ich es konsequent weg lege wenn ein Kind etwas von mir will und nicht nur mit einem Auge oder Ohr da bin… Vor ein paar Wochen habe ich meine Insta-Postings von 7 auf 6 pro Woche reduziert. Das hat mich enorm entspannt. Ich bin zwar nach wie vor online und mache Stories, aber der Druck, noch einen Beitrag zu machen und aktiv zu sein, ist am Samstag weg. Kleine Änderung – grosse Wirkung. 

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