Auch nach 3 Jahren (eigentlich 3,5!) mit 3 Kindern kann ich sagen: das dritte Kind ist das «einfachste». Gerade im Urlaub zeigte sich, dass sie die Zufriedenste ist, aber auch, dass die älteren Geschwister schon vieles «übernehmen» können. Dazu kommt der Vorteil Erfahrung, den man mit zwei Kindern eben mitbringt.
Klar, der Altersabstand zu den älteren Geschwistern (5 bzw. 7 Jahre) trägt zu diesem Gefühl genau so bei wie der Charakter unserer Kinder. Unser Erstgeborene war ein High Need Baby, seine Gefühlsstärke beeinflusst heute noch unseren Alltag erheblich mit.
Die Maus war immer unkompliziert, verträumt und sehr hilfsbereit, leidet aber oft in ihrer Rolle als Sandwichkind, dazu später mehr…
Ich habe es nie bereut…
Ich kann deshalb nicht per se sagen: bekommt ein drittes Kind, das wird voll «easy»! Denn auch ein drittes Kind kann anspruchsvoll sein, vor allem, wenn man vorher ein oder zwei Anfängerbabys hatte, Kinder, die eben «pflegeleicht» sind. Aber für uns war es so…
Ich habe deswegen nicht nur nie bereut, dass wir das dritte Kind bekommen haben (schliesslich war es lange ein absoluter Herzenswunsch von mir), sondern fand auch, dass es uns zeigte, dass es eben auch «anders» geht und uns somit im Nachhinein für vieles entschädigte…
Das Mäuschen war ein relativ zufriedenes Baby wenn sein Bedürfnis nach Nähe, Nahrung und Schlaf etc. gestillt war. Das viele Tragen störte mich wenig, denn ich konnte dabei ja trotzdem den Haushalt machen oder spazieren gehen. Und mit zwei weiteren Kindern verging die Babyzeit im Nu.
→ Drei Kinder bringen Leben in die Bude
Mehr Zeit für’s dritte Baby
Die Geschwisterkinder und der schon gut strukturierte Alltag lenkten mich ab und sie kümmerten sich von Anfang an auch regelmässig um das Baby. Zudem waren sie morgens immer ausser Haus (Schule), weshalb ich da immer viel Zeit hatte, um die Bedürfnisse der Jüngsten zu «lesen».
So merkte ich sehr gut, wenn sie müde wurde und konnte sie – ein Wunder – wach hinlegen und sie schlief rasch selber ein, zumindest tagsüber. Aber auch abends reichte es ihr, wenn ich mich mit ihr ins Bett legte. Herrlich!
Da ich mit dem ersten Kind schon alles hinter mir hatte – von PeKiP bis Babymassage – war ich froh, mit dem dritten Kind null Programmpunkte zu haben. Mir war mit Haushalt und zwei weiteren Kindern nun wirklich nicht langweilig. Ich genoss es einfach, mit ihr zu sein… Kein unnötiger, zusätzlicher Termin-Stress!
Und klar: man ist viel souveräner, wenn man alles schon zweimal hinter sich und ergo vieles schon gesehen hat. Von Schnupfennasen über Arzt-Kontrollen bis zum Beikost-Start.
Die Geschwister kümmern sich
Und so ging es flott weiter und wurde nur immer leichter. Das Mäuschen kann sich prima selber beschäftigen, geniesst aber nachmittags auch die Anwesenheit ihrer Geschwister. Auch nimmt sie dankend jeden Vorschlag zu einer Unternehmung an. Egal ob einkaufen oder spazieren gehen – sie ist dabei!
Wie erwähnt, nehmen die älteren Geschwister auch viel ab. Sei es, ihren Nuggi zu suchen, ihr beim Essen zu helfen oder wie im Urlaub mit ihr unter die Dusche zu gehen. Besonders die Maus kümmert sich wirklich sehr liebevoll und oft. Auch haben die älteren Geschwister prima Ideen, wenn es darum geht, sie von etwas zu überzeugen (z.B. ins Bett zu gehen… :D).
Ich geniesse das sehr: ich kann mich auch mal zurücklehnen, kann darauf vertrauen, dass die Maus ihr die Haare bürstet, die Mütze bringt, mit ihr spielt… Und zur Not bin ich ja trotzdem schnell zur Stelle. Ach, grosse Geschwister sind schon toll!
Hoffentlich rächt sich der grosse Abstand nicht…
Bleibt zu hoffen, dass das auch in den nächsten Jahren so bleibt. Natürlich muss die Kleine auch mal zurückstecken: wenn die Grossen Hausaufgaben machen oder lernen müssen (ich sage nur Corona :P), Hobbys nachgehen oder Freunde treffen. Dann bleibt die Zimmertür manchmal zu. Und diesen Raum muss man den Grossen natürlich gewähren.
Aber ich bin guter Dinge, dass das Interesse für das jüngere Geschwister nicht plötzlich nachlässt. Naja. In der Pubertät vielleicht, aber dann ist das Mäuschen ja auch schon älter. Ich hoffe, dass sich der grosse Abstand von 5 Jahren dann nicht «rächt» und ihr in, sagen wir 4 Jahren, dann jemand zum spielen fehlt.
Wir werden es sehen. Im Moment läuft es wirklich prima mit den dreien. Die grossen Geschwister streiten sich deutlich mehr, sie sind ja auch altersmässig viel näher beieinander.
Keine Kapazitäten mehr…
Lange habe ich trotzdem überlegt, ob es nicht gut wäre, wenn das Mäuschen noch ein jüngeres Geschwisterchen hätte. Aber ich denke, es ist gut, wie es ist. Wir hätten alle nicht die Kapazitäten für ein weiteres Kind. Und die Grossen wünschen sich auch keins mehr…
Mittlerweile sieht man immer öfter Familien mit 4 oder mehr Kindern, aber ich habe keinen blassen Schimmer, wie die es schaffen, allen gerecht zu werden. Das kann ja schon bei zwei Kindern herausfordernd sein.
Ich beneide und bewundere Grossfamilien, ich wäre dem nicht gewachsen. Aber ich bekam natürlich auch erst relativ spät (Ende 29) mein erstes Kind.
Die Geschwister-Konstellation
Ich habe letztens gelesen, dass ein neues Kind nicht einfach der Familie „hinzugefügt“ wird, sondern nochmals alles neu durchmischt, so dass alle wieder einen Platz für sich finden müssen. Dem ist sicher so…
Das Buch „Geschwister als Team“ hätte es schon früher geben müssen. Ich hätte vielleicht damals mehr „abfangen“ können von der Eifersucht, die zwischen meinen Grossen herrschte. Und die sich bis heute oft hartnäckig hält. Es gibt oft Streitereien und alles wird auf die Goldwaage gelegt.
Und wie erwähnt wird bei drei Kindern eins zum „Sandwich-Kind“ und das umso mehr wenn es zwischen zwei Kindern mit starken Bedürfnissen steht. Beim Jüngsten versteht sich das von selbst: je jünger, desto stärker wird die Mama gebraucht.
Keines will zu kurz kommen
Und mein ältestes, gefühlsstarkes Kind kann selbst sein Bedürfnis nach etwas Essbaren noch so äussern als ob er seit drei Wochen nichts gegessen hätte und kurz vor dem Hungertod stünde. Egal aber, was es ist, es wird lautstark und vehement gefordert.
Ist man da ein eher ruhiges, stilles Kind, geht man zwangsläufig etwas unter. Oder entwickelt Strategien, die dafür sorgen, dass man gesehen wird. Das heisst: man nimmt sich bisweilen den grossen Bruder als Vorbild.
Einfach ist es nicht, wenn plötzlich alle laut sind oder eins nach dem anderen. Und man als Eltern ja auch noch Bedürfnisse hat. Oder einfach auch mal zu ausgelaugt ist um die Bedürfnisse anderer überhaupt noch zu sehen, geschweige denn zu erfüllen.
Freiräume schaffen
Hatte ich zu wenig Zeit für mich, werde ich „hässig“ und kann dann einfach nicht mehr empathisch sein. Am ehesten noch bei meiner Jüngsten, manchmal aber nicht mal mehr bei ihr. Es ist also wichtig, dass sich hier alle gegenseitig Freiräume schaffen. Bestenfalls mit der Hilfe anderer (Grosseltern etc.)
Hier funktioniert das am besten, wenn wir uns aufteilen. Dafür müssen aber natürlich auch beide Elternteile da sein. Last but not least steht auf meiner To Do Liste, dass wir vermehrt Exklusiv-Zeit-Inseln mit nur einem Kind schaffen. Das betrifft vor allem die grossen beiden.
Das muss nicht immer die grosse Fahrradtour sein oder der Einkaufsbummel. Das kann auch mal eine halbe Stunde Spiel- oder Lese-Zeit sein, ein Spaziergang, ein Besuch in der Eisdiele oder mal ein Stündchen im Kinderzimmer beim Lego bauen zusehen…
Das dritte Kind hat den Baby-Bonus für immer…
Übrigens komme ich nicht umhin zu erwähnen, dass man dem 3. Kind einfach mehr „durchgehen“ lässt, wenn es das letzte ist. Man weiss ja, dass keins mehr nachkommen wird, mit dem man nochmals alles geniessen kann… Dass beim dritten Kind alle ersten Male auch die letzten Male sein werden.
Der erste Schultag beim dritten Kind wird also gefühlsmässig so sein wie der erste Schultag mit dem ersten Kind. Nur beim zweiten Kind konnte man das gelassen angehen, im Wissen, dass man das ja nochmals erleben wird und mit der Erfahrung, die man schon hatte.
Und so hat das 3. Kind eben viel länger den Baby-Bonus. Vermutlich sogar für immer… 😉
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