10. Geburtstag im Ausnahmezustand

10 Jahre Grosser, 10 Jahre Mama

Als ich diesen Blogbeitrag letzte Woche begann, ahnte ich noch nicht, dass es ein sehr einsamer 10. Geburtstag des Grossen werden würde. 10 Jahre Grosser und 10 Jahre Mama inmitten der Corona-Krise. So war das nicht geplant! Ich musste alle Gäste ausladen, die nicht eh schon abgesagt hatten. Es ist furchtbar traurig und obwohl wir es nachholen werden, ist es nicht dasselbe. Ein Jahr, das keiner mehr vergessen wird.

Die 10 ist voll, wir feiern unseren ersten runden Geburtstag. Ein Meilenstein. Für uns beide – meinen Sohn und mich. 10 Jahre Mama. Total verrückt und irgendwie kaum zu fassen. Lag ich doch erst gerade mit diesem kleinen Bündel Mensch auf mir im Kreissaal. Ich erinnere mich noch genau an diesen Moment. Es war so surreal wie diese Zeit gerade… Jetzt ist er schon fast so gross wie ich und nicht mehr hilflos und süss, sondern stark und eigensinnig.

Er war kein „Anfänger-Baby“

Mutter mit Baby nach der Geburt Wer hätte gedacht, dass dieser kleine Mensch mein Leben derart auf den Kopf stellen würde. Und, nein, ich bereue es keine Sekunde, dass dem so war. Nur hätte ich lieber ein Anfänger-Baby gehabt. Aber jemand dachte offenbar, dass dieses besondere Baby in genau meine Arme gehört, so genau weiss ich es nicht.

Besonders ist vielleicht nicht das richtige Wort, denn unser Sohn war kerngesund und proper wie es sich gehört und wurde vom ersten Tag an sehr geliebt. Aber er hat uns auch relativ schnell gezeigt, dass von nun an ein anderer Wind läuft. Damals, und alle, die mich kennen, verdrehen bereits die Augen, wusste ich leider so vieles noch nicht. Ich dachte, das Kind müsse doch im Kinderwagen und allein (ein)schlafen…

Mein Leben lang werde ich dem nachtrauern, denn es hätte sooo viel einfacher gemacht, wenn ich damals mehr auf mein Bauchgefühl gehört hätte…

Immer mit hoher Intensität

Unser Sohn war in vielem sehr intensiv (was heisst war, er ist es noch immer). Einschlafen und Aufwachen, Übergänge und Wechsel jeglicher Art, nahm er nur ganz schlecht hin. Nachdem er eine Zeit lang fast alles ass, entdeckte er bald seine Aversion für diverseste Lebensmittel. Er würde heute wohl, wenn er könnte, eine einstweilige gerichtliche Verfügung gegen Bananen erlassen damit sich diese bloss nicht näher als 500 Meter an ihn heran wagen.

Kaum konnte er sich fortbewegen war er auch schon weg. Seine Neugier und Entdecker-Lust war riesig. Er war das einzige meiner Kinder, vor dem nichts, aber auch gar nichts sicher war. Bei dem wir ganz klassisch Gegenstände immer ein wenig höher und noch höher stellen mussten. Den wir ausserhalb der Wohnung keine Sekunde aus den Augen lassen durften weil er sofort seinem Entdecker-Drang fröhnte und in grossem Tempo davon krabbelte.

Mathe? Emotionales Disaster

Junge baut mit Lego Das hat ein wenig nachgelassen bzw. äussert sich heute weniger in körperlicher Aktivität als in Wissbegierde für Themen, die ihn gerade fesseln. Mal Harry Potter, dann wieder Star Wars oder irgendwelche Echsen-Tiere. Was ihn nicht interessiert, kann ihm gestohlen bleiben, weshalb Mathe-Hausaufgaben hier regelmässig in emotionalem Disaster für alle(!) enden. Denn er reisst jeden mit, wenn er mal los legt.

Er hat heute leider eine Abneigung dagegen, die Welt da draussen zu entdecken. Vielleicht, weil er dieses Bedürfnis in seiner Kleinkind-Zeit so arg stillen konnte? Seine Lego-Welt ist sein Reich, das er nur ungerne zu lange verlässt. Nur wenn ihm soziale Interaktion fehlt, kommt er zu uns. Am liebsten aber wäre ihm, wir würden alle als Zuschauer und Gesprächspartner mit in seinem Zimmer hausen.

Schlaf als Endgegner

Schlaf ist ebenso Endgegner wie die Schule. Beides kostet ihn wertvolle Lebenszeit. Aber gottlob akzeptiert er meist, dass beides sein muss. Und während er immerhin immer sehr zeitig in die Schule eilt, hat er es mit dem Zubettgehen niemals eilig. Denn abends erfährt er meist nochmals einen unmenschlichen Energieschub und beginnt entweder, durchzudrehen oder stundenlang mit seinen Lego zu bauen.

Das Kind hat also noch nie viel Schlaf gebraucht. Im Schnitt aktuell vermutlich weniger als seine Mutter, welche die 10 Jahre versäumten Schlaf wohl noch jahrelang aufholen muss! Bisweilen aber schläft es tagsüber plötzlich irgendwo ein, z.B. am Esstisch auf der Bank. Das ist dann vermutlich der Moment, in dem ihn sein Körper in die Knie zwingt und sich holt, was er braucht.

Kakao, Toast und Salami

Junge mit Fisch A propos, kommen wir nochmals zum Essen. Die Momente, in denen er ganze Peperoni ass, um seinen Vitamin-Haushalt wieder ins Lot zu bringen, sind leider seltener geworden. Das Kind ernährt sich von Kakao, Mokka-Schokolade-Joghurt (und nur das), Toastbrot und Wurst-/Fleischwaren. Also alles andere als ausgewogen. Ab und zu kauft er sich mit seinem Taschengeld riesige Packungen an Keksen, Chips oder anderem Süsskram und wir finden dann rasch die Verpackungs-Reste in seinem Zimmer.

Ich weiss nicht, ob sich das Kind je vernünftig ernähren wird, aber ich gebe nicht auf, zu glauben, dass ihn seine Peer Group irgendwann dazu bringt, sich anzupassen. Ach ja, ab und zu überrascht er uns. So isst er z.B. auch Sushi, asiatische Nudeln im Becher und Sardellen aus der Dose. Ich merke an, dass es so gut wie nie krank ist. Sein Immunsystem ist wohl trotz allem fit wie ein Turnschuh… Das hat er vermutlich von seinem Vater.

Ich hoffe auf eine Pubertät light

Über die herausfordernden Situationen mag ich gar nicht gross sprechen, denn man täte ihm unrecht, wenn man diese heraus heben würde. Zweifellos werden wir täglich geprüft diesbezüglich und wir lernen ständig noch dazu. Ich hoffe einfach auf eine abgeschwächte Pubertät, die alles wieder wett macht.

Denn mein Sohn ist zu einem Jungen mit einem starken Charakter herangewachsen und ich bin gespannt, wohin die Reise ihn noch führt. Er weiss sehr genau, was er will (und was er nicht will) und kann dies zumindest zuhause auch sehr gut vertreten. Er kann sehr stur und beharrlich sein, was er gerade kürzlich demonstrierte, als er triumphierend einen alten Globus aus der Schule mit nach Hause brachte.

Um diesen Globus bettelte er seine Lehrerin immer und immer wieder an und bestach sie wohl zuletzt mit zwei grossen Keks-Packungen…

Er akzeptiert kaum ein „Nein“

Kind bläst Kerzen auf Kuchen aus Ich ahne noch ein paar grosse Challenges voraus wenn es darum geht, zu verstehen, dass man nicht jeden Menschen zu allem bringen kann. Mit Frustration umgehen – daran arbeiten wir noch. Bisher relativ erfolglos.

Aber ich bin trotzdem überzeugt davon, dass er seinen Weg machen wird und dass es ein guter Weg sein wird. Aber was soll ich als Mutter auch sonst denken? 😉

Und ich? 10 Jahre und 3 Kinder später hat sich vieles verändert. Ich habe mich verändert. In gewissen Dingen zumindest. Ich weiss jetzt, warum sich meine Mama oft solche Sorgen gemacht hat, denn ich habe diese Sorgen auch. Ich habe den Minimalismus noch perfektioniert um möglichst nicht zu kurz zu kommen. Ich weiss jetzt, dass ich nicht zur Mutter geboren wurde und keine perfekte Mutter bin. Ich werde es auch niemals sein.

Ich bin keine perfekte Mutter

Das macht das Ganze nicht so einfach, denn man lebt in ständiger Angst, zu wenig zu tun für seine Kinder. Weil man ein Mensch ist mit vielen Gedanken, Hobbys, Jobs und Projekten. Und eigentlich müsste man all dies fallen lassen um ganz bei den Kindern zu sein solange sie noch klein sind.

Aber die Kleinkind-Jahre mit den Grossen waren so zehrend, vor allem psychisch, dass ich das gar nicht mehr packen kann. Ich musste lernen, meine Bedürfnisse wahrzunehmen und zu erfüllen, auch mal ohne Rücksicht. Weil niemand anders tat das ausser mir.

Es ist aber noch lange nicht so, dass ich mir grosse Auszeiten nehmen würde. Mal eine Stunde beim Friseur oder der Kosmetik und mein Sport sind das höchste der Gefühle. Aber das ist auch OK so, denn es wird irgendwann mehr als mir lieb ist.

Die Bindung bleibt für immer…

Manchmal, ja manchmal, habe ich den Impuls, die Koffer zu packen und weg zu fahren. Weit weg. Allein. Aber ich weiss genau, dass ich nach 5 Minuten spätestens alle vermissen und umkehren würde. Ich bin nicht zur Mutter geboren, aber mit der Geburt meines Sohnes bin ich auf Lebzeiten Mutter geworden und die Bindung zu meinen Kindern wird immer da sein und mich nie loslassen.

Vielleicht bedeutet das, dass ich irgendwann mal die Koffer packen und meinem Kind irgendwo hin nachreisen muss, weil es gerade einen Sprachaufenthalt macht, in einem fremden Land heiratet oder einen Job findet. Was auch immer. Ich hoffe, meine Kinder lassen das dann auch zu.

Aber es sind zum Glück erst 10 Jahre Mama und ich hoffe, auch die nächsten 10 Jahre werde ich noch verschont vor solchen Aktionen, denn ich bin noch nicht bereit dazu, mein Baby ziehen zu lassen. Ich habe noch viel zu viel wieder gut zu machen und nachzuholen weil ich mich in den strengsten Zeiten in mein Schneckenhaus zurückziehen musste um halbwegs gesund zu bleiben.

Ein Tag vor dem 10. Geburtstag…

Junge arbeitet im Schulheft Und die Ironie von der Geschichte: das ist alles just eingetroffen. Das soziale Leben existiert nicht mehr. Kein Termin mehr beim Friseur. Mein Club hat geschlossen, der Kosmetik-Termin ist abgesagt. Die Kinder sind zuhause. Keine Ich-Zeiten mehr, vorläufig. 24h Mama sein. Zeit, um nachzuholen, sehr viel Zeit nur wir. Natürlich, neben Home Office… So gut es geht. Wir bringen die Tage um. Und morgen feiern wir unter uns.

Der Grosse hat eine Fertigbackmischung für Muffins ausgewählt. Die Geschenke sind da. Wir werden sie einpacken. Wir werden mit den Verwandten Video-Telefonate führen. Und hoffentlich ein wenig raus gehen sofern wir noch dürfen. Und Fotos machen. Vielleicht. Mal sehen… Wird schon werden…

Zum Vergleich – Geburtstage des Grossen

2 Jahre | 3 Jahre | 4 Jahre | 5 Jahre | 6 Jahre | 7 Jahre | 8 Jahre | 9 Jahre

Und: 5 Jahre Mama – eine Bilanz

10 Jahre Geburtstag in der Corona Krise… 

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10. Geburtstag im Ausnahmezustand Pin

7 comments
  1. Hallo. Meine kleine Maus ist gestern vier Jahre alt geworden. Für uns und sie, ganz besonders, denn das ist der vermutlich erste Geburtstag der im Kopf hängen bleiben wird und den man so richtig wahrnimmt. Verdammt schade, da wir durch die aktuelle Situation und Corona Krise natürlich auch den kompletten Kindergeburtstag absagen mussten und selbst die engste Familie nicht kommen durfte. Das hat für zahlreiche Tränen bei meiner Kleinen und damit auch bei mir selbst gesorgt. So sehr hatte sie sich auf ihren großen Tag gefreut. Es gab trotzdem den gewünschten Kuchen von ihr und ihr Lieblingsessen( und sie isst auch nur gefühlt eine Handvoll Lebensmittel), ihre Geschenke und wir haben versucht das Beste aus dem ganzen zu machen. Schwierig nur, dass sie es als vierjähriges Mädchen natürlich nicht ganz so versteht warum niemand kommen darf und dass sie zwar wiederholt was wir ihr zu erklären versuchen, aber man merkt, dass natürlich das Verständnis für Pandemien ect. Fehlt.

    Also sei Gott froh dass dein großer da schon ein klein wenig mehr versteht und sieht dass euch die Hände gebunden sind. Ich wünsche euch einen schönen Geburtstag und hoffe ihr holt die Party dann mit genauso viel Begeisterung nach 🙂

    Alles Liebe Jusi

    1. Liebe Jusi, vielen lieben Dank für Deinen Kommentar und natürlich hast Du völlig recht, er begreift es wenigstens einigermassen, aber natürlich ist es weder für ihn noch für mich richtig „fassbar“. Es ist wie im Film… Es scheint als wäre noch alles normal: der Frühling erwacht gerade, es ist total schön draussen, man trifft auch noch viele Menschen nur darf man sich nicht nähern, eine ganz spezielle, surreale Situation… Mein Grosser baut gerade seine Geschenke zusammen und dann schauen wir mal ob bald jemand anrufen mag… Alles Liebe auch für Euch und vielleicht holt Ihr die Party ja auch noch nach… 😉

      1. Ja, wir holen die Party auf jeden Fall auch noch nach 🙂 alles gute zum Geburtstag für den „großen“ Mann und einen trotzdem schönen unvergesslichen Tag für euch alle 🙂

        1. Vielen lieben Dank 💖🙏🏻☺️

  2. Ich wünsche euch trotzdem einen schönen Geburtstag!♥ Mein Junior hat anfangs April Geburtstag, auch da wird es noch so sein wie jetzt. Sein Gotti arbeitet im Spital und hatte extra frei geplant für ihn. Nun darf sie nicht kommen. Bei uns war der 10te Geburtstag auch sehr traurig. Wir hatten so viele Leute zu diesem speziellen Tag eingeladen. Ist es doch ein besonderer Tag für beide, für den Sohn das er jetzt den ersten runden feiert, für mich als Mami eben halt 10Jahre mit dem Kind. Am Tag des Festes wussten wir das nur gerade 3 Personen kommen. Alle hatten abgesagt oder eben gar nicht… So vieles an Essen und Torten, Kuchen und so mussten wir einfrieren etc. Aber das allerschlimmste war die riesengrosse Enttäuschung zu sehen von meinem Sohn. Wie traurig er war! Das tut mir heute noch weh. Alles Gute euch, bleibt Gesund und feiert toll nach, es wird auch dann sicher noch schön! 🙂

    1. Liebe Siri, vielen lieben Dank! Oh nein, das ist aber auch total bitter, dass so viele abgesagt haben! Das tut mir sehr leid… :‘-( Und auch, dass Ihr anfangs April auch alleine feiern müsst… Es hilft sicher, alles schön zu dekorieren, Lieblingsessen zu kochen etc. und ihm eben einen Tag lang besonders Aufmerksamkeit zu schenken… Aber es ist halt trotzdem nicht dasselbe, gell… Auch Nachfeiern überzeugt ihn nicht, ich könnte mir bei ihm sogar vorstellen, dass er das dann gar nicht mehr will… Könnte sowieso noch länger dauern… Bleibt ebenfalls gesund & toitoitoi für Euren Geburi im April!

  3. Hallo ihr lieben mütter
    Ich habe schon sehr oft nach muttermilch für mich gesucht leider hat sich noch keine stillende mutter gefunden die für mich als mann etwas milch übrig hat
    So probiere ich es hier als mal
    Wer mir helfen kann bitte sich bei mir melden …
    Ich heisse raimund bin 55 und bin aus Bonaduz.
    Bitte per whatsapp 0786589950

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