Warum Vorlesen wichtig ist

Lesen lernen: vom Vorlesen über’s gemeinsame Lesen bis zum selber lesen

Schon von klein auf habe ich mit meinen Kindern zusammen Bücher angesehen. Anfangs waren es nur Bilderbücher, wozu ich jeweils etwas sagte oder es kurze Texte oder Worte zum Vorlesen gab. Mit dem wachsenden Alter wurden die Texte auch mal länger, die Bücher vielfältiger. Das Vorlesen ist bis heute (meine Jüngste ist 4 Jahre alt) ein tägliches Ritual. Mittlerweile sucht sie sich gerne selber Bücher in der Bibliothek aus und lernt schon mal die Texte darin auswendig um die Bücher dann „selber zu lesen“. Das ist wirklich enorm süss. Sie will dann eine Geschichte immer und immer wieder vorgelesen bekommen bis sie sie selber „lesen“ kann.

An Buchstaben hat sie noch kein Interesse, aber dafür ist es ja auch noch früh genug. Ich habe meinen Kindern nicht nur so lange vorgelesen bis sie es selber konnten, sondern lese den Grossen bis heute noch vor, wenn sie es sich wünschen.

Auch älteren Kindern vorlesen

Mein Ältester (11 Jahre) muss für die Schule oft Geschichten o.ä. lesen, über die es dann eine Prüfung gibt (Textverständnis). Er liest sie durch und will sie dann einmal auch von mir vorgelesen bekommen. Er sagt, dass er dadurch das Ganze nochmals besser aufnimmt, also wie könnte ich da nein sagen?

Meine Mittlere hört auch noch gerne zu, denn im Gegensatz zum Grossen, der nach anfänglichen Mühen sehr rasch ins Lesen fand (mit 9 Jahren las er dann alle Harry Potter Bände in kürzester Zeit. Auch andere Bücher hatte er locker binnen eines halben Nachmittags „durch“), tat sie sich lange schwer,

Sie ist noch heute eher schwach im Lesen, obwohl ich auch ihr viel vorlas, vielleicht aber tatsächlich nicht ganz so viel wie dem Grossen oder jetzt der Kleinen. Ihr fehlt aber auch einfach ein wenig die Konzentration. Ich denke, da spielen eben mehrere Faktoren mit.

Regelmässige Besuche in der Bibliothek

Schulkind liest Buch - lesen lernen

Fakt ist trotzdem: Kinder, die mit Büchern aufwachsen, werden Bücher mögen. Und da für’s Vorlesen auch immer mal wieder neuer Stoff gefragt ist, sind wir jeden Monat in der Bibliothek, wo sich die Kinder Bücher ausleihen dürfen.

Die Jüngste fugt meist stapelweise Bücher an, die ihr gefallen. Sie blättert schon in der Bibliothek interessiert in den Büchern. Bei ihr ist es tatsächlich so, dass ich sie nie dazu animieren musste. Bücher machen einen Grossteil ihrer freien Spielzeit aus. Sie blättert sie immer wieder durch und sieht sich die Bilder an. Dabei macht sie auch vor den Büchern der Grossen keinen Halt.

Egal ob Comics (Asterix, Lucky Luke) oder Sachbücher (Pokemon, Zelda) meines Sohnes oder die Mädchen- und Pferde-Geschichten ihrer grossen Schwester – alles ist spannend für sie. Und oft greift sie auch zu den interaktiven Büchern mit dem Stift.

Geschichten gehören aber auch in Form von Hörspielen und -büchern zum Alltag der drei – jedoch schätze ich die Qualität des Vorlesens anhand von realen Büchern mit Bildern und Gelegenheit zur Interaktion als deutlich höher ein.

Bücher, die beim Lesen lernen helfen

Aber zurück zur Bibliothek: die Mittlere leiht sich gerne noch Bücher mit etwas grösserer Schrift aus – mit Geschichten über Mädchen und Pferde etc. (Bibi und Tina z.B.). Es ist toll, wie die Verlage heute die Kinder bei ihrem „Lese-Stand“ abholen – nicht nur mit grosser Schrift, sondern auch Silben-Trennung, gegliedert nach Schulklasse etc.

Der Grosse leiht sich Bücher nach aktuellem Interesse aus – das kann mal was von einem YouTuber sein, den er mag, mal ein Comic, mal eine Roman-Reihe oder auch ein Sachbuch. Eine kurze Zeit lang interessierten ihn Panzer, also hat er sich dazu einen Stapel Bücher geholt.

Die Lehrerin unserer Mittleren riet uns dazu, täglich 10 Minuten gemeinsam zu lesen. Unter der Woche hatten wir aber tatsächlich Mühe damit, das zu schaffen. Erst recht, wenn sie erst um 16.30 Uhr von der Schule nach Hause kam, dann noch zum Sport ging UND noch Hausaufgaben hatte.

Die Hausaufgaben wollten ja nach dem Abendessen erledigt werden und jeder wird verstehen, dass, wenn schon dafür die Konzentration kaum noch reichte, Lesen am späteren Abend erst recht schwierig wurde. Auch „Ein Satz ich, ein Satz Du“ half dann nicht mehr.

Immer dran bleiben… lesen, lesen, lesen

Bei ihr war der Antrieb, selber lesen lernen zu wollen, dann leider auch nie so stark wie bei ihrem älteren Bruder. Aber wir bleiben dran und es entwickelt sich zum Glück langsam doch noch… (EDIT: das war der Stand als ich diesen Beitrag zu schreiben begann. Über die Schulferien hat sie tatsächlich nun mehrere Bücher gelesen und es hat sich schon stark gebessert bei ihr… 🙂

Kontinuierlich dran bleiben ist mit Sicherheit wichtig. Die Lehrerin hatte da nicht unrecht. Die Motivation ist grösser, wenn es nur kleine, aber regelmässige Häppchen sind, gerade wenn ein Kind „viel um die Ohren“ hat mit Freunden und Hobbies oder sich nur schwer konzentrieren kann.

Das Wählen von Geschichten/Büchern, die dem Kind gefallen, sollte selbstverständlich sein. Und es braucht auf jeden Fall eine ganze Weile lang Eltern oder andere Bezugspersonen, die sich gemeinsam mit dem Kind zum Lesen hinsetzen.

Nur so findet man heraus, wo das Kind noch Mühe hat (verwechselt es Buchstaben? Fallen bestimmte Wörter schwerer als andere?) und kann entsprechend darauf achten.

Eine ruhige Atmosphäre zum Lesen

Unserer Tochter war für’s Lesen auch eine ruhige Atmosphäre sehr wichtig. Sie konnte sich noch schlechter konzentrieren, wenn um sie herum der grosse Bruder oder die kleine Schwester wuselten oder lärmten. Die Lösung: der Rückzug ins ruhige Schlafzimmer.

Verständlich: Lesen Lernen erfordert eben Konzentration und sollte nicht zwischen Tür und Angel geschehen und auch nicht unter Hektik zwischen Terminen oder dergleichen. Vielleicht ist das Einrichten einer bequemen Leseecke auch eine tolle Idee für Euch?

Es ist nicht einfach, in Zeiten von Google das Interesse für Bücher aufrecht zu erhalten. Als wir noch im Schulalter waren, bezogen wir unser Wissen aus Lexika und Sachbüchern. Heute vor allem aus dem Internet.

Aber nicht immer weiss das Internet alles. Oder das richtige? Umso wichtiger ist mir der Besuch in der Bibliothek (ja, jetzt komme ich schon wieder damit). Hier gibt es vielleicht nicht immer schnelle Antworten, aber gerade wenn man mehr wissen will, ist es doch viel spannender, in Bücher einzutauchen.

Warum ich Bücher bevorzuge…

Bücher haben für mich noch heute genug Vorteile. Es ist angenehmer, in ihnen zu lesen und zu blättern, man kann Lesezeichen setzen, Dinge anstreichen (auch wenn nur in den eigenen Exemplaren), prima nachschlagen und auch hier findet man oft auch Illustrationen, Grafiken oder Bilder.

Lesen, egal ob online oder in Büchern, ist eine der wichtigsten Kompetenzen überhaupt. Wer lesen kann, der kann sich auf einfache Weise Wissen erschliessen, sich informieren und auf der Welt zurecht finden. Deshalb sollten Bücher so früh und so oft wie möglich und mit einem grossen Selbstverständnis in unserem Alltag eine Rolle spielen.

Oder wie seht Ihr das?

Weiter unten stelle ich Euch gerne noch ein paar derjenigen Kinderbücher vor, die zuletzt bei uns Einzug gefunden haben. Denn trotz vieler Leihbücher gibt es hier natürlich auch immer mal wieder Bücher, die fix ins Regal wandern…

Schweizer Vorlesetag 2021 – mit Verlosung

Schweizer Vorlesetag

Als Schweizer Familienblog setzen wir uns aktiv für den Schweizer Vorlesetag ein – eine Initiative des Schweizerischen Instituts für Kinder- und Jugendmedien SIKJM. Bis zum Vorlesetag am 26. Mai 2021 gibt es in regelmässigen Abständen Blogbeiträge aus dem Netzwerk Schweizer Familienblogs rund um das Thema Vorlesen.

Die Übersicht über alle teilnehmenden Blogs und deren Themen findet ihr auf der Webseite Schweizer Vorlesetag oder auch nachfolgend:

Werdet auch Teil des Schweizer Vorlesetags – sei es bei euch zu Hause, im Kindergarten, in der Schule, im Verein oder als öffentliche Vorleseveranstaltung. Unter allen, welche eine Vorleseaktion eintragen, werden fünf Bücherpakete verlost!

Aktuell auf unserem Bücherregal…

Von Riesengross bis Klitzeklein

Dieses „Zoom-Bilderbuch“ lädt zum Staunen und Nachdenken ein, denn es ist nicht alles so, wie es scheint. So führt die Geschichte vom Detail zum Gesamtbild – mit jeder neuen Seite tritt der Betrachter weiter von der Ursprungsszene zurück… Spannend, aber eher für etwas ältere Kinder.

WAS IST WAS Erstes Lesen

Nach der Reihe „WAS IST WAS Erstes Lesen“ erweiterte der Tessloff Verlag im Januar sein Erstleseprogramm. Kürzere, einfache Sätze und eine simple Bildsprache, extragrosse Schrift etc. sorgen für flüssiges Lesen. Die Bände enthalten  angemessen zu bewältigende Texteinheiten, ein Buchstabenrätsel und  mehrere kleine Lesequiz, mit denen das Textverständnis spielerisch überprüft werden kann. 

Kuckuck, ich bin wieder da

Dieses Buch musste ich immer wieder vorlesen, es faszinierte das Mäuschen einfach sehr. Ich selber freute mich, ein Buch in den Händen zu halten, dessen Illustrationen von einem Liechtensteiner gestaltet wurden, der auch noch wie ich aus dem Unterland kommt… 🙂

Ilvie Little und die unerschrockenen Seefahrerinnen

Die kunstvoll gestalteten Foto-Lesebücher erzählen von der Elfe Ilvie Little – einer Ex-Elfe, um genau zu sein. Als es Ilvie im Land der Elfen zu langweilig wird, beschließt sie, die weite Welt und das Leben der Menschen zu erkunden. Zusammen mit dem hungrigen Affen Theo, der fluchenden Piratin Leonie, der Navigatorin Amelie und Carlos, dem Schiffskoch, macht sie sich auf den Weg ins Unbekannte – und stößt schon bald auf ein uraltes Geheimnis

Weiterlesen – Bücher für Kinder

4 comments
  1. Liebe Tamara, du sagst es: Dran bleiben, dran bleiben, dran bleiben…! Es zahlt sich aus – das kann ich heute aus Erfahrung sagen!
    Herzlicher Gruss, Rita

    1. Danke Dir, liebe Rita, das machen wir! 🙂 Ich hoffe, das Interesse für Bücher lässt trotz Konsolen & Co. nicht nach…

  2. […] Lesen lernen – vom Vor- zum selber Lesen […]

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