Blog-Titelbild - Susanne Mierau: Mutter.sein. Buch-Tipp

Was für eine Mutter willst Du sein?

In ihrem Buch «Mutter.Sein.» hat sich Susanne Mierau mit dem Mutterbild auseinandergesetzt. Was dieses Bild geprägt hat, was unser Muttersein beeinflusst und wie wir es schaffen, davon losgelöst Mutterschaft so zu leben, wie es für uns selber stimmt…

Mütter hatten und haben es nicht einfach. Wir stehen stets unter einem grossen, oft selbstauferlegten Erwartungsdruck, sollen alles wuppen – Job, Haushalt und Kinder – und dabei auch noch gut aussehen, gepflegt, witzig und schlau sein.

Wie wir es auch machen, es ist falsch

Und nicht selten machen wir uns gegenseitig meist das Leben schwer, indem wir uns verurteilen. Und dabei können wir es keinem recht machen. Nicht uns, nicht anderen, denn: Wie wir es auch machen, es ist falsch.

Nicht zu vergessen erfahren wir auch kaum Unterstützung. Im Gegenteil: Staat und Wirtschaft tun nicht sonderlich viel, Müttern das Leben zu erleichtern. Ja selbst Frauen ohne Kinder werden immer wieder benachteiligt.

Susanne Mierau zeigt im Buch «Mutter.Sein.» all das auf. Und vieles ist uns tatsächlich gar nicht so bewusst oder sitzt irgendwo im Unterbewusstsein, zu tief um uns aufzuwecken, wenn wir selber wieder irgendwelchen Klischees aufsitzen…

Was macht eigentlich eine Mutter aus?

Mierau ist dem auf den Grund gegangen und hat dabei auch in der Geschichte geforscht. Heraus gekommen ist eins: die Biologie ist das letzte, was uns zur Mutter macht. Eine mütterliche Bindung kann schliesslich auch zu einem Adoptivkind entstehen. Und: Väter können eine Mutter, bis auf das Stillen, problemlos ersetzen.

Aber tauchen wir ein wenig in die Lektüre ein. Ich habe mir dieses Zitat, von Christina Mundlos, angestrichen:

Die Erwartungen an Mütter sind derart überhöht und ihr Aufgabenkatalog derart angeschwollen, dass sie dieser Rolle unmöglich gerecht werden können. Mütter empfinden sich also permanent als defizitär und scheiternd.

Unser eigenes Mutterbild erschaffen und vorleben

Höchste Zeit, davon los zu kommen, uns von Aufgaben frei zu machen (davon erzähle ich Euch in der Rezension von Patricia Cammaratas «Raus aus der Mental Load Falle» später mehr) und unser eigens Mutterbild zu schaffen und selbstbewusst (vor)zuleben.

Mierau plädiert aber auf jeden Fall wie Cammarata in ihrem Buch dann sehr detailliert ausführt, dafür, die Elternschaft gleichwertig auf beide Elternteile zu verteilen, damit nicht eine Person (und das ist nun mal in den meisten Fällen die Frau) die alleinige Last der Aufgaben trägt.

Dabei hilft es auch ungemein, wenn keiner der Elternteile 40 Stunden pro Woche arbeiten müsste… Und so erhält, wir ahnen es, auch das Thema Selbstfürsorge ein anderes Thema. Denn neben all den Aufgaben dürfen die eigenen Bedürfnisse und Interessen nicht zu kurz kommen.

Bedürfnisse wahrnehmen und kommunizieren

Es ist wichtig, diese zu erkennen (Mütter scheitern oft an den grundlegendsten oder wieso sonst bieten sich manche auf Instagram als «Deine Wasser-App» an, die andere Mütter daran erinnern soll, genug zu trinken!?) und noch wichtiger, sie zu kommunizieren! «Besonders gegenüber dem Partner und der Familie», wie Mierau schreibt.

Auf den folgenden Seiten liefert sie aber auch ganz konkrete Tipps dafür, wie wir unsere Bedürfnisse im Alltag einbauen und stillen können. Indem wir Zeitinseln nutzen, uns welche schaffen oder auch einfach mal die Kinder mitnehmen (z.B. auf eine Jogging-Runde, auf der sie uns mit dem Fahrrad begleiten).

Last but not least stärkt jede in Selbstfürsorge investierte Zeit die Bindung zu unseren Kindern, denn wer seine eigenen Bedürfnisse nicht mehr wahrnimmt, dem fällt es erst recht schwer, diejenigen seiner Kinder wahrzunehmen oder die Kraft dafür aufzubringen, sie zu erfüllen. Und das gilt dann genauso für den Partner und unsere Beziehung zu ihm.

Noch «schlimmer» ist es mit den höheren Stufen der Bedürfnispyramide:

Wir legen unseren Kindern eine schwere Last auf die Schulter, wenn wir unsere Selbstverwirklichung für sie aufgeben. Ein Opfer, um das sie nie gebeten haben und das sie niemals ausgleichen können. (…) Wenn wir unsere Träume für unsere Kinder aufgeben, macht uns das unglücklich (…) und das belastet die Beziehung.

Die fremdbestimmte Mutter

Es reicht nicht, dass uns immer wieder weis gemacht wird, wie wir als Mütter zu sein haben, nein, laut Mierau drängt uns die Gesellschaft sogar in diese Rolle, weil sie Kinder «braucht». Ergo werden Frauen, die keine Kinder wollen, kritisch beäugt, hinterfragt oder sogar abgewertet. Weibliche Fortpflanzung wird als «Pflicht» betrachtet.

Entsprechend galt, und dessen war ich mir gar nicht bewusst, zumindest in Deutschland, eine Abtreibung als strafbar und ist es heute unter gewissen Bedingungen noch! Also auch die Entscheidung, ein Kind zu gebären oder nicht, steht uns Frauen komplett frei.

Ist eine Frau erst schwanger kommen auch all die gut und weniger gut gemeinten Ratschläge von «jetzt musst du aber für zwei essen» bis zu «so viel Kaffee solltest du aber nicht trinken!». Sieht die Frau von vorgeburtlichen Untersuchungen ab u/o gebärt ein behindertes Kind, kommt die Kritik auf dem Fuss…

Mütter im Kreuzfeuer

Von der Schwangerschaft an steht eine Frau im Kreuzfeuer. Kaiserschnitt oder Hausgeburt, Stillen oder Flasche, Kita oder nicht – von jetzt an beginnt ein Pfad der Rechtfertigung und des Ertragens gegensätzlicher Meinung und davor machen nicht einmal Fremde halt.

Ich bin sicher, jede Mutter kann mir von unangenehmen Begegnungen mit Fremden erzählen. Und sei es nur die Omi aus dem Supermarkt, die meinte, unser Baby ersticke im Tragetuch…

Von der richtigen Erziehung oder Nicht-Erziehung fangen wir am besten erst gar nicht an. Dieser Kampf wird täglich da draussen und im Netz, vor allem in den sozialen Medien geführt. Immer und immer wieder. Rabenmutter ist so ein bezeichnender Begriff, dessen männliches Pendant kaum genannt wird.

Social Moms: Inspiration vs Druck 

Der Druck auf Social Media kann zudem riesig werden. Es ist ein zweischneidiges Schwert: wir gewinnen Wissen, können uns inspirieren lassen, aber manchmal macht uns ein Bild oder ein Satz auch so fertig, dass wir am liebsten untertauchen würden.

Gerade wir Frauen, also nicht nur in der Rolle als Mutter, sind anfällig dafür, aus den sozialen Medien Wertschätzung zu schöpfen, gesehen und «geliebt» zu werden. Ich als Bloggerin spüre diese «Jagd» auf Likes und Follower nochmals stärker und benötige immer wieder viel Kraft, mich davon zu distanzieren…

Was also können wir tun, damit wir Mutterschaft so leben können, wie wir es für richtig halten? Mierau fasst zusammen (und ich bündle es):

  • Mehr gerechte Verteilung unserer Aufgaben
  • Sich dessen bewusst machen, was man aus der eigenen Familie (vielleicht auch unbewusst) mitgenommen hat
  • Sich fragen, woher die eigene Verunsicherung kommt und weshalb man sich so leicht unter Druck setzen lässt
  • Mit diesem Wissen Verhaltensmuster hinterfragen und ändern
  • Loslassen und offen sein für andere, individuelle Wege
  • Weg mit dem Perfektions-Druck
  • «Kinder brauchen Liebe, Anteilnahme und respektvollen Umgang», aber wie man dies in der Familie umsetzt, bleibt jedem selber überlassen und kann auch bei jedem anders aussehen.
  • Selbstbewusst unseren Weg gehen, darüber sprechen und ihn sichtbar machen
  • Laut werden, uns einsetzen – z.B. für die Herstellung und Sicherung von Qualität in der Kinderbetreuung und familienfreundliche Arbeitsmodelle

Weiterlesen – Bücher über Mutterschaft

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