Raus aus der Mental Load Falle Patricia Cammarata Buch-Tipp

Raus aus der Mental Load Falle

Mit „Raus aus der Mental Load Falle. Wie gerechte Arbeitsteilung in der Familie gelingt“ will Patricia Cammarata Eltern aufzeigen, wie sie für weniger Stress sorgen und dabei zufriedener und glücklicher leben. Denn in einem Grossteil der Familien trägt noch heute die Mutter die Haupt-Last und wird davon oft so erdrückt, dass für anderes keine Kraft mehr übrig bleibt.

Kind A zum Geburtstag anmelden, Termin eintragen, Geschenk besorgen. Kühlschrank checken, Einkaufsliste schreiben, zum Laden fahren. Schulbeginn? Passen die Finken noch? Kind B braucht ein Geo-Dreieck. Wo ist nochmal die Malschürze? Wecker stellen.

Was ist Mental Load?

Was wollte ich heute nochmal für Insta planen? Habe ich schon ein Bild dafür? Wann schreibe ich den Text? Morgen Abend ist der Mann weg, also Betreuung organisieren weil Elternabend. Was wollte ich da schon wieder fragen?

Am Freitag kommt Kollegin X, Kind muss um 16.30 Uhr ans Umziehen für’s Ballett erinnert werden. Oh nein, heute Abend ist Deadline für einen Text! Auf dem Tisch liegen noch Rechnungen. Nicht vergessen: Zopf kaufen für’s Frühstück.

Das alles (und noch viel mehr) ist Mental Load. Es sind nicht nur die Termine, die in der Agenda stehen, sondern auch das in die Agenda schauen oder daran denken. Es ist nicht nur der Kindergeburtstag, sondern die ganze Organisation drum herum.

Der Haushalt per se ist nicht das Problem

Der Haushalt ist dabei fast noch das geringste Übel. Ist der Geschirrspüler voll, muss er zwangsläufig irgendwann ausgeräumt werden, daran muss ich also gar nicht denken. Ist der Boden voller Krümel, muss ich staubsaugen. Stehe ich tieknief im Gras, muss ich Rasenmähen.

Hausaufgabenhilfe wird eingefordert, Lernen nicht. Ist keine Müll-Tüte mehr da, kommt es auf die Liste. Das WC-Papier habe ich derweil schon wieder vergessen. Schuhe kaufen ist jedes Mal ein komplizierter Prozess, der das Abklappern mehrere Läden erfordert.

Und die Arbeit quetsche ich zwischen kleine Lücken oder die Zeit zwischen Einschlafbegleitung und „ich falle vor Müdigkeit um“. Wäre es da nicht toll, gewisse Dinge einfach mit dem Partner zu teilen? Nein, nicht teilen, sondern komplett ihm zuzuschieben? Cammarata ist dafür und sie liefert in ihrem Buch auch Schritt für Schritt den Weg dahin.

Mental Load gerecht aufteilen

Denn geteilte Mental Load wiegt weniger. Sie sorgt dafür, dass auch die Mutter mal Freiräume hat oder sogar mal ein paar Tage ausfallen darf, ohne dass zuhause alles zusammen stürzt wie ein Kartenhaus. Weil der Papa weiss, wo die Unterhosen von Kind C sind und den Stundenplan kennt, aber auch weil er die Nummern der Klassenfreunde hat.

Viele staunen mit offenen Augen, wenn sie lesen, was der Partner von Cammarata alles weiss und kann. Willst Du auch? Dann ist „Raus aus der Mental Load Falle“ Pflichtlektüre für Dich!

Und wer ohne Partner ist, dem gibt Cammarata ebenfalls Tipps, z.B. sich von Perfektion zu verabschieden und in „quick and dirty“ Lösungen zu denken. Wenigstens das pflege ich schon lange.

Wichtig, übrigens: wenn man nur einzelne Aufgaben delegieren müsste, um Mental Load loszuwerden, gäbe es dieses Buch nicht, denn im dümmsten Fall vergrössert sich die Mental Load nur weil man dann auch daran denken muss, den Partner an die Aufgabe zu erinnern und womöglich erklären, was genau wie, wo und wann zu tun ist.

Scheidungsgrund Bio-Müll

Cammarata zitiert ein Parade-Beispiel: Partner A sieht im Task „Biomüll leeren“, den bereits zur Hälfte gefüllten Eimer innerhalb von 8 Stunden nach dieser Feststellung in die Tonne zu kippen, auszuspülen und wieder an seiner Stelle zu platzieren, während Partner B der Auffassung sei, ein zu 80% gefüllter Eimer könne auch gut noch 48 Stunden in der Küche rumstehen.

Was passiert wohl hier? Partner A muss entweder Partner B daran erinnern oder den Task zähneknirschend selber erledigen. „Und ja, wir sprechen hier nur von Lappalien, (…) aber Beziehungen scheitern genau an solchen Dingen.“ Cammarata weiss es wirklich, denn ihre erste Ehe ging in die Brüche.

Das Kapitel „Ursachen bekämpfen: wie man Verantwortung loswird“, steht ein tolles Zitat von Renate Schmidt, einer ehemaligen Familienministerin:

Man kann nicht gleichzeitig hundertprozentige Berufsfrau, hundertprozentige Mutter, hundertprozentige Partnerin sein… Dann wird man ein hundertprozentiges Wrack!

Eine sehr wahre und wichtige Feststellung, die sich alle Frauen zu Herzen nehmen sollten und die zeigt, dass es eine Vereinbarkeit nicht geben kann, wenn nicht beide Elternteile Familie & Beruf so aufteilen, dass am Schluss auch noch für beide Partner Freizeit übrig bleibt.

Von Maternal Gatekeeping zu Mental Load

Ein paar Begriffe aus dem Buch, die ich spannend fand:

  • Resignative Reife: die Reife, nicht nach stetiger Veränderung zu streben, ganz im Sinne von: „(…) gib mir die Gelassenheit, Dinge hinzunehmen, die ich nicht ändern kann, den Mut, Dinge zu ändern, die ich ändern kann, und die Weisheit, das eine vom anderen zu unterscheiden.“
  • Definition of Done (Dod): viele Wege führen zum Ziel, wie man dahin kommt, ist egal, das fertige „Produkt“ oder Ergebnis muss lediglich eine Liste von Kriterien erfüllen, um als fertig zu gelten.
  • Maternal Gatekeeping: Mütter, die das Thema Kinder und Erziehung so sehr an sich reissen, dass für die Väter gar kein Platz mehr ist, um ihren Part zu erfüllen. Aber: vielen Vätern kommt das sehr entgegen und sie wehren sich gar nicht dagegen…

Zum Schluss zitiere ich gerne nochmals die Autorin:

Es gibt am Ende also nur eine einzige Voraussetzung, um Mental Load in den Griff zu bekommen: Es gibt zwei Partner, und die sind bereit, etwas zu ändern. Dann ist es ganz einfach: Eine(r) bringt sich mehr ein, und der oder die andere lässt los.

Das ist Win-Win für alle und nicht zuletzt, auch für den Vater. Zitiert wird Tobias Scholz‘ Antwort auf die Frage, was er denn davon habe, die Gleichberechtigung der Partnerin nicht nur zu ertragen, sondern aktiv zu unterstützen:

[Es gibt mir] die Möglichkeit, ein aktiver Vater zu sein. Eine enge Bindung zu meinem Kind. Eine unabhängige, zufriedene Partnerin. Entlastung von dem Druck, eine Familie allein ernähren zu müssen. Freiheiten und Wahlmöglichkeiten im Job, die ich sonst nie haben könnte.

Wer bei den Kindern zuhause ist, arbeitet nicht „weniger“…

Natürlich setzt das auch einen familienfreundlichen Arbeitgeber und eine familienfreundliche Politik voraus, was in vielen Fällen leider nicht gegeben ist. Aber auch ein Elternteil, das zu 100% arbeiten will oder muss, trägt nach dem Feierabend seinen Teil zur Familie bei. Denn auch wenn der andere Elternteil zu 100% zuhause ist, heisst das nicht, dass er nicht arbeitet.

Das Gegenteil ist der Fall: Familie und Haushalt sind ein 24h-Job und da kann auch ein Vollzeit arbeitender Elternteil in den verbleibenden rund 15 Stunden noch viel beitragen… Bestenfalls unaufgefordert.

Patricia Cammarata kann problemlos einmal im Jahr allein verreisen und das, ohne, dass ihr Partner im Minutentakt nachfragen muss, wo die Feuchttücher oder die Brotdosen sind und wo er die Nummer von Schulfreund XY findet. Und das sollte so eigentlich in jeder Familie möglich sein… Oder was meint Ihr?

Weiterlesen – Bücher über Elternschaft

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