Kinderkrebs und Spätfolgen Fruchtbarkeit und Kinderwunsch

„Eine eigene Familie ist ein grosser Wunsch von uns“

Es ist nicht selten, dass bei Kinderkrebs das Thema Fruchtbarkeit nicht angesprochen wird. Denn das Überleben und die dafür notwendigen Behandlungen stehen im Vordergrund. Da Krebsbehandlungen aber zu einem Verlust oder einer Beeinträchtigung der Fruchtbarkeit führen können, müsste vor dem Beginn der Behandlung entschieden werden, ob und welche fertilitätserhaltenden Massnahmen (z.B. die Entnahme von Eizellen) in Frage kommen.

Beratungsangebote und Kostenübernahme

Diese Massnahmen wiederum werden von den Krankenkassen nicht vollständig übernommen, so dass oft auch die Kostenfrage im Raum steht. Die Herausforderungen für Kinder wie Eltern sind vielfältig und häufig ist das Wissen über die Möglichkeiten lückenhaft.

Die aktuelle Sensibilisierungskampagne von Kinderkrebs Schweiz setzt sich dafür ein, dass systematische Beratungsangebote Eltern, Kinder und Survivors umfassend informieren und dass eine Grundversicherung alle notwendigen Kosten übernimmt.

Jasmin Schefer erzählt im Interview von ihren Erfahrungen und wie sie nun das Thema Kinderwunsch angeht…

Leben mit den Folgen der Krebsbehandlung

Jasmin Schefer - Krebs und Kinderwunsch
Jasmin Schefer heute. Bild zVg.

Mama mal 3: Der Krebs hat Sie während Ihrer Kindheit und Jugend gleich 2x „getroffen“ und Sie haben ihn 2x besiegt. Wie haben Sie diese Zeit erlebt? Jasmin Schefer: Beim ersten Mal wusste ich nicht viel vom Krebs. Meine Eltern erzählten mir damals, dass ich schwer krank sei und die Ärzte mich wieder gesund machen. Daher kann ich rückblickend diese Zeit als relativ unbeschwert sehen. Das zweite Mal hat es mich während meiner Jugend getroffen und mich selbst damit auch mehr. Auch habe ich vom zweiten Mal eindeutig mehr Nachwirkungen zu spüren. Da ich durch die Operation eine halbseitige Gesichtslähmung habe, was als Teenager nicht einfach ist, und auch heute noch ein sehr grosses Thema bei mir ist.

Sie sind heute krebsfrei, leben aber mit den Folgen der Behandlungen. Können Sie ausführen, wie diese ihren Alltag beeinträchtigen? Die Gesichtslähmung ist das, was mich am meisten stört und auch sehr zu meinem Körperbild beiträgt. Ansonsten habe ich durch die Operation Gleichgewichtsstörungen, durch welche ich nicht mehr rennen, hüpfen oder mich schnell drehen kann, wie bei einem Purzelbaum. Ausserdem wurden durch die Bestrahlung am Kopf meine Zähne beschädigt, was viele Termine beim Zahnarzt zur Folge hatte.

Wichtig wäre es, dass die Informationen flächendeckend fliessen.

Haben Sie sich damals, als Sie krank waren, Gedanken um ihre Zukunft gemacht, besonders im Hinblick auf einen allfälligen Kinderwunsch? Damals hatte ich zwar auch schon den Wunsch, eigene Kinder zu haben, aber vermutlich nicht mehr als andere Mädchen in diesem Alter. Erst als ich mit 24 Jahren meinen heutigen Mann kennengelernt habe, hat sich der Wunsch nach der Familie konkret ergeben.

Sie schreiben, dass Sie nur wenig Wissen um die wichtige Nachsorge hatten. Sind Sie enttäuscht darüber, dass man Sie als Survivorin nicht eingehender darüber informiert hat? Sicherlich hätte ich mir mehr Informationen seitens der Ärzte und auch Fachstellen gewünscht. Jedoch höre ich auch, dass andere Survivors die Informationen bekommen haben. Ich denke wichtig wäre es, dass die Informationen fliessen und dies flächendeckend in der ganzen Schweiz, unabhängig davon, wo und von wem man behandelt wurde.

Sie sind jetzt 29 Jahre alt. Sie und Ihr Mann würden gerne eine Familie gründen. Gibt es Möglichkeiten, Ihre Fruchtbarkeit zu überprüfen und wäre das ein Thema für Sie? Ja es gibt Möglichkeiten und ich bin mit meiner Frauenärztin dabei, das abzuklären.

Krebs und Kinderwunsch: Fertilitätsbehandlung

Welche Möglichkeiten wären das? Bis jetzt weiss ich nur, dass ein vaginaler Ultraschall sowie ein Blut-Test, der das Anti-Müller-Hormon misst, helfen können.

Sollte eine Fertilitätsbehandlung nötig sein, würden Sie diese in Anspruch nehmen? Ja, denn es ist ein grosser Wunsch von uns, eine eigene Familie gründen zu können.

Sie sagen, dass Sie während Ihrer Krebserkrankung nie über die Risiken bzgl. Fertilität informiert wurden? Mit 7 Jahren fände ich es eher unverständlich, wenn die Ärzte mit mir darüber gesprochen hätten. Ob sie mit meinen Eltern darüber gesprochen haben, weiss ich leider nicht. Mit 14 Jahren, als ich zum zweiten Mal an Krebs erkrankte, weiss ich nicht, ob ich dafür bereit gewesen wäre. Da in dieser Zeit die Jungs gerade erst ein Thema für mich wurden. Heute als erwachsene Frau denke ich, die entsprechenden Informationen hätte ich nach dem Besiegen des Krebs bekommen sollen. Denn während den Behandlungen fehlte mir die Energie, mich noch mit etwas anderem zu beschäftigen als wieder gesund zu werden.

Die Beteiligung der Krankenkasse ist ein grosser und wichtiger Schritt.

Was sollte sich Ihrer Meinung nach für andere Survivors ändern damit die Chancen auf Erfüllung des Kinderwunsches möglichst gross sind? Als erstes muss wirklich eine flächendeckende Information stattfinden. Egal von wem und wo man behandelt wurde. Denn nur Aufklärung und Informationen helfen. Am besten wäre es, wenn man automatisch davon erfährt, ohne danach suchen zu müssen. Ausserdem finde ich es super, dass sich seit kurzer Zeit die Krankenkasse beteiligen muss an Behandlungen wie beispielsweise dem Einfrieren der Eizellen. Dies ist ein grosser und wichtiger Schritt. Denn der Krebs begleitet einem ein Leben lang und wenn man dann solche Kosten noch selbst tragen muss, welche durch die Erkrankung entstehen, ist man doppelt gestraft. Auch wenn man die Psyche bei einem solchen Schritt und die Behandlungen betrachtet, trifft es jemanden einfach doppelt. Vielen Dank für das Interview, Frau Schefer & alles Gute für die Zukunft! 

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