Küche in neuem Wohnhaus

Kleines Architektur-Interview mit mir selber

Ich habe jahrelang u.a. für das Magazin „bauen+wohnen“ geschrieben, Häuser besichtigt, Interviews geführt und etliche Handwerker und Anbieter rund ums Bauen in der Region abgeklappert. Kurz: Ich war recht gut informiert über so einiges, bevor mein eigenes Traumhaus-Projekt startete. Heute hatte ich deshalb die Blitzidee, mich doch selber mal zu unserem Haus zu befragen (allerdings in eher saloppem Ton, ist doch viel cooler zu lesen so, oder? :D). Klingt recht schizophren, hmm? Egal… 😀 Vielleicht findet’s ja trotzdem jmd spannend oder inspirierend, whatever, here we go:

Frau Mama mal 2, Sie haben ein sehr schickes Haus gebaut (Anm. d. Autors: muahahaaa). Haben Sie es sich genau so vorgestellt?
Mama mal 2: Oh ja, doch… sehr! Das war ziemlich der Hammer. Wir haben dem Architekten unseres Vertrauens unsere Wünsche recht genau geschildert.

Wir hatten eine ziemlich lange Stichwort-Liste, auf der stand, wie und was wir alles haben wollten. Bereits das Vorprojekt haute uns fast vom Hocker: That’s it! Er hatte voll verstanden, was wir wollten.

Abend für Abend am Innenausbau

Daran änderten wir so gut wie nichts, nur am Innenausbau bzw der Raum-Einteilung feilten wir dann monatelang. Mein Mann sass Abend für Abend mit Bleistift und Papier auf dem Sofa und ich gab irgendwie meinen Senf dazu. 😀

L-förmiger Hausbau, Innenhof
Bild: Martin Ott Architektur

Was waren denn konkret Ihre Wünsche und Vorstellungen?
Ich hätte gerne einen Palast à la J. Lo gehabt, direkt am Strand von Malibu, hell yeah! Äh, nein. Sorry.

Ne, uns war einfach klar, dass wir was Modernes wollten und ich weiss nicht mehr genau, wer und warum, aber wir dachten an einen L-förmigen Baukörper, der einen Innenhof formt. So „römisches-Atrium-mässig„, aber eben kein Kreuzgang, nur ein halber.

Geschützter Innenhof als zentrales Element

Das war auch deshalb ideal weil die Zufahrt zu unserem 5-Häuser-Quartier direkt auf unser Haus zu führt. Wir sind also allen Blicken und Nachbarn von allen Seiten direkt ausgesetzt. Der Wunsch nach einem geschützten Innenhof war in unserem Projekt also sehr zentral und überlebte jegliche verzweifelten Budget-Kürzungen.

Und innen?
Form follows function. Es sollte funktional sein, viel Licht reinholen trotz Innenhof. Ergo grosse Fenster(fronten), eine Kochinsel, die front cooking ermöglicht, eine Ankleide (der dringliche Wunsch der Fashionista in mir, die temporär tief begraben irgendwo in mir drin ruht), ein schickes Bad, ein Spielzimmer für die Kids und der Rest ergab sich dann so. Ach ja, das überhohe Wohnzimmer war auch so ein Wunsch von uns.

Welche Materialien und Farben habt Ihr verwendet?
Viel Holz, viel weiss. Der Eichenparkett zieht sich durchs gesamte(!) Haus. Wir lieben ihn, das war eh klar. Denn wir hatten vorher eine Wohnung mit Steinboden, was zwar putztechnisch easy war weil jede Sauerei egal. Aber vom Gefühl her war’s einfach kalt, eisig kalt, selbst im Hochsommer.

Und das war weder für halbnackte Krabbel-Babys noch für uns auch nur annähernd angenehm. Jetzt ist das super! Dieses Holz zogen wir dann weiter bei unseren zwei ausgekleideten Panoramafenstern, in denen man sitzen kann.

Küche: form follows function

Küche mit offener Kochinsel im Wohnhaus
Bild: Martin Ott Architektur

Wie ist die Küche?
Genial! Zwar fehlt die von mir stark gewünschte Magnet-Rückwand, aber ansonsten koche ich hier echt gerne, v.a. weil ich alles und alle im Blick habe und die grosszügige Kochinsel locker Platz für mithelfende Kinder bietet.

Das Kombigerät Steamer/Backofen ist auch voll der Burner, echt genial und backt einen ultraknusprigen Sonntagszopf. Die Regenerier-Funktion ist ebenfalls der Hit! Echt eine tolle Investition!

Ansonsten hätte ich ja liebend gerne eine in Hochglanz lackierte Küche gehabt mit kleinem Bar-Tischchen dran. Da sind dann wieder Budget (und Platz) in die Quere gekommen, war eh klar, oder? Aber nicht weiter schlimm, denn ein bisschen glänzen tut die Küche trotzdem. 😉

Speisekammer, viele Einbauten

Supercool ist auch die Speis, ein kleiner Raum hinter der Küche mit massig Platz für seltener benutzte Geräte und Vorräte, TK etc. Gold wert! Und wir haben übrigens für die Küche einen recht grossen Kühlschrank mit Kältezonen gekauft.

Wir dachten erst, das sei ein wenig verrückt, aber es hat sich mehr als bewährt, das Ding ist immer gut gefüllt und die Kältezonen sorgen dafür, dass Salat auch nach Tagen noch knackig ist.

Was ist sonst noch toll am Haus?
Die Einbauten sind sehr praktisch, bieten viel Platz, z.B. in der Garderobe oder im Wohnraum. Die Bank für den Esstisch finde ich auch super. Um den Platz werden wir mal froh sein, auch wenn mein Mann sich ab dem Rumgeturne der Kids arg nervt. Aber das vergeht auch wieder…

Nur müssten wir noch einen anderen Tisch haben, aber das kommt auf ne Ferner-liefen-To-Do-List. Das „Familienzimmer“ im oberen Stock find‘ ich auch toll. Es ist kein Zimmer, sondern einfach ein multifunktionaler, offener Raum, den man später mal als Büro- oder Leseecke nutzen kann.

Viel indirektes Licht

Jetzt steht da lediglich unser „altes“ Sofa und bietet Platz zum Kuscheln oder Rumturnen, whatever. Auf mein Beharren sind drei Wände im Haus farbig geworden: die Fensterwand im Spielzimmer frisch grün und je eine in den Bädern in einem hellen beige-braun.

Passt super zum Boden und wirkt recht stylish. Ach und die Beleuchtung ist auch ganz toll, viel indirektes Licht. Cutting edge!

Offener Wohnraum im Obergeschoss
Bild: Martin Ott Architektur

Wo hat Euch das Budget noch eingeschränkt, mal abgesehen von Deiner Magnetwand und so?
Obwohl mein Mann, ein gelernter Sanitär- und Heizungsinstallateur, vieles in stundenlanger, pickelharter körperlicher Arbeit selbst erledigt hat (auch ich half mal, ey, war nicht ohne!), konnten wir finanziell keine Luftsprünge machen.

Wie auch, wir mussten ja den Boden selbst kaufen und wollten keine Bank ausrauben… Deshalb haben wir auf den 15m-Swimmingpool im Garten verzichtet, wär ja auch platztechnisch etwas problematisch herausgekommen, hahaha, Spass! Äh…

Darauf haben wir verzichtet…

Naja, mein Mann hätte gerne statt der Badewanne eine Sauna gehabt, wär ich auch dabei gewesen, aber die Wanne war wohl um einiges günstiger. Wir haben auch auf eine Wendeltreppe von der Terrasse zum Balkon rauf verzichtet, was kein Problem ist, da wir letzteren eh frühestens in 10 Jahren, wenn überhaupt nutzen werden.

Und auf einen Keller, was aber easy ist, man hortet dafür nicht so viel Kram und auf eine Doppelgarage, was schon eher schmerzt…

Ihr Mann arbeitet in einem Haustechnik-Betrieb und hat sich im Bad ausgelebt oder nicht?
Er hätte gerne mehr Platz gehabt und mehr Budget für freakige, postmoderne Designer-Badmöbel, eh klar, oder? Nein… Es passt, die Dusche ist für mich wie ein Kurzaufenthalt im Spa, die Kinder lieben die Wanne und mehr als Körperpflege betreiben wir im Bad eh nicht, also wozu eine Halle bauen?

Weniger ist mehr…

Das Kinderbad bzw. die Dusche ist auch ganz hübsch geworden. Mein Favorit sind die hellen Plättli und der pink-lilane Brausekopf in der Dusche, den ich ausgesucht habe (hehe).

Eltern-Badezimmer mit Wanne
Bild: Martin Ott Architektur

Waren Sie und Ihr Mann sich einig oder gab‘ es auch mal Beziehungsknatsch?
Knatsch ja, aber eher weil ich total nonchalant mit einem Wimpern-Schlag Entscheidungen traf über die er nächtelang brüten und luzidträumen musste.

Da bin ich recht sec, vielleicht eher untypisch für eine Frau, aber ich hatte keinen Bock darauf, eine Woche lang durch 15 verschiedene Bad- oder Küchenanbieter-Ausstellungen zu schlendern, mir 10’000 Dinge anzusehen, davon dann 9000 aus Budgetgründen wegzudenken, 50 Kataloge zu wälzen, endlos im WWW rumzusurfen und dann mal zu entscheiden.

Es passt, oder eben nicht und gut. Sehr oft haben wir auch einfach den Architekten gebeten, uns ne Maximal-Auswahl von 2-3 Vorschlägen zu unterbreiten und dann entschieden.

Aber, ey, wenn man sich da mal reinsteigert und zwei Plättli in hellgrau und heller- oder beigergrau vor sich hat mit Struktur und Ähnlichststruktur, dann kollabiert man auf der Stelle, vollends unfähig, je wieder irgendeine Entscheidung zu treffen.

Meist waren wir uns einig

Ach, ich bin abgeschweift: Mein Mann und ich waren uns fantastischerweise in ästhetischen Gesichtspunkten und auch sonst in vielem, ja fast allem, erstaunlich einigst, was vieles enorm erleichterte. Nur die Einrichtung war dann etwas schwieriger, ich sag nur: „und ich finde lila Vorhänge passen hier verdammt noch mal ganz wunderbar rein!“

Irgendwann hat dann einfach irgendeiner von uns abwechslungsweise kapituliert.

Sie wohnen jetzt ja schon über einen Monat in Ihrem neuen Haus. Was würden Sie heute ändern?
Nix. Bis auf die Garage. Die ist etwas zu schmal. Unmöglich, hinten beidseitig die Türen weit genug zu öffnen, um die Kinder aussteigen zu lassen. Ächz. Ein Auto mit Schiebetüren, seit je her ein Traum, muss her. Aber erst wenn wir wieder Budget haben. Also, eben, äh nie (Nachtrag: doch, 2017!).

Offener Wohnraum mit Einbau-Möbel
Bild: Martin Ott Architektur

Was ist denn so Ihr Lieblingsplatz im Haus?
Och, es gibt sehr viele Lieblingsplätze. Wir haben auch überall Sitzmöglichkeiten geschaffen: Eben auf den Fensterbänken, aber auch auf dem Wohnzimmermöbel.

Mein Lieblingsplatz ist je nach Situation in der Küche, unter der Dusche, im Gästebad vor Waschmaschine und Tumbler (yup, ich wasche gerne, dank sei V-Zug )und v.a. auf unserem grossen Supersofa.

Unsere Pläne im Garten

Rund ums Haus gibt’s nur Dreck. Was kommt da noch?
Wir warten noch auf den Rasen, der muss noch gesät werden. Im Innenhof fehlen noch der Baum und das Kies, dafür haben wir die Terrasse und Gartenmöbel schon und heute wurden auch die Storen montiert. Kann ich bitte nochmals 20+ Grad haben jetzt?? Sofort!!! Bittedanke…

Ahm, okay, ja, also nächstes Jahr werden wir dann loslegen mit Bepflanzen und Beete schaffen. Ich will Salat, Tomaten, Gurken, Johannisbeere, Himbeere, Erdbeere, Tee und jenste Kräuter. Mindestens. Und dann für die Kids noch den Sandkasten, ne Schaukel/Rutsche und ein Häuschen oder so…

Die sollen sich austoben können. Je mehr, desto besser, ja vielleicht noch ’n Trampolin? Zaun drum rum und gut is‘, ne? (Edit: der Mann war strikt gegen das Trampolin).

Fehlt sonst noch was?
’ne gute Million auf dem Konto, dann wären wir schuldenfrei und hätten noch Kapazitäten für ein neues Auto, den Eames Lounge Chair mit Ottomane, einen Chagall… Naja, nicht ganz. Spass beiseite, morgen kommen die Vorhänge, jawohl, endlich!

Vorhänge kommen noch…

Wir sind gespannt, wie nachhaltig sie Akustik und Atmosphäre beeinflussen werden, v.a. die lilafarbenen im Elternschlafzimmer (muahaha)! Äh… Na und an den kommenden zehn oder so Wochenenden sollte es Göttergatte schaffen, die Lampen und Bilder, die wir schon haben, aufzuhängen.

Wobei noch Lampen und Bilder fehlen, aber das kennt man ja. Nennt mir einen Neubau, der nicht ein Jahr lang noch mit blossen Glühbirnen auskommen musste.

Einbaumöbel für Essbereich
Bild: Martin Ott Architektur

Ein paar Worte zur Technik? Muss auch sein, für die männlichen Leser, Sie wissen schon…
Da fragt mal besser meine bessere Hälfte. Geheizt wird hier mit Luft-Wärme-Pumpe, gelüftet mit Komfort-Lüftung und gesaugt mit Zentral-Staubsauger. Alles Aral, alles super!  Noch Fragen?

Frau Mama mal 2, besten Dank für das Interview und noch viel Freude am eigenen Heim!
Ja, danke aber auch! Ach, ähm, sorry, dass sich hier noch kein renommierter Architekturfotograf einfand, vielleicht kommt der ja noch. Ich hab‘ mir schon einen Bericht im Hochparterre erhofft, muss ich zugeben, aber wir sind hier halt nicht an der Goldküste.

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